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Geboren 1956. Längste Schulzeit in Döbeln/Sachsen. Statistikstudium in Odessa. Tätigkeiten für verschiedene statistische Institutionen im In- und Ausland, Schwerpunkt Wirtschaftsstatistik und Beratung im Transformationsprozess. Un-Ruhestand in Berlin.
Kontakt: [email protected]
Ingeborg Ruthes Artikel in der Berliner Zeitung trägt den Titel:
„ Ist das Mythische politisch? Aber ja! “
(Printausgabe vom 24./25. September, im PIQ der Link zur Online-Version).
Es geht um die Rettung des Potsdamer Café Minsk durch SAP-Mitbegründer Hasso Plattner. Dem Verfall schon preisgegeben, wurde es nach Erwerb durch den Mäzen in ein Kunsthaus umgebaut, das auch zu einer offenen Begegnungsstätte werden soll. Es trägt jetzt den Namen „Das Minsk“.
Ein Favorit in Hasso Plattners Kunstsammlung aus der DDR, die bereits im Museum Barberini gezeigt wurde, ist Wolfgang Mattheuer (1927–2004). Wie andere Vertreter der Leipziger Schule griff er in vielen seiner Werke auf die biblische und griechische Mythologie zurück.
Mattheuer war kein Dissident, er wollte nie in den Westen, schreibt Ruthe. „Lieber stritt er im Geiste mit Caspar David Friedrich über Gott und die Welt. Er suchte Harmonie, aber er sah die Landschaften, die brutal zerstört wurden. Mattheuer hinterließ gemalte Botschaften, keine ideologischen Abziehbilder…"
Eine Brücke zu dem kanadischen Fotokünstlers Stan Douglas, dessen Arbeiten ebenfalls im Minsk präsentiert werden, wird geschlagen. „Und wir sehen: Da ist Wahlverwandtes, in der Sicht auf die Landschaft, in der Brechung des Romantischen… Es knistert zwischen der Bildsprache des Kanadiers und der des Ostdeutschen…“
In einem anderen Beitrag setzt sich der Kunsthistoriker und Kurator Eckhart J. Gillen, der zu den profundesten westlichen Kennern der DDR-Kunst zählt, mit dem SPIEGEL-Anwurf auseinander, das neue Minsk sei Anbiederung an die Ostalgiker.
Zuvor titelte die FAZ „Das Sanssouci der Kommunisten“, und Claudius Seidel fragt: „Haben Häuser eine Ideologie?“ Natürlich nicht. Seidel beleuchtet aus einem architekturhistorischen Blickwinkel die Rettung des „Juwels der Ostmoderne" (DW). Der Brauhausberg, auf dem das Café Minsk entstand, wurde ebenso wie die Garnisonkirche durch die Naziideologie instrumentalisiert. Das Architekturprojekt von Karl-Heinz Birkholz war ein Antipode zu der ehemaligen Kriegsschule oben auf dem Hügel: als ob die DDR „diesen grimmigen, düsteren Klotz mit maximaler Modernität bekämpfen wollte…“
Und schließlich gibt es noch einen Podcast vom SWR2, in dem entscheidende Akteure des neuen Kunstbetriebs zu Wort kommen.
***
Das Minsk in Potsdam symbolisierte einst die deutsch-sowjetische Freundschaft im Rahmen der Städtepartnerschaft. Enge Kontakte nach Belarus wurden auch nach dem Zerfall der Sowjetunion gepflegt.
Mit dem heutigen Tag trat Belarus in Russlands Krieg ein. Der Name Minsk erhält schlagartig eine düstere Färbung. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Belarus und die Ukraine bezogen auf die Einwohnerzahl die meisten Toten im Zweiten Weltkrieg an Soldaten und Zivilisten zu beklagen hatten. Die Partisanenbewegung war in ihren Gebieten am intensivsten. Die Deutschen stehen in der Pflicht, der erbrachten Opfer zu gedenken. Auch deswegen ist Hasso Plattner zu danken.
Quelle: Ingeborg Ruthe Bild: VG BIldkunst Bonn... www.berliner-zeitung.de
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