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Viele Mythen entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als eben das: Mythen. Die Trümmerfrauen sind so eine Legende und das Wirtschaftswunder hat es ebenfalls nie in der Form gegeben, in der wir es gerne erzählen. Dasselbe gilt für den sogenannten Marshall-Plan, der aus der Entfernung einiger Jahrzehnte betrachtet vor allem eines war: Das Instrument zur Schwächung der Sowjetunion und eine gute Möglichkeit, die Wirtschaft der Vereinigten Staaten am Laufen zu halten.
Allgemein herrscht die Auffassung, der Marshallplan habe Europa aus dem kriegsbedingten Chaos und Elend befreit. Das stimmt teilweise, trug das Wirtschaftsprogramm doch zur materiellen und moralischen Wiederherstellung des alten Kontinents nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Doch die scheinbare Hilfe erwies sich im Kalten Krieg als gefährliche Waffe des amerikanischen Imperialismus.
Im Grunde wurde der Krieg nur mit anderen Mitteln fortgesetzt. Für Deutschland war allerdings der entscheidende Unterschied, diesmal auf Seiten der Alliierten zu stehen. Solange das Land in deren Sinne funktionierte, ging es ihm gut.
Tatsächlich verstärkten die amerikanischen Hilfsgelder die von den europäischen Regierungen initiierten nationalen Konjunkturprogramme der Nachkriegszeit. Hinter dem Motiv der Philanthropie verbargen sich aber auch andere, weniger edle, dafür sehr gewichtige Gründe für die Wirtschaftshilfe. Der Marshallplan war kein selbstloser Akt, sondern das Ergebnis einer wohlkalkulierten politischen Strategie. Die USA wollten die Internationalisierung der Wirtschaft zu ihren Gunsten vorantreiben und den amerikanischen Traum als universelles Modell propagieren.
Wie wir heute wissen, haben politische Strategie und Propaganda Hand in Hand funktioniert. Nur allmählich bröckelt die Macht der Vereinigten Staaten. Was danach kommt, wissen wir nicht, aber es werden aller Voraussicht nach ähnliche Strategien sein.
Quelle: Bernard George Bild: Arte arte.tv
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Ich kenne mich nur ungenügend aus mit China, aber die Parallelen scheinen offensichtlich. Auch China investiert im Ausland Milliarden in Infrastruktur- bzw. Konjunkturprojekte, die letztendlich immer (auch) dem eigenen Wohl dienen. Was ich nur etwas seltsam finde: Während China selbst von Kritikern cleveres Paktieren attestiert wird, wird dem Marschallplan hier "vorgeworfen" ein verstecktes geopolitisches Instrument gewesen zu sein. Dabei sind die Fallstricke doch in beiden Fällen recht offensichtlich.