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Zeit und Geschichte

Mein Retter, mein Feind

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSamstag, 29.07.2017

Frühjahr 1945: Die Alliierten haben den Zweiten Weltkrieg schon fast gewonnen. Doch Erwin Ernest Barnes hofft auf weitere Einsätze, wie sein Onkel und seine Brüder dient er in der Army. 19 Jahre ist er alt, war erst Lehrling im Bootsbau, dann hat er sich freiwillig zur Royal Air Force gemeldet, zur britischen Luftwaffe. Nach einer kurzen Ausbildung wird er Bordschütze einer Avro 683 „Lancaster“, ein großer Bomber mit vier Motoren, der Schrecken der deutschen Städte wie Hamburg und Dresden.

Sieben Männer sind an Bord, zwei Piloten, ein Navigationsoffizier, ein Funker, drei Schützen – darunter Barnes. Ein etwa vierstündiger Flug bringt sie nach Norddeutschland. Die Maschine kreist über Hamburg, dann klinkt die Besatzung die Bomben aus. „Wir sahen, wie die Stadt brannte. Es brannte an vielen Stellen, es brannte überall. Ich dachte – warum müssen wir das tun? Es brennt doch bereits“, sagt Barnes.

Dann wird der Bomber durchgerüttelt. Die deutsche Flugabwehr hat getroffen. Drei der vier Motoren brennen. Die Maschine geht in einen langsamen Sinkflug. Die Piloten werfen die restlichen Bomben an Bord ab. Irgendwo auf der Nordsee gelingt die Notlandung, ohne dass die Lancaster zerbricht oder untergeht. Aber immer mehr Wasser dringt ein, langsam sinkt das Flugzeug.

Dann bemerkt Barnes ein Boot, das auf sie zuhält. Zwei Flaggen wehen an dessen Heck: ein rotes Kreuz und das Kreuz der Hanse. Seenotretter! Doch Barnes will nicht zu den verhassten Nationalsozialisten an Bord, er will sich nicht retten lassen. Die Seenotretter bringen ihn nach Bremerhaven, er kommt in Kriegsgefangenschaft, hungert in Lagern. Erst Jahrzehnte nach dem Krieg kann er Danke sagen, kehrt nach Bremerhaven zurück und trifft aktuelle Seenotretter, die endlich keine Feinde mehr für ihn sind.


Mein Retter, mein Feind

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Kommentare 1
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor mehr als 7 Jahre

    starke Geschichte, die auch sehr prägnant betitelt ist. Ein gutes Beispiel dafür, wie sehr der Krieg Menschen verblendet. Lieber sterben als sich vom Feind retten zu lassen. Immerhin hat sich Barnes eines Besseren besonnen. Der zeitliche Horizont ist aber nicht ganz klar: Du schreibst im Teaser von Jahrzehnten später, im Text steht nichts davon. Mich hätte auch interessiert, wie er nach Jahrzehnten das gleiche Boot wiederfindet. Und waren da tatsächlich noch die gleichen Leute stationiert?

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