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Zeit und Geschichte

Mehr als eine Million ermordeter Armenier: Soll das kein Genozid sein? Ein Briefwechsel

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerFreitag, 22.01.2016

Eher selten dürfte eine Geschichtsredaktion wohl einen Brief von einem Botschafter erhalten. Im Sommer 2012 widmete sich GEO Epoche dem Osmanischen Reich. Im Magazin erschien dazu ein Text mit dem Titel "Ein verleugnetes Verbrechen": Während des Ersten Weltkrieges hatte sich eine Gruppe von Armeniern gegen die türkischen Machthaber erhoben. Die Regierung schlug zurück, und ihre Häscher trieben die Anhänger der christlichen Minderheit gen Süden. Mehr als eine Million Menschen starben auf den Gewaltmärschen.

Die Türkei leugnet diesen Völkermord bis in die Gegenwart. Als etwa die französische Nationalversammlung vor einigen Jahren ein Gesetz zum Verbot der Leugnung von Völkermorden diskutierte, worunter der Genozid an den Armeniern gefallen wäre, sah der türkische Parlamentspräsident die Meinungsfreiheit in Frankreich bedroht. Zeitweise setzte Ankara sogar die Zusammenarbeit mit Paris im Rahmen der NATO aus.

Kurz nach Erscheinen des Textes erhielt GEO Epoche einen Brief vom türkischen Botschafter Hüseyin Avni Karslıoğlu. Er lehnte den Begriff Völkermord ab und meinte, man sollte "bei einem derart umstrittenen Thema alle Standpunkte darlegen". Sein Brief zeigt – und das ist der Grund, weshalb ich diesen piq ausgewählt habe –, wie politisch geschichtliche Ereignisse bleiben, wenn sich eine Nation weigert, ihre Schuld aufzuarbeiten. GEO-Epoche-Chefredakteur Michael Schaper ging auf die Vorwürfe ein. Seine Antwort ist schon deshalb lesenswert, weil sie zeigt, wie weit die Forschung – auch in der Türkei – längst gediehen ist und eine Relativierung nicht mehr ermöglicht.

Unter dem Briefwechsel findet sich übrigens ein Link zur historischen Rekonstruktion.

Mehr als eine Million ermordeter Armenier: Soll das kein Genozid sein? Ein Briefwechsel

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Kommentare 2
  1. Kurt Tutschek
    Kurt Tutschek · vor fast 9 Jahre

    Sehr schöne Replik von Michael Schaper. Gab's dazu nochmal eine Rückmeldung des Botschafters?

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 9 Jahre

      Gute Frage, weiß aber leider keine Antwort.

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