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Zeit und Geschichte

Marcel Reich-Ranicki über den Historikerstreit und die "trübe Figur" Ernst Nolte

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerFreitag, 19.08.2016

Marcel Reich-Ranicki beschäftigte sich in seiner Autobiographie auch mit dem Historikerstreit. Sein Sohn Andrew Ranicki, Professor für Mathematik an der University of Edinburgh, hat das entsprechende Kapitel, anlässlich des Todes des Historikers Ernst Nolte, hochgeladen. Nolte hatte den Streit 1986 mit einem Beitrag in der F.A.Z. entfacht. In seinem Text versuchte er die deutsche Schuld am Holocaust zu relativieren, indem er auf den sowjetischen Gulag verwies. Als Redakteur im Feuilleton erlebte Reich-Ranicki die Auseinandersetzungen aus nächster Nähe. Noltes Thesen erschütterten ihn. Dass sie in seiner geliebten Zeitung gedruckt wurden, dafür schämte er sich jahrelang. Während sich viele Nachrufe jetzt auf die Person Nolte konzentrieren und seinem Leben sogar eine "gewisse Tragik" attestiert wird, erzählt Reich-Ranicki, wie es zum Historikerstreit kommen konnte, welche Rolle Joachim Fest dabei spielte und inwiefern Noltes Thesen die Debatte um das "Ende der Schonzeit" beeinflussten. In seiner Autobiographie wunderte sich Reich-Ranicki aber dann selbst, dass er der "trüben, ja, verächtlichen Figur der deutschen Zeitgeschichte" so viel Aufmerksamkeit widmete.

Marcel Reich-Ranicki über den Historikerstreit und die "trübe Figur" Ernst Nolte

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