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Zeit und Geschichte

Kopien und Plünderungen – die Raubkunst der Nationalsozialisten und der Fall Lohse

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSamstag, 16.12.2017

Seine Gier war berüchtigt: Hermann Göring, einer der mächtigsten Männer des "Dritten Reiches" griff zügellos beim Essen zu, konsumierte Schmerzmittel, schätzte Alkohol und er sammelte wie wild Kunstwerke. Seine Sammlung vergrößerte er mit gestohlenen Werken aus ganz Europa, mit Kleinoden, die er Juden abnehmen und aus Museen holen ließ. 

Einer seiner wichtigsten Helfer beim Raub von Kunstwerken jüdischer Sammler im besetzten Frankreich war Bruno Lohse. Von 1941 bis 1944 organisierte Lohse die Beschlagnahme von Bildern, Möbeln und Skulpturen. Zudem plante er den Transport der zusammengerafften Werke in die Sammlung des geplanten Führermuseums in Linz oder auf Görings Landsitz Karinhall. 

Wie so viele Helfer der Nationalsozialisten überstand Lohse die Nachkriegszeit. Zwar musste er sich in Paris einem Prozess stellen – er überstand das Verfahren aber glimpflich. Schon bald konnte Lohse wieder mit Gemälden handeln. "Bei seinem Tod hinterließ er eine ansehnliche Privatkollektion und ein Züricher Bankschließfach voller Raubkunst aus jüdischem Besitz", schreibt Andreas Kilb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 

Auch das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin erwarb – ungewollt und über Umwege – zwei bedeutende Porträts aus dem Nachlass Lohses: Zwei Kaiserbilder aus Dürers Werkstatt. Mit einer kleinen Ausstellung erzählt das DHM die Geschichte der Werke und ihres Ankaufs. Lohse, der Helfer Hermann Görings, arbeitete mit jüdischen Experten zusammen. Zu diesem Kreis zählte der Kunsthistoriker Max J. Friedländer, der die Kaiserporträts entdeckt hatte. Er versprach Lohse, der die Gemälde kaufte, am Markt dafür zu sorgen, dass sie als Originale gelten würden. Kilb erzählt einen Kunst-Krimi und kritisiert das DHM: 

"Die Ausstellung rückt nicht Lohse, sondern Friedländer ins Zentrum, sie lässt die Provenienzrecherche der Kuratorin Sabine Beneke in einer Hommage aufgehen. Das ist museumspolitisch geschickt, aber nur die halbe historische Wahrheit."
Kopien und Plünderungen – die Raubkunst der Nationalsozialisten und der Fall Lohse

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