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Studium der Philosophie und Germanistik an der University of Chicago, davor Geistesgeschichte, Literatur und politische Philosophie in Paris, Berlin und Wien.
Corey Robin hat eine Debatte zur Geschichte und Gegenwart des Konservatismus losgetreten. Er ist ein scharfsinniger Beobachter amerikanischer Politik. Ich kann jedem nur empfehlen ihm auf Facebook zu folgen.
Vor kurzem hat er eine komplett neu bearbeitete Auflage seines Buches The Reactionary Mind herausgebracht. Hier sind zwei Reviews des Buches. Einmal, unten, von Jake Hamburger, der Robins zentrale These exzellent herausstellt: Trump ist kein Bruch mit "anständigem" konservativen Denken und Praxis, sondern seine Inkarnation. Lily Geismers Analyse hier ist ebenso exzellent und bringt die Implikationen von Robins Thesen für linke Politik noch schärfer in den Fokus.
So sehr ich Robin als Kommentator aktueller Politik mag, so sehr frustrieren mich jedoch seine Kategorien und Narrative als Historiker. Sein Marxismus ist absolut manichäisch. Es gibt Progressive und Reaktionäre, Gut und Böse.
Dabei scheint es mir zumindest offensichtlich, dass seit 1789 das ideologische Spektrum politischen Denkens im Westen dreigeteilt ist. Konservative, im emphatischen Sinne, sind die anti-modernen, antikapitalistischen Verteidiger des ancien régime von Krone und Kirche; Liberale sind die pro-kapitalistischen Verteidiger der bürgerlichen Mittelklasse; Linke sind sozialistischen Kritiker des Kapitalismus im Namen des 3. Standes/Proletariats/Arbeiterklasse. Alles weiter ist eine Mischform dieser Grundtypen.
Die Spannungen zwischen pro- und antikapitalistischen Kräften in den USA würden dann eher als Kämpfe zwischen Konservativen im engeren Sinne und eigentlich liberalen Kräften erscheinen. Robin will Heidegger und Reagan in einen Topf werden. Das macht für mich überhaupt keinen Sinn. Das einzige was den beiden gemein ist, ist ihr Antikommunismus – dabei wäre gerade Marx der erste, der scharf zwischen Bourgeoisie und Feudalismus unterscheiden würde!
Vielleicht ist das eine europäische Perspektive. In den USA war Politik irgendwo immer ein Kampf zwischen konservativen Liberalen, liberalen Liberalen und linken Liberalen. Hamburger zitiert hier Lionel Trilling:
Trilling was convinced that conservatism had no authentic basis in the United States, a liberal and commercial society with no Ancien Régime to defend.
Die einzige Art, wie ich mir Robins simplifizierendes Schema erklären kann ist, wenn es um die Frage des Rassismus geht. Wenn selbsterklärte Liberale, wie z.B. die Gründungsväter, auch Sklavenhalter waren und man Rassismus, der an die natürliche Ungleichheit der Menschen glaubt, als vor- und anti-moderne Ideologie auffasst, dann muss es wohl so aussehen als wären Liberalismus und Reaktion ein unauflösliches Kontinuum.
Ich würde immer noch widersprechen. Anti-rassistische Bewegungen konnten ihre Forderungen durch Rückgriff auf verfassungsrechtlich garantierte liberale Prinzipien natürlicher Gleichheit geltend machen. Praktische Koexistenz von Rassismus und Liberalismus heißt nicht ideologische Konvergenz.
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In jedem Fall öffnet Robins Buch, hier durch zwei exzellente Kritiker vorgestellt und analysiert, spannende Debatten und hilft die eigenen politischen Kategorien zu reflektieren, sowie Trump und Co. in größere geistesgeschichtliche Kontexte einzuordnen. Schwierige Texte aber durchaus den Aufwand wert.
Quelle: Jacob Hamburger EN lareviewofbooks.org
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Danke für die Empfehlung des Buchs und der Rezensionen - und für die kluge Analyse! Ich finde es faszinierend, wie bereitwillig man in Amerika von einem konservativen "Gedankengebäude" ausgeht und man immer wieder versucht, eines zu konstruieren - selbst dann, wenn jemand wie Trump vorbeikommt und viele Hautaspekte solch eines angenommenen Gedankengebäudes völlig auf den Kopf stellt, man muss da nur an die jahrzehntelang verbittert hochgehaltenen "moralischen Werte" denken. Ich habe das Gefühl, dass Versuche, dieses "Gedankengebäude" zu verstehen, der Möglichkeit zu wenig Raum einräumen, dass die Mehrheit der republikanischen Partei heute nicht mehr von Überzeugung angetrieben wird, sondern vor allem von Gier, Machterhalt und männlich-weiße Überlegenheitsfantasien ... Das Ende des Essays bringt meinen Eindruck sehr gut auf den Punkt: Wir versuchen das alles zu verstehen und aus der "intellektuellen" Geschichte der Reaktionären einen Sinn zu basteln - währenddessen sind sie an der Macht und dabei, das Land und möglicherweise die Welt zu ruinieren.