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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
Im November 2016 veröffentlichten die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ ein Gespräch mit dem Mitherausgeber Jürgen Habermas. Es geht darin um eine Reihe von Themen, aber vor allem um Politik in Zeiten des Rechtspopulismus.
Knapp zwei Jahre nach dem Gespräch geben die Rechtspopulisten in Deutschland, in Europa und den USA noch immer den Ton an und es lohnt sich, das Interview noch einmal zu lesen.
Habermas hält nichts davon, den Dialog mit Rechten zu suchen:
Daraus dürften demokratische Parteien für den Umgang mit Leuten, die solchen Parolen nachlaufen, eigentlich nur eine Lehre ziehen: Sie sollten diese Art von „besorgten Bürgern“, statt um sie herumzutanzen, kurz und trocken als das abtun, was sie sind – der Saatboden für einen neuen Faschismus.
Habermas spricht sich hingegen für mehr supranationale Zusammenarbeit aus, für eine, wie er es nennt, "demokratische Polarisierung" und fordert auf, stattdessen konsequent über Themen zu diskutieren:
Man müsste also politische Gegensätze wieder kenntlich machen, auch den Gegensatz zwischen der – im politischen und kulturellen Sinne „liberalen“ – Weltoffenheit der linken und dem ethnonationalen Mief der rechten Globalisierungskritik. Kurzum: Die politische Polarisierung müsste sich wieder zwischen den etablierten Parteien um sachliche Gegensätze kristallisieren. Parteien, die dem Rechtspopulismus Aufmerksamkeit statt Verachtung widmen, dürfen von der Zivilgesellschaft nicht erwarten, dass sie rechte Parolen und rechte Gewalt ächtet.
Quelle: Jürgen Habermas/Redaktion "Blätter für deutsche und internationale Politik" blaetter.de
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Vielen Dank für dieses Interviews - wie toll und weitsichtig. Ich möchte es an alle meine Freunde verteilen. Es ist so tragisch, dass der öffentliche Diskurs solche Stimmen so sehr marginalisiert hat. Früher wäre dieses Gespräch groß im "Spiegel" erschienen - dieser Anti-Intellektualismus geht mit dem Rechtstruck Hand in Hand, habe ich den Eindruck.
Wie werde ich diese Stimme vermissen, wenn er einmal nicht mehr ist.