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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Kürzlich ist von Jörn Leonhard das Buch "Über Kriege und wie man sie beendet" erschienen. Leonhard lehrt Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Universität Freiburg. Im Gespräch mit der Stiftung Demokratie Saarland, deren Youtube-Kanal ich schon längst empfehlen wollte, diskutiert er seine Thesen vor allem im Hinblick auf Russlands Krieg in der Ukraine.
Zwar geht es, wie der Titel sagt, um eine Lösung von Kriegen, aber im Falle der Ukraine könnte eine solche noch in ziemlicher Ferne liegen. Denn immer wieder haben sich kriegsführende Staaten als sehr widerstandsfähig erwiesen, trotz aller Sanktionen.
Die Probleme beginnen oft vor der Kriegserklärung. Regelmäßig versagte die Aufklärung, weshalb die Machthaber viel zu optimistisch ihre Truppen losschickten, zuletzt bekanntermaßen Putin. Ein anderes Beispiel: Im Ersten Weltkrieg etwa glaubte die Entente, die Armee der Habsburger würde binnen Wochen auseinanderbrechen, aufgrund deren multiethnischer Zusammensetzung, aber das geschah nicht. Folge war ein jahrelanger, sehr verlustreicher Krieg.
Auch die Verhinderung eines Krieges sei keine leichte Sache, sagt Leonhard: Einseitige Konzessionen zugunsten eines Aggressors liefen viel zu oft auf einen faulen Frieden hinaus, was einen Krieg nur verzögerte. In der Antike belegte dies etwa die naive Politik Karthagos gegen das kriegslüsternde Rom. Grund sei, dass Konzessionen einen Aggressor in seinem Tun bestätigen und hungriger machten.
Kaum einfacher sei es, einen Waffenstillstand durchzusetzen, also einen Konflikt einzufrieren, wie Mützenich es formulieren würde. Ein Waffenstillstand mache nur Sinn, sagt Leonhard, wenn ihn alle Kriegsparteien ernsthaft wollten. Ansonsten handle es sich allenfalls um eine Pause, ein Atemholen. Im Falle der Ukraine stelle sich die schwierge Frage, welcher Staat überhaupt als Vermittler tauge. Er müsste nicht nur militärisch stark, sondern auch für beide Seiten glaubwürdig sein. Das Fehlen eines solchen Vermittlers bereitet dem Historiker die größte Sorge.
Eine Ausweitung des Ukrainekriegs nimmt Leonhard derzeit nicht an, aber wenn sich Putin durchsetze, dann gehe von seinem Überfall eine verheerende Wirkung für andere Konflikte in der Welt aus. Gewinnt Russland, wäre der Westen geschwächt – mit unabsehbaren Folgen für die Welt.
Am interessantesten und auch spekulativsten ist seine zehnte These: Niederlagen führen – nicht immer, aber regelmäßig – zu Lern- und Reformprozessen in den unterlegenen Staaten. 1905 etwa verlor Russland gegen Japan und gab sich anschließend eine recht moderne Verfassung.
Allerdings, so lässt sich einwenden, hat auch Deutschland aus der Niederlage im Ersten Weltkrieg "gelernt" und eben verbrecherische Schlüsse gezogen: Revision, Aufrüstung, neuer Krieg. Sprich: die Geschichte ist offen.
Im Falle von Russland, sagt Leonhard, sei eine fundamentale Niederlage ohnehin eine gefährliche Sache. Zu groß wäre dann die Gefahr, dass die Atomwaffen in die falschen Hände gerieten.
So, genug geschrieben, ich hoffe, ich habe hier auf das Gespräch neugierig gemacht ;-)
Quelle: Jörn Leonhard Bild: Stiftung Demokrat... www.youtube.com
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Der Ausdruck "...wie man sie beendet" ist ziemlich heillos, weil er davon abstrahiert, dass wir Alle Menschen in bestimmten Zusammenhängen und mit bestimmten Wirkmöglichkeiten sind - es gibt dieses "man" einfach nicht. Es geht also um Handlungsanweisungen oder -Maximen, die sehr abhängig von der Position desjenigen sind, an den sie gerichtet sind.
Jeder Krieg ist anders. Jeder ist ein komplexer Prozess in einem komplexen Gefüge von Kräften und Einflüssen. Zum Beispiel haben wir im Fall des Ukrainekriegs ein eigentümliches Nebeneinander von heißem Krieg und quasi-zivilem Umgang und Handel. So leitet die Ukraine immer noch (wenn auch nicht mehr lange) russisches Gas für Westeuropa durch ihr Gebiet, das zB in Österreich landet. Die EU treibt weiterhin Handel mit Russland.
Im Westen - und auch in der Ukraine selbst - ist der Krieg nicht nur ein außen-, sondern auch jeweils ein sehr innenpolitisches Thema, das mit anderen Themen um Aufmerksamkeit konkurriert und - wie wir an der russischen psychologischen Kriegführung merken - innenpolitisch "verloren" werden kann.
Eine entscheidende Frage ist, wie erreichbar jeweils die andere Seite ist. Im Falle Russlands sehe ich hier im Moment schwarz - obwohl unsere Politiker den Versuch, einzuwirken, niemals aufgeben sollten, und dies auch tun.
Aber das Kosten-Nutzen-Kalkül, das auf beiden Seiten gilt, ist nicht von der Hand zu weisen.
Auf russischer Seite ist der ökonomische Nutzen schon lange nicht mehr gegeben und verschlechtert sich von Woche zu Woche. Es gibt einen anderen Nutzen, der im Bereich des Selbstbehauptungswillens, des Gefühls der eigenen Größe und Bedeutung und Stärke zu suchen ist.
Die ganze Sache ist äußerst tragisch.
Kleine Anmerkungen: es heißt "Entente".
Dem Hinweis =
Kaum einfacher sei es, einen Waffenstillstand durchzusetzen, also einen Konflikt einzufrieren, wie Mützenich es formulieren würde =
der eine Art Unmöglichkeit versucht uns zu erklären und damit diese zu manifestieren, aber dem ist entgegen zu halten Kissinger
und die Beendigung des Vietnam-Krieges.
Ja, das macht neugierig.
Ich finde im Fall der Ukraine fehlt nicht nur ein "mächtiger" und seriöser Vermittler sondern auch ein ernstzunehmender Garant.
In der FAZ las ich gestern:
"Und seit Jahresbeginn haben Drohnen ein gutes Dutzend Ölraffinerien und mehrere Öltanks auf russischem Gebiet angegriffen, teils Hunderte Kilometer von der Front entfernt.
Die Schläge sind so effektiv, dass sie im Westen offenbar Sorgen um den ohnehin steigenden Ölpreis schüren. Wie die Zeitung „Financial Times“ am Freitag berichtete, soll Washington Kiew schon mehrmals aufgefordert haben, die Angriffe zu stoppen – doch gab es auch am Wochenende wieder Attacken. "
Wer möchte solche Vermittler, die einem wirksame Gegenschläge ausreden wollen um innenpolitisch selbst keine Probleme zu bekommen?
https://www.faz.net/ak...
Aufschlussreich. Auch, was er über Imperien und Empires, ist erhellend.
Ergänzend zur Kriegsfrage antwortet Carlo Masala:
https://www.deutschlan...
Warum die Welt keinen Frieden findet, das Buch zur Sendung, wird gerade nachgedruckt:
https://yourbook.shop/...
Vielleicht müssen Kriege einfach passieren, bis sich die Beteiligten wieder daran erinnern wie schmerzlich sie sind. Umso mehr ein Grund dem Krieg einfach fern zu bleiben - sich abzusetzen ins Ausland. Er ist sinnlos und nur ein kurzes Aufbäumen.