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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Wie Kollaboration die Zukunft vergiftet

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMittwoch, 21.08.2024

Erinnern und Gedenken sind zentrale Themen dieses Kanals. Und damit auch das Verdrängte und dessen oft schmerzhafte und kontroverse Rückkehr. Bei unseren Nachbarn in Ost und West war es oft die Kollaboration mit der Nazidiktatur, die sie als Besatzung erlebten und die einige nutzten. In Frankreich dauerte es ein Vierteljahrhundert, bis man darüber stritt. In diesem Pick erfährt man vieles dazu.

Nach dem im alten Pick vorgestellten sensationellen Dokumentarfilm "Das Haus nebenan – Chronik einer französischen Stadt im Kriege" (1969) von Marcel Ophüls beschäftigten sich viele mit dem Thema der Kollaboration.

Und Louis Malle, der sich durch seinen momentan auch in Arte Mediathek zu sehenden "Fahrstuhl zum Schafott" zu einem international beachteten Filmemacher entwickelte, drehte nicht nur einen, sondern den Spielfilm zur Kollaboration, ja, mit "Lacombe Lucien: Der Spitzel" einen der besten Geschichtsfilme.

Mit Patrick Modiano arbeitete er dabei zusammen. Der Schriftsteller gestaltete das Thema konkret französisch, mit universeller Gültigkeit bis in unsere Tage. Ausdrücklich deshalb erhielt er - Jahrzehnte später - am 9. Oktober 2014 den Nobelpreis für Literatur, mit der Begründung: 

Für die Kunst des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt während der Besetzung sichtbar gemacht hat.

Hier seine Preisrede zur Macht und Ohnmacht der Erinnerung, die mit Bezug auf Marcel Proust kritische Töne anschlägt.

Leider glaube ich nicht, dass die Erinnerung an die Vergangenheit noch mit der Kraft und Offenheit von Marcel Proust möglich ist. Die Gesellschaft, die er beschrieb, war noch stabil, eine Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Prousts Erinnerung lässt die Vergangenheit in all ihren Einzelheiten wieder auftauchen, wie ein Tableau vivant. Heute habe ich den Eindruck, dass das Gedächtnis sich seiner selbst nicht mehr so sicher ist, da es sich in einem ständigen Kampf gegen Amnesie und Vergessen befindet. Diese Schicht, diese Masse des Vergessens, die alles verdeckt, führt dazu, dass wir nur Bruchstücke der Vergangenheit aufgreifen können, unzusammenhängende Spuren, flüchtige und fast unfassbare menschliche Schicksale.

Angesichts dieser großen leeren Seite des Vergessens muss es die Berufung des Schriftstellers sein, einige verblasste Worte wieder sichtbar zu machen, wie verlorene Eisberge, die auf der Oberfläche des Ozeans treiben.

Über viele von Modianos Werke kann man sagen, was Karl Korn (Frankfurter Allgemeine Zeitung) über den Film "Lacombe Lucien: Der Spitzel" im Jahr 1974 schrieb:

Die Schönheit des Films macht das Schreckliche schmerzlich fühlbar. Wer dem Film das Eigenrecht der Sprache der Kunst einräumt, wird dem Werk politisch-moralische Qualität nicht nur nicht absprechen, sondern es umso höher bewerten, als es im Sinne Flauberts Schönheit als des Schrecklichen Anfang begreift.

Dieser ästhetisch wie geschichtlich außerordentliche Film ist bis zum 10/11/2024 in der arte Mediathek zu sehen.

Nachtrag: Wer sich wundert, dass man nichts mehr von dem sensationellen neunzehnjährigen Hauptdarsteller hörte: Pierre Blaise, durch seine Rolle auf dem Weg zum Star, starb zwanzigjährig bei einem Verkehrsunfall.

Gestern & Heute: Wie Kollaboration die Zukunft vergiftet

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