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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Kriegsende, Kriegskinder, Kriegsüberlebende (Ein Dossier)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 05.05.2020

Die Kriegskinder sind die letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs. Ihm widmete die ARD einen langen Dokumentarfilm von Jan N. Lorenzen mit umfangreichem Begleitmaterial: Interviews von heute, Filmaufnahmen von gestern.

Ein gesellschaftliches Panorama wird über die Erinnerungen an die Eltern dargestellt: Diese sind Soldaten und Opfer der Shoah, Kriegsverbrecher und Mitläufer.

Manche der Kinder und Jugendlichen haben eine Häftlingsnummer tätowiert, andere ein SS-Blutgruppenzeichen, aber alle sind vom Krieg geprägt – bis heute. Sie überlebten, aber der Krieg tobt in ihren Erinnerungen.

Deshalb erzählen sie ungemein anschaulich und bewegend.

Viele multimedialen Projekte zum 75. Jahrestag des Kriegsende gibt es allerortens. Der Tagesspiegel rekonstruiert den Endkampf um die Hauptstadt:

Bei der Schlacht um Berlin hatte es seit den Seelower Höhen auf sowjetischer Seite rund 100.000 Tote und 250.000 Verwundete gegeben, auf deutscher ebenfalls 100.000 tote Kämpfer. Die Zahl der getöteten Zivilisten, so schreibt der beim Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr tätige Historiker Peter Lieb, sei am schwierigsten zu bestimmen, „doch dürfte diese Zahl bei mehreren Zehntausend gelegen haben“.

"30. April 1945" – ein zweiteiliges Hörspiel von Alexander Kluge, auch er ein Kriegskind, nach seinem gleichnamigen Buch ist wieder in der Audiothek.

An diesem Tag beging der Gewaltherrscher Selbstmord. Volker Ullrich, Autor des eben erschienenen Buchs "Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches", nutzt die Suche nach dem Leichnam für eine Studie über diese Zeit:

Ihnen bot sich ein Bild des Grauens: Schwarze Rauchwolken hingen am Himmel, hier und dort loderten immer noch Brände und stürzten Fassaden ein. Die Trümmer der zerstörten Häuser türmten sich zu Bergen, dazwischen lagen die Leichen von Soldaten – Russen und Deutsche. Zerschossene Panzer, umgestürzte Geschütze, ausgebrannte Straßenbahnwagen zeugten von der Heftigkeit der vorangegangenen Kämpfe.

Überall lagen auch Pferdekadaver herum. Den Berlinern dienten sie als willkommene Bereicherung ihres Speisezettels. Die Journalistin Margret Boveri hörte am Morgen des 2. Mai, es werde Pferdefleisch verteilt. "Ich (…) rannte hin und fand ein halbes, noch warmes Pferd auf dem Trottoir und drum herum Männer und Frauen mit Messern und Beilen, die sich Stücke lossäbelten. Ich zog also mein großes Taschenmesser, eroberte mir einen Platz und säbelte auch. Einfach war's nicht. Ich bekam ein Viertel Lunge und ein Stück von der Keule, woran noch das Pferdefell war, und zog blutbespritzt ab."

Eine Massenerscheinung der ersten Friedenstage in Berlin waren Plünderungen von Geschäften und Lebensmittellagern.

Ein siebenminütiger Film aus bislang unveröffentlichten Archivaufnahmen zeigt das Leben im zerbombten Berlin im Juli 1945.

Aufschlussreich ist der Artikel in der Berliner Zeitung über die Vielvölkerstadt Berlin, der zeigt, wie nach dem Schrecken des Kriegs das normale Leben wieder beginnt:

Varietés, Nachtklubs, Kabaretts und Kinos öffneten als Erste und stellten auf neues Publikum um. Die Programme gab es nun auf Englisch, Russisch und Französisch. Die Tanzwut brach aus, gebremst nur durch die Ausgangssperre um 23 Uhr nach der nun geltenden Moskauer Zeit. Vielsprachig wettete man auf der Trabrennbahn Karlshorst, handelte auf dem Schwarzmarkt und kommunizierte am See. ... Im Sommer 1945 war Berlin zur vielsprachigsten Stadt Europas geworden, und die überraschte Reporterin der New York Times schreibt: „Die russische, englische, französische und deutsche Sprache mischen sich zu einem modernen Babel, zu dem darüber hinaus unzählige Dialekte des sowjetischen Asiens kommen.“

In wenigen Jahren sind viele solche Produktionen aus Erinnerungen von heute und Dokumenten von gestern nicht mehr möglich.

Dann wird es nicht nur keine lebenden Zeitzeugen mehr geben, sondern auch ihre Stimmen sind Dokumente von gestern.

Gestern & Heute: Kriegsende, Kriegskinder, Kriegsüberlebende (Ein Dossier)

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Kommentare 2
  1. Anne Hahn
    Anne Hahn · vor mehr als 4 Jahre

    danke für die verlinkten Artikel und Tipps! Der Farbfilm über Berlin ist ja hochspannend, solche Bilder kannte ich noch gar nicht.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 4 Jahre

      Das freut mich. Sie rücken diese Epoche, so empfinde ich es, näher an unsere Zeit.

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