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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: In der Abwärtsspirale – Petros Markaris antwortet

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMittwoch, 11.08.2021

Spät betrat der Romancier Petros Markaris die literarische Bühne.

Zuvor war er ein profilierter Drehbuchautor (u. a. Co-Autor von Theo Angelopoulos) und ein Übersetzer von Brecht und anderen deutschen Autoren.

Er war 58 Jahre alt, als sein erster Roman 1995 erschien, der als HELLAS CHANNEL im Jahre 2000 bei Diogenes in einer Übersetzung von Michaela Prinzinger erschien.

Seitdem folgen Buch für Buch, ein Werk entsteht, das auch international erfolgreich ist. Es sind mehr als Krimis, mehr als eine Chronik Athens, sondern Gesellschaftsromane mit globalen Themen.

Deshalb vertritt der renommierte Verlag aus Zürich ihn mittlerweile weltweit.

Zum neuen Buch bemerkt Petros Markaris:

In diesem Roman habe ich aus der Nähe betrachtet, wie hart die Maßnahmen gegen die Finanzkrise den Mittelstand getroffen haben. Es wird nicht investiert, damit es den Menschen besser geht oder der Mittelstand sich erholen kann, sondern um mit billigen Arbeitskräften hohe Gewinne zu erzielen. Viele Griechen spüren zunehmend, dass sie von den Gehältern, die sie bekommen, kaum leben können.

Im Interview fällt auf, dass er die verflochtenen Krisen und Konflikte betrachtet und nicht immer nur eine – etwa jetzt die Brände.

Rückblende: Im Jahr 2004 erschien im Tagespiegel eins meiner Interviews mit ihm. In  "Die Neureichen machen mir Angst" widersprach er den damaligen Behauptungen, dass Griechenland gut in der EU angekommen ist. Denn mit den Geldern aus Brüssel, warnte er, werde nicht gut gewirtschaftet.

Markaris: Man ist sehr verschwenderisch mit diesen Mitteln umgegangen, nicht nur aus egoistischen Gründen. Wir Griechen haben nicht diese Tradition des Investierens. Ein Grieche will sein Geld nicht in eine Firma stecken, er baut sich lieber eine Villa. Ich bin pessimistisch. Viel ausgeben, wenig investieren – irgendwann wird das zu Ende sein.

Engelberg: Die Olympischen Spiele, die nächste Woche in Athen beginnen, brachten noch einmal viel Geld ins Land.

Markaris: Aber im September sind sie vorbei. Das ist für mich der erste große Test. Was wird, wenn wir die Spiele hinter uns haben? Es wird keine Arbeit geben, kein Geld. Manche Gebäude sind noch nicht fertig. Niemand wird sie bezahlen können.

Eine Renaissance der Linken erwartete er 2004 dagegen nicht. Als sich Jahre später Syriza auf dem Weg zu den Regierungsposten befand, blieb er aufgrund der realen Machtverhältnisse skeptisch.

Nun scheint er ein wenig Hoffnung zu haben, denn im neuen Roman entsteht eine linke Bewegung. Gibt es eine solche aktuell in Griechenland und wird darüber nur nicht berichtet?

Nein. Aber ich wollte zeigen, dass es die Möglichkeit gibt, dass man sich selbst engagiert, in einem breiten Bündnis, mit klassischen Armen, dem verarmten Mittelstand und Migranten. Also Eigeninitiativen aus der Bevölkerung. Die sind andererseits natürlich auch anfällig und darin gefährlich, weil der Rechtspopulismus mit ihnen oft leichtes Spiel hat.

Auf yourbook findet man nicht allein den neuen Petros Markaris DAS LIED DES GELDES, sondern neben den Diogenes-Bänden etliche Übersetzungen. Der Autor ist auch eine zentrale Gestalt in meinem aktuellen Buch.

Gestern & Heute: In der Abwärtsspirale – Petros Markaris antwortet

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