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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Die unerhörte Geschichte des Kakovka-Stausee

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 12.06.2023

Manchmal können Katastrophen zu Symbolen werden. Der Untergang der Titanic im Jahre 1912 entwickelte sich zum mahnenden Zeichen eines aufkommenden Katastrophenzeitalters, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (ukrainisch Cornobyl) von 1986 war ein böses Omen für den Zerfall der Sowjetunion und die Gefahren auch der friedlichen Atomnutzung.

Die Katastrophe nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms muss nicht, hat aber das Zeug, ein Menetekel unserer Epoche zu werden.

Zuvor muss das Unheil wahrgenommen werden, was der Bilderreise und dem Film in der NZZ gut gelingt. Allerdings bleibt vieles noch im Dunkeln:

Die Bilder enthüllen die sichtbare Verwüstung, die durch die gravierenden Wassermengen entlang der Flussufer verursacht wurde.

Besorgniserregend bleiben jedoch die vielen langfristigen Folgen, welche noch im Verborgenen liegen.

Vor einiger Zeit erzählten Ihor Pylypenko und Daria Malchykova in der Zeitschrift OSTEUROPA die unerhörte Geschichte des Kachowka-Stausee.

Schon vor rund einem halben Jahr befürchteten sie die jetzigen Katastrophe. Hier ihre Zusammenfassung ihres Beitrags:

Der in den 1950er Jahren geschaffene Kachovka-Stausee im Südosten der Ukraine hat erhebliche Bedeutung für die Energie- und die Agrarwirtschaft des Landes. Das mit Wasser aus dem See gekühlte Atomkraftwerk Zaporižžja und ein nahegelegenes Kohlekraftwerk produzierten vor Russlands Überfall auf die Ukraine knapp 30 Prozent des in der Ukraine erzeugten Stroms. Auch hat der Stausee seit den 1960er Jahren die Errichtung eines weitverzweigten Kanalsystems ermöglicht, das der Wasserversorgung von Millionen Menschen und der Bewässerung riesiger Agrarflächen dient. Russland hat den von der Ukraine nach der Krimannexion im Jahr 2014 gesperrten Nord-Krim-Kanal unmittelbar nach dem Einmarsch im Februar 2022 wieder geöffnet. Jetzt lassen die Besatzungstruppen jedoch in großen Mengen Wasser aus dem Kachovka-Stausee ab. Es steht zu befürchten, dass sie im Falle eines erzwungenen Rückzugs die Staumauer bei Nova Kachovka sprengen werden.

In diesem Interview, das Andriy Garasym mit dem Chefingenieur Mykola Kalinin führte, begründet der Experte, warum er an eine gezielte Sprengung glaubt. Dabei enthüllt er, dass der Damm so gebaut war, dass er auch einen Atomschlag überstehen könnte.

Eine verheerende Katastrophe, die selbst wenn sie nicht durch eine Sprengung erfolgt sein sollte, doch menschengemacht ist in einem Zeitalter der menschengemachten Klimakatastrophe.

Zum Abschluss noch ein Beitrag von Peter Pomerantsev aus dem GUARDIAN: Angesichts von Bildern "biblischer Zerstörung" fragt er nach dem Grund. Das Ausmaß der Schäden ergibt militärisch keinen Sinn. Seine Antwort ist verstörend.

Gestern & Heute: Die unerhörte Geschichte des Kakovka-Stausee

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Kommentare 1
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor mehr als ein Jahr

    danke für das "trigger warning" zum artikel von peter pomerantsev, achim. wie du sagst: verstörend. ich kann – und will – aber nicht akzeptieren, dass es eine "russische volksseele" gibt...

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