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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
"Red Secrets - Im Fadenkreuz Stalins" von Agnieszka Holland (bis zum 18. April 2024 in der arte mediathek) ist kein so großer Film wie ihr aktueller "Green Border", aber bemerkens- und sehenswert ist er allemal (hier eine Rezension aus dem Guardian). Und der Film aus dem Jahr 2019, der in den 1930er Jahren spielt, ist tagesaktuell.
Auf arte wird der Film so vorgestellt:
Gareth Jones arbeitet 1933 als außenpolitischer Berater für den ehemaligen britischen Premierminister Lloyd George. Durch ein Interview mit Hitler hat er sich auch als Journalist einen Namen gemacht. Sein nächstes Ziel ist ein Interview mit Stalin, den er wegen der wirtschaftlichen Stärke der Sowjetunion als Wundertäter betrachtet. ... Vor Ort erfährt er vom Mord an dem befreundeten Journalisten Paul Kleb, der zuletzt Recherchen über „Stalins Gold“ – die Ukraine – betrieb, in der Gerüchten zufolge eine Hungersnot wütet.Da es der Presse nicht gestattet ist, Moskau zu verlassen, reist Jones mit einem gefälschten Empfehlungsschreiben in die Ukraine. Was er dort vorfindet, übertrifft alles Vorstellbare. Jones wird Zeuge von hungergetriebener Gewalt, Kannibalismus und Massensterben durch den Holodomor – die durch Stalins Zwangskollektivierung der Landwirtschaft verursachte Hungersnot, die in der Ukraine 3,5 bis 4 Millionen Menschen das Leben kostete.
Gerade der letzte Teil, wo in den Dialogen nicht so viel historisches Wissen vermittelt wird, sondern vor allem erzählt wird, ist erschütternd und intensiv. Deshalb endet die oben verlinkte Kritik von Peter Bradschaw aus dem Guardian so:
Hollands Film geht im letzten Akt, der Tortur in der Einöde der Ukraine, richtig ab. Sie hat eine echte Geschichte zu erzählen - eine Geschichte, die nicht oft genug erzählt wird - und eine einzige, überzeugende und sympathische Figur, mit der sie sie erzählen kann. Es ist ein Bild mit Kraft und Stärke.
Der Holodomor spielt eine entscheidene Rolle im Selbstverständnis vieler Ukrainer. Und dessen Bedeutung wird wahrscheinlich nach dem großen Krieg mit Russland wachsen. Über den Kampf vieler Ukraine um eine eigene Geschichte berichtet ein Dokumentarfilm, der bis zum 11. August 2024 ebenfalls in der arte mediathek zu sehen ist:
Der Film begibt sich auf eine Spurensuche zu den Schlüsselmomenten ukrainischer Geschichtsschreibung und deckt auf, wie es zu einem der blutigsten Kriege in Europa seit 1945 kommen konnte.
Neben vielen Ukrainern, so die Geschichtslehrerin Tamara Eidelman oder der Filmemacher Sergei Loznitzsa, sprechen Osteuropahistoriker wie der Schweizer Nestor dieser Wissenschaft Andreas Kappeler oder der amerikanische Timothy Snyder.
Sie erzählen von einem Landstrich, der wie in einem Brennglas europäische Geschichte bündelt: von wagemutigen Wikingern, vom blühenden Mittelalter als Brücke zwischen Europa und Asien, von ritterlichen Kosaken, die im 16. und 17. Jahrhundert zu Helden in Westeuropa werden, von einer ehrgeizigen Zarin, der Deutschen Katharina II., die den Süden der heutigen Ukraine unterjocht und so zur brutalen Vorreiterin von Stalin und Putin wird. Nicht zuletzt erzählt der Film die Geschichte der sogenannten Bloodlands, einem Landstrich, in dem Millionen von Menschen im 20. Jahrhundert durch Kriege, Revolutionen, Pogrome und Hunger umgekommen, ermordet oder deportiert worden sind. Heute erinnert sich die Ukraine wieder mühsam ihrer eigenen Geschichte – ganz im Schatten von Wladimir Putin, für den nicht nur Panzer, sondern vor allem die Geschichte selbst zur Waffe wird.
Dabei spielt der Holodomor eine überragende Rolle. Mittlerweile ist er auch hierzulande als Völkermord anerkannt. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Bewertung in einigen Jahrzehnten noch Bestand hat, da ja in der Ukraine vieler Völker leb(t)en. Es ging vor allem gegen die Bauern. Zweifellos dagegen wird die menschenverursachte Hungersnot als eines der größten Verbrechen in die Historie eingehen. Und eines, das gestern geschah und heute noch wirkt und das vielen hierzulande zu wenig bekannt ist. In einer europäischen Öffentlichkeit sollte sich das ändern.
Aber wie steht es um dieses Wissen, diese Auseinandersetzung in Russland?
Das famose Team von Dekoder brachte schon vor einiger Zeit ein von Jennie Seitz übersetztes Gespräch, dass Olga Timofejewa mit dem Historiker Jewgeni Dobrenko führte:
Stalin, der „Dshingis Khan mit Telefon“ begründete nach dem Sieg im Zweiten Weltkrieg eine einseitige Legende, die noch das Russland von heute prägt. Darin war er der Führer eines großartigen, einzigartigen Staats, der vom Westen aus Neid fortlaufend gekränkt wird.
Über den Holodomor und Stalins Herrschaft heißt es darin:Was ist eine Revolution? Die Revolution ist eine Form des Bürgerkriegs.
Was ist der Stalinismus? Der Stalinismus ist ein Bürgerkrieg im institutionalisierten Rahmen. Stalin hat ein System erschaffen, in dem der Bürgerkrieg zur Existenzform wurde.
Der Gulag war eine Form des Bürgerkriegs, genau wie die Kollektivierung eine Form des Bürgerkriegs war – wer erinnert sich heute noch an den Holodomor in der Ukraine oder daran, dass ein Drittel der Bevölkerung Kasachstans während der Kollektivierung vor Hunger nach China geflohen ist?
Quelle: Agnieszka Holland, Dirk Schneider, Peter Bradshaw, Jewgeni Dobrenko u. a. Bild: arte www.arte.tv
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Danke, darüber kann man gar nicht genug berichten. Das Gedächtnis der Gesellschaft ist kurz …..