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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Der planetarische Klassiker Heiner Müller

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMittwoch, 30.12.2020

Vor einem Vierteljahrhundert, am 30. Dezember 1995, starb Heiner Müller. Der Hauptteil dieses Piqs ist eine Würdigung anlässlich des Todestags von Steffen Georgi, die viele Links zu historischen Inszenierungen, zu Internetprojekten oder Interviews mit Weggefährten enthält. Der Generalbass dabei ist ein zentraler Gedanke Müllers:

Zukunft entsteht allein durch den Dialog mit den Toten.

Der Schwerpunkt seines Schaffens ist die Dramatik und die Theaterarbeit, aber auch als Lyriker, Essayist oder Prosaautor beschäftigte er sich vor allem mit der Historie.

Beim Dialog mit dem toten Heiner Müller kommen immer neue Facetten ans Licht, die unsere Gegenwart erhellen. Einen Beitrag zum neuen Auswahlband DER AMERIKANISCHE LEVIATHAN findet man im Wiener Standard, der die ökologische Dimension darlegt.

Einen Essay dazu publizierte auch ich, der aber leider nicht kostenlos zu lesen ist. Ich versuche, von diesem Band ausgehend eine Deutung des Werks:

In der „Erfahrung“ Amerikas wuchs der 1929 geborene Heiner Müller zu einem planetarischen Autor. ... In den weltumspannenden, ineinander übergehenden, aber nicht zu dem einen Großkonflikt verschmelzenden Auseinandersetzungen zeigt sich ein neues, hoch zerklüftetes Zeitalter, auf das Müllers Werk bereits hinweist. In diesem kann keine Geschichte mehr erzählt werden, als wäre sie die einzige, wie John Berger einmal bemerkte. Für die Gedenkfeier nach der Beerdigung Heiner Müllers im Berliner Ensemble schrieb Berger einen hellsichtigen Text, den Susan Sontag im Januar 1996 für den eingeschneiten Autor vortrug. Darin bezeichnet er Müller als „Experte für Brüche“, der die Fragmente der Welt zusammensetzt. Mit diesem Gespür für das Bruchstückhafte der neuen Welt gehört Heiner Müller, zusammen mit etlichen Zeitgenossen – man denke auch und gerade an Gabriel García Márquez –, heute bereits zu einer neuen, planetarischen Klassik.

Hier gibt es alle Gespräche, die der markante Alexander Kluge mit Heiner Müller führte, in chronologischer Reihenfolge.

Nicht nur in seiner Heimatstadt Berlin wird er wieder häufig gespielt, sondern in vielen Ländern, so bekam eine Inszenierung seines Dramas MAUSER im Alexandrinsky-Theater den Publikumspreis Zvezda Teatrala, einer wichtigen nichtstaatlichen russischen Auszeichnung, oder eine Oper nach seinem QUARTETT erlebte die Uraufführung an der Mailänder Scala.

Anlässlich seines 25. Todestags sind Gedenktafeln an zwei seiner Wohnorte in Berlin angebracht worden und bald erhält eine Straße seinen Namen.

Gestern & Heute: Der planetarische Klassiker Heiner Müller

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