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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Aber es spricht alles dafür, dass diese Entwicklung Teil eines Epochenbruchs ist, der ebenso einschneidend sein wird wie die beiden vorigen Veränderungen im Aggregatszustand der Menschheit: der Übergang zur Sesshaftigkeit und die industrielle Revolution. Ein Epochenbruch, der sich mit zwei Großereignissen in die Menschheitsgeschichte einschreiben wird: zum einen die dramatischen Umweltveränderungen – der Klimawandel, das Artensterben, die Erschöpfung von Erde und Wasser. Und zum anderen die neuen, mächtigen Werkzeuge, die uns die Digitalisierung in die Hand gibt.
Neben dem kräftigen Pinselstrich, der eine Interpretation der Epoche ermöglicht, malt Mathias Greffrath mit feinem Strich Details.
Tief in den Brunnen der Geschichte steigt er herab, bis hin zum antiken Aristoteles, reflektiert etliche Großdenker des vergangenen Jahrhunderts und periodisiert ökonomische Formationen:
Industrie 1.0 – das war die Verbindung von Kohle und Maschinen.
Industrie 2.0 – das war die Einführung der von Elektromotoren betriebenen Massenfertigung.
Industrie 3.0 – das war der Beginn der Datenverarbeitung und Prozessteuerung durch Computer.
Nun durchwebt nach Greffrath die Digitalisierung, die Industrie 4.0, die Gesellschaft. Neue Formen und Möglichkeiten von Ausbeutung und Überwachung, von Befreiung und Entlastung stehen neben- wie gegeneinander.
Am Ende entsteht ein Bild eines umkämpften Platzes, der nicht durch die Pandemie entstanden ist, der aber durch diese deutlicher wird:
Mein Wort des Jahres ... heißt „Brandbeschleuniger“. Beschleunigt hat das Virus die Erkenntnis über den Zusammenhang der belastenden Entwicklungen der letzten Jahre: den Klimawandel, die Weltwirtschaft, die Migration, die Kluft zwischen Arm und Reich, den neuen Nationalismus. Beschleunigt aber hat der Lockdown vor allem die Geschäfte der Lieferdienste aller Art, der Versandhändler, der Video-on-demand-Anbieter, der Produzenten von Hard- und Software für Telekonferenzen, Firmenbetriebssysteme, Tracking Apps – all diese Serviceleistungen, die auf den Servern, in den Clouds der ökonomischen Infrastruktur-Großmächte der Epoche laufen: Microsoft, Google, Amazon, Facebook, Apple.
Geschichte bleibt offen und die dialektische Sicht der Königsweg der Erkenntnis – auch im Transit der Epoche.
Quelle: Mathias Greffrath Bild: www.imago-images.de www.deutschlandfunk.de
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