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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Am 22. Juni 1941 griff Deutschland in breiter Front die Sowjetunion an. Dieses monströse Verbrechen entwickelte sich wie geplant zum bislang größten Vernichtungskrieg der Weltgeschichte.
Im Gegensatz zur Shoah ist das, zumindest in den westdeutsch geprägten Bevölkerungsteilen, immer noch nicht ausreichend in der Erinnerungskultur verankert.
Wenige Autoren haben wie der belarussische Schriftsteller Wassil Bykau (1924-2003) das Ausmaß der Wunden, die dieser Krieg hinterlassen hat, dargestellt. Glücklicherweise wird dieser hierzulande mittlerweile nahezu unbekannte Erzähler auf dekoder vorgestellt.
Erinnerungskulturen erleben Gezeiten. In den 1970er Jahren gab es schon mal eine Hinwendung zum Kolonialismus, aber auch zum Vernichtungskrieg im Osten. Die Bücher von Bykau gab es in Ost und West. Larissa Schepitkos Verfilmung einer seiner Erzählungen, unter dem Titel Woschoshdenije (Aufstieg), erhielt auf der Berlinale 1977 als einziger sowjetischer Film den Goldenen Bären. Nach dekoder werden biblische Höhen erreicht.
Wer das überprüfen möchte: Der Film Woschoshdenije (Aufstieg) der viel zu früh bei einem Autounfall verstorbenen Ausnahmeregisseurin ist im russischen Original mit Untertitel auf YouTube zu sehen.
Wem diese Erinnerung mit Hilfe von großer Kunst nicht reicht, dem sei dieser Podcast von Anika Taschke und Albert Scharenberg empfohlen. Im Interview sprechen Dr. Elke Gryglewski (Vorsitzende der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) über die umkämpfte Erinnerung an den Vernichtungskrieg, Karin Heddinga (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) über die Täterforschung und Jan Korte (MdB, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion) über die Geschichte und Kontroversen aktueller Erinnerungspolitik.
Den ausgezeichneten Artikel des Historikers Karl Schlögel empfahl Kollegin Michaela Maria Müller auf piqd; allerdings findet man ihn in der taz neben einem Stück des weltweit übersetzten Schriftstellers Ingo Schulze. Beide Artikel machen deutlich, dass dieses welthistorische Ereignis in der Zeit der deutschen Teilung anders wahrgenommen worden ist. Bis heute gibt es in diesem Fall Prägungen, die weitergegeben werden.
Beide Artikel enthalten erschreckende, immer noch zu wenig bekannte Details. So schreibt Ingo Schulze, dass das Giftgas Zyklon B zuerst an den sowjetischen Kriegsgefangenen „getestet“ worden ist, bevor es in Auschwitz zum Einsatz kam.
Quelle: Jakob Wunderwald, Larissa Schepitko, Albert Scharenberg, Anika Taschke, Karl Schlögel, Ingo Schulze www.dekoder.org
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