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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Nach Erscheinen der deutschen Übersetzung von Michael Rothbergs Multidirektionale Erinnerung (Original 2009) erhielt er Lob und Zustimmung wie auch zum Teil üble Angriffe.
Etliche, die ihn verrissen, lasen sein Buch offensichtlich nicht, so fiel ihnen nicht einmal auf, dass es nicht das Werk eines Historikers ist, sondern eines Literaturwissenschaftlers.
Das erwähnt Michael Rothberg nur, aber in diesem von Elisabeth von Thadden geführten Gespräch, das man sich auch vorlesen lassen kann, gibt er viele Anregungen.
Warum die Erinnerung an die Shoah, die für ihn natürlich singulär ist, ständig und bald grundumstürzend verändert, erläutert er so:
Erinnerung findet immer in der Gegenwart statt: Definitionsgemäß stellt sie eine Verbindung zwischen dem Moment des Erinnerns und der Vergangenheit her, an die erinnert wird. Diese grundlegende Eigenschaft des Gedächtnisses bedeutet, dass die Erinnerung an den Holocaust, wie singulär er historisch auch ist, notwendigerweise relational sein wird – das heißt mit anderen Geschichten und mit der Gegenwart, aus der heraus man an ihn erinnert, in Verbindung stehen wird.
Nach meiner Erfahrung stimmt das. So reagierten etliche Shoah-Überlebende in meinem unmittelbaren Umfeld in den 1990er Jahren auf die Zerfalls- und Aufteilungskriege Jugoslawiens. Natürlich wussten sie, dass dort kein neues Auschwitz eingerichtet wird (das behauptete nur ein grüner Außenminister), aber Erinnerungen an ihre schlimmen Erlebnisse kamen hervor, die sich bis zu Alpträumen verdichten konnten.
Differenziert skizziert Michael Rothberg die Dialektik der Aufklärung, die auch mir heute notwendiger denn je erscheint.
Nur einmal wird der amerikanische Wissenschaftler gegenüber der deutschen Kritik scharf – und das ist gut so. Aber auch da überzeugt er mit Argumenten.
Zunächst einmal halte ich es als Jude und als jemand, der mehrere Bücher über den Holocaust veröffentlicht und im Laufe von 25 Jahren unzählige Studierende über dieses Thema unterrichtet hat, für eine Ironie, dass deutsche Kritiker mich darüber belehren wollen, wie man den Holocaust zu erinnern und den Antisemitismus zu bekämpfen hat.
Zweitens sollten wir die Tatsache in Rechnung stellen, dass es während der gesamten Zeit, in der die nationale Einigkeit über die Einzigartigkeit des Holocausts Bestand hatte, immer wieder rassistische Angriffe in Deutschland gab. Wir müssen uns also schon fragen, wie effektiv diese Version der Erinnerungskultur bei der Verwirklichung ihrer Losung "Nie wieder!" war. Für mich ist gerade die große Bandbreite jüdischer, migrantischer und minoritärer Opfer von rassistischen Angriffen – in Halle und Hanau zum Beispiel – ein Hinweis darauf, warum wir vergleichend über Gewaltgeschichten nachdenken müssen.
Am Mittwoch, den 7. April 2021, um 19.00 Uhr kann man eine vom Bard College Berlin organisierte Diskussion mit Michael Rothberg verfolgen. Auf der Webseite findet man auch weiterführende Links zu seinem wissenschaftlichen Ansatz.
Quelle: Elisabeth von Thadden fragt Michael Rothberg www.zeit.de
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Ich bin dezidiert anderer Meinung. Der Holocaust sollte nicht in die Nähe der Kolonialverbrechen gerückt werden.
Motivation (Vernichtung), Begehensweise (industriell organisierter Massenmord) und Begründung (Jude) machen einen substantiellen und essentiellen Unterschied zum Holocaust aus. Nur Juden wurden über einen ganzen Kontinent systematisch verfolgt, um sie umzubringen, aus einem einzigen Grund: weil sie Juden waren. Koloniale Verbrechen wurden auch von anderen Nationen begangen. Der Holocaust wurde nur von Deutschen begangen. Je mehr man ihn in die Nähe allgemeiner Kolonialverbrechen rückt, desto eher waren andere „fast genauso schlimm“. Aber das stimmt nicht. Es geht doch nicht um das Vergleichen an sich, sondern darum, was beim historischen Vergleichen rauskommt. Die Feststellung, warum der Holocaust ein singuläres Menschheitsverbrechen war, ist das Ergebnis von Vergleichen.