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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Mit Blick auf vergangene Epochen der Unsicherheit versucht der britisch-indische Autor Pankaj Mishra, sich in den auch in unseren Breiten unruhiger werdenden Zeiten zu orientieren. (In Afghanistan zum Beispiel herrscht seit den 1970er Jahren Gewalt.) Dabei nutzt er Klassiker wie den oben zitierten Robert Musil und folgert:
Angst, Unruhe und ein Gefühl der Demütigung waren der treibende Faktor hinter der deutschen Expansionspolitik im frühen 20. Jahrhundert – und es ist unmöglich, die derzeitige Welle antiwestlicher Gefühle in China, Russland und Indien zu verstehen, wenn man das Gefühl erlittener Demütigung ausser Betracht lässt.
Bei seinen Erklärungsversuchen von Zeitaltern des Zorns bezieht er sich weiterhin auf Denker, die in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten des 20. Jahrhunderts wirkten: von Dostojewski bis Nietzsche, von Freud bis Max Weber:
Sie waren Bannerträger einer eigentlichen Revolte gegen die lastenden Gewissheiten rationalistischer Ideologien, ob diese nun von der Rechten, der Linken oder der politischen Mitte vertreten wurden. An jene intellektuelle Revolution erinnert man sich heute kaum mehr – aber sie fand zu einer Zeit statt, die uns auf unheimliche Art vertraut vorkommen müsste: in einer Periode ungleich verteilten und sprunghaften Wirtschaftswachstums, wo Argwohn gegenüber der Politik und Angst vor Veränderungen, vor wurzellosen Kosmopoliten, Fremden und Immigranten herrschten.
Ideengeschichtlich ist das ein ungemein anregender Essay, der aber auch zum produktiven Widerspruch aufruft.
Bei aller Nützlichkeit der Seelen-Erkundungen möchte ich seinen großartigen Zitaten aus dieser Epoche noch eins hinzufügen. Es sind Verse aus der Pariser Kommune von 1871, die 1888 vertont wurden:
Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Damit möchte ich keine falschen Alternativen stellen, Rückzug in die Seele oder Aufbruch in den Straßenprotest, sondern beides vereinen.
Quelle: Pankaj Mishra Bild: Kim Ludbrook / EPA nzz.ch
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....und immer wieder der aussichtslose Wunsch, endlich aus der Weltgeschichte zu lernen....
Ich wundere mich sehr, dass Thomas Mann in diesem Kontext unerwähnt bleibt. Das vorletzte Kapitel des Zauberbergs (Die große Gereiztheit) ist die für mich treffendste Beschreibung unserer Zeit. Hier ein kleiner Auszug:
"Was lag in der Luft? – Zanksucht. Kriselnde Gereiztheit. Namenlose Ungeduld. Eine allgemeine Neigung zu giftigem Wortwechsel, zum Wutausbruch, ja zum Handgemenge. Erbitterter Streit, zügelloses Hin- und Hergeschrei entsprang alle Tage zwischen Einzelnen und ganzen Gruppen, und das Kennzeichnende war, daß die Nichtbeteiligten, statt von dem Zustande der gerade Ergriffenen abgestoßen zu sein oder sich ins Mittel zu legen, vielmehr sympathetischen Anteil daran nahmen und sich dem Taumel innerlich ebenfalls überließen. Man erblaßte und bebte. Die Augen blitzten ausfällig, die Münder verbogen sich leidenschaftlich. Man beneidete die eben Aktiven um das Recht, den Anlaß, zu schreien. Eine zerrende Lust, es ihnen gleichzutun, peinigte Seele und Leib, und wer nicht die Kraft zur Flucht in die Einsamkeit besaß, wurde unrettbar in den Strudel gezogen."