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Zeit und Geschichte

Eine Verwaltungsangestellte und ein Softwareentwickler rekonstruieren jüdisches Leben

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerFreitag, 13.10.2017

Sylvia Ulmer und Jürgen Gramenz sind ein gutes Team. Sie verbringen seit Jahren ihre Urlaube gemeinsam. Ulmer ist Verwaltungsangestellte aus Berlin, Gramenz Softwareentwickler aus Halle. Gemeinsam erforschen sie die jüdische Geschichte der Region Mecklenburg von ihren Anfängen bis heute. Ihre Spurensuche führt sie in Archive und Bibliotheken und auf jüdische Friedhöfe.

Ulmer arbeitet sich bei ihren Archivbesuchen durch stapelweise Aktenmaterialien - in Penzlin, in Waren, in Bützow - und das durch Jahrhunderte. Inzwischen hat sie ein immenses Wissen, einen geschulten Blick, kann Sütterlinschrift lesen und Zusammenhänge herstellen, einordnen. Gramenz hat eine genealogische Datenbank angelegt, in der mittlerweile 30.000 Namen erfasst sind.

Eine aufwändige Arbeit. In einem Feature für Deutschlandfunk Kultur berichtet Gramenz, was ihn dazu gebracht hat. Sein Großvater war ein überzeugter Nazi gewesen, er macht sich auf die Suche. Was ihn aber anstachelte, war die Weigerung eines Archivmitarbeiters, ihm die gewünschten Akten auszuhändigen, mit der Begründung, dass es noch Täterfamilien in der Stadt gäbe und niemand Ärger wolle – und er die Akten nicht brauche. 

„Für mich war das mehr oder weniger der sogenannte Fehde-Handschuh. Das war auch ein Auslöser, warum wir unsere Website ins Leben gerufen haben – um zu zeigen, dass es in jeder Mecklenburger Stadt Juden gab und in fast jeder Stadt Repressalien während der Nazizeit stattgefunden haben.“

Sie machen mit ihrem Projekt Geschichte wieder lebendig. Gramenz hat auch einen Twitterbot programmiert, der täglich einen Tweet über das alte jüdische Leben in Mecklenburg teilt. Der Name des Accounts lautet @j_mecklenburg. Die Meldung von gestern: "Heute ist Schmini Azeret ‪#jüdischer ‪#Feiertag ‪#OnThisDay"

Eine Verwaltungsangestellte und ein Softwareentwickler rekonstruieren jüdisches Leben

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