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Redakteur bei PULS, dem jungen Programm des Bayerischen Rundfunks | u.a. für den Podcast "Einfach machen" und die Reportagereihe "Die Frage" | davor: Reporter für Fernsehen, Hörfunk und Print u.a. für quer | unterwegs in München, im Netz und in Lateinamerika
Sich vom Nationalsozialismus lossagen? Noch dazu öffentlich an einer deutschen Universität in den 60er Jahren? Nach einer eigenen unrühmlichen Vergangenheit? Nach 1945 machten das nur sehr wenige. Umso erstaunter war Kilian Pfeffer über die Geschichte seines Großvaters. Der war überzeugter Nationalsozialist und später eben genau einer der wenigen, die ihre Vergangenheit nicht verschwiegen.
Als Karl Heinz Pfeffer in den 60er-Jahren als Professor für Soziologie an die Universität Münster berufen wurde, ließ er eine studentische Vollversammlung einberufen. Er diskutierte mit den Studierenden, warum er Nationalsozialist war - und nun aber keiner mehr sei. So wurde es in der Familie erzählt. Kilian Pfeffer wollte wissen: Was war mein Großvater, der 1971 starb, für ein Typ?
Und Kilian Pfeffer wollte wissen: Geht das so einfach, ehrliche Reue zu zeigen? Sich vom Nationalsozialismus lossagen? Der Enkel begann seiner eigenen Familiengeschichte nachzurecherchieren. Er forschte in Archiven, sprach mit Menschen, die seinen Großvater erlebt hatten, rekonstruierte die Zeit während des Krieges und prüfte die Veröffentlichungen seines Großvaters später an einer Universität in der Bundesrepublik. Je mehr Kilian Pfeffer über seinen Großvater herausgefunden hat, desto komplexer wurde das Bild.
Das Feature ist eine dichte, aber nicht überfrachtete Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte, der Geschichte des Großvaters. Es ist ein Stück voller schwieriger Entscheidungen und der Frage, wie ehrliche Reue sich im Nachhinein darstellt. Es sind gelungene 55 Minuten, die gerade deshalb so gut sind, weil sie weder schwarz noch weiß erzählt sind - und trotzdem klar wird, was eindeutige Verfehlungen waren. Und auch wenn die Podcast-Folge schon vor etwa einem Jahr veröffentlicht wurde, ist sie immer noch aktuell und hörenswert.
Eine ähnlich gelagerte, ebenfalls beachtenswerte, sehr persönliche Suche in der eigenen Familienvergangenheit hat Dirk Liesemer bereits hier gepiqd: Mein Großvater, der SA-Truppführer. "An seinen Opa hat Andreas Molitor nur schemenhafte Erinnerungen: Er war ein Mann mit zackigem Scheitel, der morgens immer ein rohes Ei und einen Schnaps trank, von dem er nie in den Arm genommen wurde und der sich auch sonst wenig um den Enkel kümmerte." Und auch hier macht sich der Enkel an die Recherche in der NS-Vergangenheit - auch wenn der Fall deutlich anders gelagert ist, denn der Text ist mehr eine Rekonstruktion der Taten als eine Suche nach Reue.
Quelle: Kilian Pfeffer Bild: Collage // SWR - ... swr.de
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