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Zeit und Geschichte

"Die Welterkenntnis wird zur Navigationskunst." (Greffrath)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 21.06.2021

Nachdem Mathias Greffrath in der letzten Woche die Erweiterung des Staates in seinen Blick nahm und diskutierte, befasst er sich im zweiten Teil seiner Serie über Inventur und Neustart mit unserem Wissen und der Stellung der Wissenschaft im bevorstehenden Zeitenumbruch.

Er erläutert, warum etliche der häufig verwendeten Wörter und damit unsere Vorstellungen – etwa „Risikogesellschaft“ oder „Nachhaltigkeit“ – das Begreifen unserer Lage erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen.

Wer Krise sagt, der denkt immer noch an Wiederherstellung. Wer Nachhaltigkeit sagt, der glaubt an die Herstellbarkeit von Dauer und Stabilität. Aber wir leben nicht mit Risiko, sondern in der Gefahrenzone, und was „progressives Artensterben, dynamischen Klimawandel, Vermüllung des Landes und der Meere sowie den Umgang mit Atommüll angeht, haben wir längst den Punkt verpasst, an dem das letztlich konservative Nachhaltigkeitsprinzip noch hätte greifen können“, schreibt der Münchner Juraprofessor Jens Kersten. Und er fragt: „Was kommt nach der Nachhaltigkeit? Welche Gesellschaft kommt nach der Risikogesellschaft?“

Wie im ersten Teil, befragt er etliche Juristen, wie man die neue Lage begreifen kann.

Wenn die Gegenwart Geschichte wird, dann ist es gut, wenn man tief in die Geschichte blickt, um eine menschenfreundliche Zukunft zu erringen. So geht Mathias Greffrath für seine Inventur und seine Vorschläge zum Neustart zurück, bis zu Leonardo da Vinci (1452–1519). Anlass ist eine Ausstellung in der Berliner Staatsbibliothek, die man auch hier virtuell besuchen kann.

Jürgen Renn, Direktor des Berliner Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte und Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina, schreibt im Katalog der Ausstellung, Leonardo habe

"Zusammenhänge hergestellt, die in der späteren Entwicklung mit ihrer zunehmenden Spezialisierung und Kanonisierung des Wissens wieder verloren gegangen sind – etwa beim Zusammenhang von Fossilien und der geologischen Geschichte der Erde“, und er hat künstlerische, philosophische, wissenschaftliche und technische Sichtweisen in seinem Werk verbunden: liebenswürdige Skizzen von der Oberfläche der Erde und der Körper, die sich auf ihr bewegen, mit ihrer analytischen und mathematischen Durchdringung. Und auch die Ambivalenz der wissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer Praxis findet sich in Leonardos Werk: wunderschöne Zeichnungen des Arnotals, aber auch das größenwahnsinnige Projekt, diesen Fluss umzulenken, um der Stadt Pisa das Wasser abzugraben und Florenz in einen Mittelmeer- und Militärhafen zu verwandeln.

Die Auffächerung der Welt in eine Vielzahl von Disziplinen und Teilbereichen erweist sich zunehmend als problematisch. Wir müssen die Welt wieder als Ganzes denken,  um durch diese richtig navigieren zu können. Wir sind Subjekte und Objekte zugleich, untrennbar verbunden.

Die Pandemie hat der Erkenntnis einen Schub gegeben, dass kleinere Reformen nicht ausreichen werden, um die Krisen des Jahrhunderts zu bewältigen. Vor allem die Klimakrise drängt. Um sie zu meistern, braucht es eine stärkere Position der Wissenschaft gegenüber der Politik und den Enthusiasmus der Bürger.

Ist das nicht eine Überschätzung der Wissenschaft? Wie sollen Massen dafür begeistert werden? Ist da nicht der Einbruch einer Diktatur der Spezialisten wahrscheinlich?

Irrtümer sind nie auszuschließen, aber bei vielen Missgriffen tragen bei genauem Hinschauen nicht die üblichen Verdächtigen die Schuld.

Ein Beispiel aus unserem Land:

Bestes Beispiel für eine Fehlentscheidung in der jüngsten Zeit: die Atomenergie. Inzwischen gibt es einen Konsens, dass es nicht die Wirtschaft war, die diese nur scheinbar effiziente Energiequelle unbedingt wollte, sondern die politische Elite – Adenauer und Strauß – vor allem aus Atommacht-Prestigegründen.

Wie soll aber bei diesen hier skizzierten Widerspruchsbündeln die Bevölkerung mitgehen und die Demokratie erhalten bleiben? Reicht das klar benannte Ziel, die Nullemissionswirtschaft, dafür aus?

Nächste Woche geht es weiter.

"Die Welterkenntnis wird zur Navigationskunst." (Greffrath)

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