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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Olúfé-mi Táíwò, ein Professor für afrikanisches politisches Denken am Africana Studies and Research Center der Cornell University in New York erklärt die Einteilung der afrikanischen Geschichte in eine präkoloniale, koloniale und postkoloniale Periode für theoretisch hohl, rassistisch und einfach falsch. Er führt verschiedene Argumente ins Feld. Einerseits behandelt diese pauschale Periodisierung den Kontinent Afrika so, als wäre er eine homogene Analyseeinheit. Afrika wird so zu einem irgendwie simplen unkomplexen Ort mit homogener Geschichte.
Und die präkoloniale Ära würde dann einen Zeitraum von Anbeginn der Geschichte bis zum Erscheinen des europäischen Kolonialismus umfassen.
Die Bezeichnung "präkoloniale" schließt in der Praxis sogar zwei frühere europäisch inspirierte Kolonialismen in Afrika aus. Schließlich waren für diejenigen von uns, die unsere Geschichte kennen, auch die römischen und byzantinisch-osmanischen Kolonialpräsenzen auf dem afrikanischen Kontinent nicht ohne tiefe Folgen auf dem Kontinent.
Dazu kommt, dass es die originär afrikanischen Kolonialismen ignoriert.
Wenn sich beispielsweise das „präkoloniale Marokko“ auf die Zeit bezieht, bevor Frankreich Marokko kolonisierte, muss es leugnen, dass die 800-jährige maurische Kolonisierung der Iberischen Halbinsel, eines Großteils des heutigen Frankreichs und eines Großteils Nordafrikas ein Kolonialismus war. Denn wenn es so wäre, dann muss das "koloniale Marokko" vor dem "präkolonialen Marokko" liegen. Ich weiß nicht, wie uns irgendetwas davon hilft, die Geschichte Marokkos zu verstehen.Auch ein "präkoloniales" Ägypten hätte dann in seiner langen Geschichte nie eine eigene imperiale Rolle spielen können. Im Grunde verschwindet damit die Geschichte der Afrikaner als aktive Kolonisatoren von Reichen jenseits der Grenzen des Kontinents, insbesondere in Europa und Asien. Nein, der Kolonialismus war kein afrikanisches Phänomen, das von anderswo eingeführt und dem Kontinent, den Afrikanern, nur von anderen auferlegt wurde.
Die afrikanische Geschichte ist voll von Berichten über Imperien und Königreiche. Von Natur aus integrieren Imperien Elemente der Kolonisierung in sich. Wenn dies so ist, muss Afrika seinen entsprechenden Anteil an Kolonisatoren und Kolonialisten in seiner Geschichte gehabt haben.Und so war es auch. Der moderne Kolonialismus, der im 19. Jahrhundert nach Afrika kam, hat offensichtlich die Erinnerungen an afrikanische Imperien, Königreiche und Kriege verdrängt. Nicht nur in einigen europäischen Medien. Olúfé-mi Táíwòis belegt dies mit mehreren Beispielen. Eines davon ist Äthiopien
Äthiopien, ein weiteres wahres Imperium, ist ein multinationaler, mehrsprachiger und multikultureller Staat, dessen Mitglieder nicht bereit waren, sich in das Gemeinwesen einzugliedern. Ob Sie nun an die Oromo oder die Somali denken, viele ihrer Nachfolgestaaten innerhalb Äthiopiens führen, während ich dies schreibe, immer noch antikoloniale Kämpfe gegen den äthiopischen Staat.
Äthiopien war also eine Ansammlung ehemals unabhängiger Staaten unter amharischer Hegemonie.
Von einem "vorkolonialen Äthiopien" zu sprechen, hieße also, sich auf etwas festzulegen, das nie stattgefunden hat. Im Gegensatz zur sehr langdauernden Kolonisierung Eritreas und Somalias durch Äthiopien, dauerte die so genannte Kolonisierung Äthiopiens durch Italien kaum fünf Jahre!
Oder nehmen wir das aktuell in den Medien präsente Benin. Seine Geschichte reicht mindestens 1.000 Jahre zurück.
Dann, im Jahr 1897, verloren die Bini einen Krieg gegen die Briten und kamen als Kriegsbeute unter britische Kontrolle und zwar nicht einmal als Kolonie oder Protektorat. Plötzlich wurde die gesamte Geschichte Benins - mit seinem dynastischen Kalender, seinen kaiserlichen Aufzeichnungen und Errungenschaften, einschließlich seiner Jahrhunderte dauernden Kontrolle über Europäer innerhalb seiner Grenzen bis zu diesem schicksalhaften Ereignis - unter dem Begriff "vorkoloniales Benin" zusammengefasst.
Alles, was vor 1897 kam, ist nun irgendwie "vorkolonial". Impliziert das nicht, das ganze von uns als postkolonial gesehene Afrika und seine tiefgreifenden Probleme werden letztendlich als Folge europäischen Handelns betrachtet. Nicht als Folge maßgeblich originär afrikanischer Geschichte, afrikanischer Aktivitäten, auch afrikanischer Kolonisierungen. Afrikaner tragen dann auch keine Verantwortung und keine Schuld. Sie sind die ewigen Opfer. Das riecht mir nach Rassismus, der Afrikaner als irgendwie unmündig liest.
Quelle: Olúfé-mi Táíwòis EN aeon.co
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