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Zeit und Geschichte

Der "Dolchstoß" nun doch keine Legende?

Moritz Hoffmann
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
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Moritz HoffmannDienstag, 27.02.2018

HistorikerInnen, gerade gesetzteren Alters, träumen immer vom großen Wurf: Aufgrund der schon bekannten Quellen, aber mit überzeugend neuem Blick und zugkräftigen Argumenten das etablierte Narrativ umwenden. Das kann sehr gut funktionieren, und schon der Versuch kann aller Ehren wert sein. Gerd Krumeich, Düsseldorfer Professor im Ruhestand, versucht genau dies nun zum Ende des Ersten Weltkriegs.

Wir alle haben in der Schule gelernt, dass die „Dolchstoßlegende“ eben genau eine solche war, eine Legende: Propaganda, um die verhasste Demokratie der Weimarer Republik zu destabilisieren. Krumeich argumentiert nun so, dass die Auflösung der militärischen Front von deutscher Seite 1918 vor allem dadurch zustande gekommen sei, dass Nachrichten über Kriegsmüdigkeit, Hunger und politische Probleme die Moral der Truppen gebrochen hätten.

Krumeich, dem man nicht vorwerfen kann, vom Thema zu wenig zu verstehen, möchte offenbar eine Debatte anstoßen, die Sven Felix Kellerhoff hier kurz und etwas zu euphorisch zu ihrem Beginn referiert. Die erste Frage dabei dürfte nicht sein, ob es eine „Dolchstoßlegende“ gab, sondern ob simple Kriegsmüdigkeit mit all ihren Begleiterscheinungen nicht ein grundlegendes Element jedes modernen Kriegsendes sind und keine deutsche Besonderheit.

Der "Dolchstoß" nun doch keine Legende?

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Kommentare 1
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

    ich finde den Welt-Artikel ziemlich verwirrend. Vor allem, was die Passagen betrifft, in denen Professor Krumeich angeblich den "der wahre Kern der Dolchstoß-Legende" erörtert. Was genau soll das Kalkül sein, dass die Oberste Heeresleitung verfolgt hat? Inwiefern hängen Waffenstillstandsverhandlungen mit der "Dolchstoßlegende" zusammen? Das bleibt vollkommen unklar. Dann ist in dem Artikel davon die Rede, dass Krumeichs zweites Argument "der Dolchstoß-Legende eine gänzlich neue Wendung" gebe: "Die allgemeine Demoralisierung des deutschen Heeres sei ein Ergebnis defätistischer Nachrichten gewesen, die die Soldaten aus der Heimat erreichten." Damit gibt Krumeich der Dolchstoß-Legende doch keine neue Wendung, sondern er wiederholt im Wesentlichen das, womit Hindenburg 1919 vor dem Ausschuss der Nationalversammlung für die Schuldfragen des Weltkriegs die Dolchstoß-Legende begründet hat: Dass der Krieg trotz der Überlegenheit des Feindes Krieg gewonnen worden wäre, wenn "Heer und Heimat" zusammengestanden hätten. Stattdessen habe eine "heimliche planmäßige Zersetzung von Flotte und Heer" eingesetzt.

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