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Wer die Gegenwart verstehen will, muss in die Vergangenheit sehen. So auch in der Region, die früher das Osmanische Reich umfasste. Eine zweiteilige Dokumentation analysiert anhand von seltenem Bild- und Filmmaterial sowie von Beiträgen internationaler Historiker sein letztes Jahrhundert und versucht, sein Ende zu verstehen.
Im Laufe der knapp hundert Jahre von der Unabhängigkeit Griechenlands 1830 bis zu den Balkankriegen zwischen 1912 und 1913 hat sich das Osmanische Reich nach fast 500-jähriger Präsenz auf dem Balkan endgültig aus Europa zurückgezogen. Die gemeinsame Vergangenheit wird von nationalen Geschichtsschreibern zwar oftmals heruntergespielt, aber die Balkanstaaten sind, wie Mark Mazower von der Columbia University hervorhebt, vom komplexen Zusammenleben christlicher, muslimischer und jüdischer Völker eindeutig geprägt. Vielleicht handelte es sich eher um ein „Nebeneinanderher-Leben“, das auf den im Osmanischen Millet-System organisierten Glaubensgemeinschaften basierte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts haben sich die religiösen Identitäten der Region dann langsam zu klaren nationalen Identitäten hin entwickelt, die Menschen sahen sich fortan als Serben, Griechen, Bulgaren und so fort. Und diese Identitäten bergen noch heute ein großes Konfliktpotenzial.
Das Bestreben der großen europäischen Mächte, sich Ressourcen und Gebiete des Osmanischen Reiches anzueignen, und die Unfähigkeit des Reiches, Reformen umzusetzen, führten zusammen mit dem aufkommenden Nationalismus zum definitiven Ende der Osmanen in Europa. Auch der mächtige Sultan Abdülhamid II., von 1876 bis 1909 an der Macht, konnte daran nichts mehr ändern – er wurde gestürzt. Und mit der nationalistischen Revolution der Jungtürken war das Osmanische Reich endgültig dem Untergang geweiht.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und der Gründung der Republik Türkei. Vieles wird damals angelegt, was die Welt noch heute beschäftigt.
Quelle: Mathilde Damoisel Bild: Arte arte.tv
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