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Zeit und Geschichte

Das Duell: Jan Böhmermann gegen das Haus Hohenzollern

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 15.11.2019

Die Nachfahren von Kaiser Wilhelm dem Letzten wollen Schlösser und Kunstwerke zurückerhalten. Die Bundesregierung verhandelt mit ihnen – ergebnisoffen.

Jan Böhmermann landete einen Coup, in dem er nicht nur im Neo Magazin die Forderungen der hochadligen Dynastie attackiert, sondern sämtliche Gutachten wie zusätzliche Materialien erstmals veröffentlicht.

Entscheidend für das Ergebnis wird sein, wie die Antwort auf die Frage ausfällt: Waren die Hohenzollern bei der Errichtung der Nazidiktatur aktiv beteiligt?

In den verlinkten Gutachten urteilen die Historiker unterschiedlich. Christopher Clarks Fazit ist zwar für den Kronprinz Wilhelm persönlich vernichtend, aber eine Teilrückgabe an die Erben wäre möglich:

Kronprinz Wilhelm hat dem nationalsozialistischen System keinen erheblichen Vorschub geleistet. ... Dass der Kronprinz dem Regime keinen ,,erheblichen Vorschub" geleistet hat, war nicht Folge einer grundsätzlichen Opposition gegen das Regime oder auch nur einer ,,inneren Distanz" gegenüber den Zielen des Regimes ... Es war vielmehr Ergebnis der Unfähigkeit des Kronprinzen, in einem komplexen und sich schnell verändernden politischen Umfeld effektiv zu handeln.

Peter Brandts Ergebnis dagegen lautet, dass

Wilhelm ... stetig und in erheblichem Maß zum Übergang der Macht an die NSDAP und zu deren Festigung beigetragen hat. Das geschah in vollem Bewusstsein und im Einverständnis mit dem Weg in die Diktatur, verbunden mit der Hoffnung auf einen prominenteren Platz in den neuen Verhältnissen.

Wolfram Pyta widerspricht nicht nur, sondern kommt sogar zum Ergebnis:

Kronprinz Wilhelm ... stand von Anfang an den sich formierenden Widerstands-Netzwerken nahe.

Stephan Malinowskis Befund lautet, das Gesamtverhalten von Wilhelm Kronprinz von Preußen habe

der Errichtung und Festigung des nationalsozialistischen Regimes erheblich Vorschub geleistet.

Die Frage harrt einer Antwort: Sollen die Hohenzollern ihr Eigentum – Woher stammt es? Von Gott? Vom nächtlichen Nähen? – zurückerhalten?

Das Duell: Jan Böhmermann gegen das Haus Hohenzollern

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre

    ich weiß dass die Gutachter-Frage wegen der enteignung-/Entschädigungs gesetze relevant ist: aber es gibt auch den Grundsatz von revolitionsrecht - wieso sollte ein Staat der aus einer Revolution hervor geht das frühere HerrscherHaus entschädigen? ok. es ist juristisch wohl in Deutschlandsfall anders gelaufen als zb damals 1789 in Frankreich. Aber es gab mit Wilhelm bei seiner Abdankung einen Vertrag über die besitztverhältnisse. wieso dann was zurückgeben? es gehört zudem heute in jahr 2019 schon gehörige Frechheit dazu, als nicht gerade arme Familie von der brd aus der öffentlichen Hand das zurück zu fordern... Wo immer noch opfer des Kaiserreichs um gerechtfertigte Entschädigung kämpfen.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

      Ich empfinde es ähnlich, allerdings sind sich die Juristen einig, dass der Vertrag aus der Weimarer Republik Lücken ließ, in die versierte Rechtsanwälte stoßen können.

      Dazu kommt:
      Die Bundesregierung will nicht enteignen und die Hohenzollern wollen sich neben der Rückeroberung von altem Besitz von jeder Mitschuld an den Jahrhundertkatastrophen freisprechen lassen.

      Jahrelang verhandelte man im Verborgenen; nun formieren sich Gegner der Rückgabe.
      So schrieben die beiden Gutachter, die eine Schuld der Dynastie sehen, gerade ein Dossier in DIE ZEIT:
      https://www.zeit.de/20...

      Und jemand dieser Gegner spielte die Gutachten Jan Böhmermann zu, der sie erstmalig frei zugänglich machte.

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