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Wenn sich jemand auf eine Reise begibt, erlebt er oft Unvorhergesehenes. So auch der kanadische Kameramann Patrice Massenet. Er reiste im Jahre 1987 entlang der Berliner Mauer. Zu einer Zeit also, in der sich niemand vorstellen konnte, dass diese Mauer eines Tages bloße Geschichte sein würde. Er dokumentierte seine Eindrücke und Begegnungen. Das Material verschwand im Archiv, wurde erst 30 Jahre später wiederentdeckt und als Grundlage einer Dokumentation, die von den eindringlichen Blicken der Kamera und dem Gegensatz zwischen unserem heutigen Wissen und der Ahnungslosigkeit der Menschen damals lebt.
Der kanadische Kameramann Patrice Massenet ist fasziniert von der Stadt, bleibt zwei Monate und dokumentiert die gesamten 155 Kilometer der Mauer aus westlicher Sicht. Er begegnet Menschen, die sich in der geschlossenen Stadt eingerichtet haben, er spricht mit Soldaten, die die Grenze bewachen. Er fährt mit der S-Bahn, mit dem Auto, er spaziert an der Mauer entlang, immer begleitet von den Blicken der Grenzpolizisten, die jede seiner filmischen Aktionen misstrauisch beobachten. Ein Katz- und Mausspiel entwickelt sich diesseits und jenseits der Mauer. Erst 30 Jahre später entdeckt der Regisseur Jean Bergeron das bisher unzugängliche Material und schneidet daraus eine historische Momentaufnahme des Lebens in einer geteilten Stadt, das aus heutiger Sicht fast exotisch erscheint. Während die Westberliner sich in ihrem Alltag einrichten und zum Teil kuriose kleine Fluchten aus der Realität des Eingemauertseins erfinden, entwickeln ihre Ostberliner Mitbürger mit unvorstellbarem Einfallsreichtum Pläne, aus ihrem Teil der Stadt in den „freien“ Westen zu fliehen. Ausgewählte Fluchtgeschichten werden nachinszeniert. Die Dokumentation „Berlin – oder: Die Kunst der Flucht“ lässt die Teilung Berlins und den Alltag im Schatten der Mauer wieder sichtbar werden und macht anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls ein Stück Zeitgeschichte nachfühlbar.
Quelle: Jean Bergeron Bild: Arte arte.tv
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