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Zeit und Geschichte

"Ausgerechnet der Mensch ist unmenschlich" (Thomas Bernhard)

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 12.02.2019

Am 12. Februar 1989 starb Thomas Bernhard. Wer nach 30 Jahren mit einer langen Nacht geehrt wird, ist noch nicht vergessen.

Kurz vor seinem Tod - 1988 - war sein HELDENPLATZ ein großer Theaterskandal. Zur Hundertjahrfeier des Burgtheaters inszenierte Claus Peymann die Uraufführung. Österreich setzte sich damals - so in der Affäre um den in Nazikriegsverbrechen verstrickten Präsidenten und ehemaligen UN-Generalsekretär Kurt Waldheim - mit seiner Täterrolle während der braunen Diktatur auseinander.

Gern hätte ich erlebt, wie Thomas Bernhard - er starb ja nur wenige Tage nach seinem 58. Geburtstag - nach dem Epochenjahr 1989 weiter geschrieben hätte. Vielleicht wäre es eine Enttäuschung gewesen, da die Zeit der ein Land polarisierenden Theaterstücke vorbei war. Zumindest ist es keinem gelungen, ein solches auf die Bühne zu bringen.

Unaktuell wirken viele Passagen aus dem HELDENPLATZ heute nicht, etwa wenn eine der Figuren, Professor Robert, schimpft:

... der Bundespräsident ein verschlagener verlogener Banause

und alles in allem deprimierender Charakter

der Kanzler ein pfiffiger Staatsverschacherer

der Papst gibt in seinen Gemächern

ein sogenanntes warmes Essen für Obdachlose

und lässt diese Tatsache weltweit verbreiten

eine zynische Welt

die ganze Welt ist ein einziger Zynismus

größenwahnsinnige Schauspieler

mißbrauchen die Sahelzone

perverse Caritasdirektoren

reisen mit dem Flugzeug erster Klasse nach Eritrea

und lassen sich für die Weltpresse

mit den Verhungerten fotografieren

der Bundeskanzler tritt im Nadelstreifenanzug an das Podium

und faselt von Genossen...

Diese Schimpfe ist stark und machte bekannt. Oft wird übersehen, was für ein subtiler Schriftsteller er war. Wie in der ersten Szene von HELDENPLATZ ein Toter vor den Augen der Zuschauer lebendig wird im Gespräch von zwei Hausangestellten, das hat tschechowsche Qualität.

Einen guten Überblick - auch über die Prosa und markante Weggefährten - zu diesem erstaunlichen Autor gibt die Lange Nacht; hier das Sendemanuskript.

"Ausgerechnet der Mensch ist unmenschlich" (Thomas Bernhard)

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