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Zeit und Geschichte

Auf eine Molle mit der Vergangenheit

Dennis Basaldella
Medien- und Filmwissenschaftler, Historiker
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Dennis BasaldellaMontag, 18.03.2024

Gerüchten zufolge ist die urtypische Berliner Kneipe tot - oder zumindest liegt sie im Sterben.
Nun ja, vielleicht sind die Nachrichten über den vermeintlichen Tod dieser Institution stark übertrieben, aber dennoch beobachte ich auch in meinem Kiez, dass diese Orte bierseeliger Gemütlichkeit zunehmend aus dem Stadtbild verschwinden. An ihre Stelle treten immer öfter hippe Bars mit umso hipperen jungen Menschen und hippen Cocktails, die mit der ursprünglichen Kneipe nicht mehr viel gemeinsam haben.
Man möge mir hier den Lokalpatriotismus verzeihen, denn die Kneipen in anderen Städten haben sicherlich auch ihren Reiz, doch die Berliner Kneipe ist ein soziales Phänomen. Von außen vermitteln sie oft den Eindruck eines zwielichtigen Ortes, den man auf den ersten Blick nicht betreten möchte. Hat man sich jedoch einmal dazu entschlossen, diesen mutigen Schritt zu wagen, entpuppen sich viele dieser Kneipen als äußerst interessante Orte. Hier treffen Welten und Personen aufeinander, die sich im alltäglichen Leben vermutlich nicht so einfach begegnen würden. Egal ob jung oder alt, arm oder reich, alle kommen hier zusammen. Auswärtige, die einmal eine Berliner Kneipe erleben wollen; Nachtschwärmer:innen, die nach dem Clubbesuch noch ein letztes Bier zusammen heben oder die im Kiez alteingesessenen Stammkund:innen, die von ihrem Stammplatz aus das bunte Treiben beobachten. Im Angesicht eines frisch gezapften Bieres scheinen alle gleich, und nach der ein oder anderen Molle fällt das Gespräch mit den Unbekannten am Nachbartisch immer leichter. Ich möchte hier auf keinen Fall zum übermäßigen Trinken animieren, dennoch ist der Besuch solch eines Ortes eine Erfahrung - auch wenn man selbst nach einem Besuch wegen der von Bier und Rauch durchdrungenen Luft hin und wieder wie ein Räucherfisch riecht.

Dass die Berliner Kneipen vor 60 Jahren nicht anders waren als heute, zeigt dieser Radiobeitrag des RIAS aus dem Jahr 1963. 30 Minuten lang nimmt Horst Cierpka die Hörer:innen auf humorvolle und gleichzeitig wortgewandte Art und Weise mit auf die Reise durch die Kneipen West-Berlins. Viele Beschreibungen und Wortmeldungen sind Kinder ihrer Zeit und würden so heute nicht mehr gesendet werden, doch bei genauem Hinhören entpuppen sich manche Kommentare und Beschreibungen Cierpkas auf interessante Weise auch wieder als erfrischend kritisch und neutral. Tauchen Sie ein in die skurrile Welt Westberliner Bier- und Wein-Etablissements, Refugien für Junggesellen, Ehemänner und für die deutsche Vereinsmeierei. Ein witziges und interessantes Stück West-Berliner Geschichte.

Auf eine Molle mit der Vergangenheit

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 8 Monaten

    Ja, ein hoch der Berliner Kneipe - schön wars. Aber man findet leider kaum noch welche. Ein schleichender Tod ….

  2. Hans Wibra
    Hans Wibra · vor 8 Monaten

    Vieles in dem Beitrag ist richtig und zutreffend, aber einiges und nicht weniger v on Bedeutung ist die Tatsache, das Russland unter Putin erhebliche wirtschaftliche Fortschritte gemacht hat. In breiten Maße wurden Industrie modernisiert, die Effizienz verbessert, der Leensstandard der Menschen deutlich verbessert, die internationale Positionierung aufn breiterer Basis gestellt. Dies trotz der nicht unerheblichen Knüppel die die USA und die G7 sowie die EU dem Russland in die Beine geworfen wurden. Viele Russen sind daher - unabhängig von den anerkannten Defiziten - stolz auf ihr Land, auf die Tatsache, dass das Land mit BRICS und dem SÜDEN der Welt über sehr viel Freunde verfügt. Trotz der inflationären Sanktionen der USA, etc. gegen Russland, steht Russland keineswegs
    am Abgrund. Das aktuelle Thema der Wahl Putins ist und muss kritisch gesehen werden, ist aber keineswegs eine Art Todsünde. Richtig ist, dass Wahlergebnisse mit diesen hohen Siegen immer einen systembedingten Grund haben. Andererseits sind Wahlen in den verschieden Staaten durchaus "unterschiedlich
    demokratisch . So ist die Demokratie und Mitbestimmung in der Schweiz deutlich höher anzusetzen als in z.B. in Deutschland. Die Wahlen von der Aufstellung der Kandidaten bis zur Wahl des Präsidenten, sind in den USA nicht möglich ohne die "Subventionierung" durch Milliardäre und Multimillionäre wobei am Ende nur 25-28 % der wahlberechtigten Menschen den
    Präsidenten gewählt haben. Auch die Möglichkeit der USA-Wähler an der Wahl teilzunehmen wird in nicht unerheblichen Umfange für viel Wähler erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Selbst in Deutschland reicht es am Ende bei der Wahl 20-30 % der Wahlberechtigen zu bekommen um Kanzler zu werden. Man kann sicher davon ausgehen - ohne gleich ein Putin-Unterstützer genannt zu werden, dass Putin in jedem Fall diese 20-30 % der Wahlberechtigten bekommen d hätte. Vor dem Hintergrund, dass Selsnskyi die eigene Wahl gar nicht versucht hat, ist daher der Zweifel an der Legitimität der Putin-Wahl schon etwas zu relativieren.

    1. Dennis Basaldella
      Dennis Basaldella · vor 8 Monaten

      Lieber Hans Wibra,
      ich glaube, Ihr Kommentar ist unter dem falschen Artikel :-)

    2. Hans Wibra
      Hans Wibra · vor 8 Monaten

      @Dennis Basaldella Ja, der Artikel ist leider unter dem falschen Artikel, danke für den Hinweis.
      Mfg
      Hans

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