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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Über Donald Trump heißt es zuweilen, er handle trotz aller dummen Aktionen letztlich pragmatisch. Aber was heißt das? Und ist das überhaupt ein Lob? Pragmatiker sind in Europa ja nicht allzu gut gelitten. Intellektuell sollen sie die Welt allenfalls bis zum Horizont überschauen. Gänzlich unabhängig von Trump, aber nicht losgelöst von den Vorbehalten, die es in Kontinentaleuropa gibt, hat Martin Duru für das Philosophie Magazin einmal leicht verständlich die Geschichte des Pragmatismus aufgeschrieben: Sie begann Anfang der 1870er-Jahre an der Harvard Universität in Cambridge, Massachusetts, wo sich einige Studenten regelmäßig zum Diskutieren trafen. Ihre Gruppe bezeichneten sie als Metaphysical Club. Dabei ging es ihnen keineswegs nur um Philosophie, sondern auch um Themen wie Darwins Evolutionsbiologie. Um die Diskussionen zielgerichteter zu gestalten, veröffentlichte der mathematisch geschulte Student Charles Sanders Pierce im Jahr 1878 einen, nun ja, folgenreichen Aufsatz. Darin heißt es unter anderem: Man müsse stets beachten, "welche – möglicherweise praktisch bedeutsamen Folgen – der Gegenstand unserer Konzeption hat". Was erst einmal einleuchtend klingt, ist seither umstritten: Was soll denn nun genau der Begriff "bedeutsam" bedeuten? Und welche Folgen könnten alles gemeint sein (und welche vielleicht nicht mehr)? In aller Kürze erzählt dieser Text die Geschichte des Pragmatismus, setzt sie in den zeitlichen Kontext und argumentiert, warum es sich dabei um eine Lebensweise handelt, die ideal zu einem demokratischen Gemeinwesen passt (jedenfalls aus Sicht John Deweys). Während sich der Pragmatismus in den USA bald aufsplittert, aber bis heute rezipiert wird, haben sich in Kontinentaleuropa nur wenige Denker ernsthaft mit dieser Philosophie beschäftigt (Max Horkheimer etwa und Max Scheler). Hierzulande gilt er – meist zu Unrecht – als unterkomplex.
Quelle: Martin Duru Bild: Library of Congress philomag.de
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Wer sich weiter in die Materie vertiefen möchte dem sei Richard J. Bernstein, The Pragmatic Turn (2010) empfohlen. Ein Kapitel dort bezieht sich zB auch auf Habermas' Variation des Pragmatismus.