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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Kapitalismus, ein Begriff, eine Theorie oder eine Erklärung für alles? Der Autor diskutiert dieses Problem an Hand einer weiteren Rezension des Buches von Werner Plumpe „Das kalte Herz - Kapitalismus: die Geschichte einer andauernden Revolution“.
Das Buch fasziniert nicht zuletzt deswegen, weil es sich nicht entscheiden kann: Erzählt es die Geschichte einer kapitalistischen Gesellschaft oder diejenige einer kapitalistischen Wirtschaft? Die Frage ist nicht trivial, denn im einen Fall hat man es mit einem Kapitalismus zu tun, der im marxistischen Sinne die Gesellschaft dominiert, im anderen Fall mit dem Phänomen einer kapitalintensiven und marktabhängigen Wirtschaft, neben der nach dem Muster einer funktionalen Differenzierung der Gesellschaft andere Systeme möglich sind, die nicht nach einem kapitalistischen Muster funktionieren. Man erinnert sich, dass es einer der Grundgedanken der soziologischen Klassik bei Durkheim, Weber und Simmel ist, die Marx‘sche Analytik gesellschaftlicher Prozesse aufzunehmen, ohne die Idee einer ökonomischen Determination der Gesellschaft zu teilen.
Auch ist diese Frage für uns in einer Zeit aktuell, in der wieder „der Kapitalismus“ schnell für alle Übel der Welt verantwortlich gemacht wird. Würden wir also mit „dem Kapitalismus“ wirklich die Ursache unserer Probleme treffen oder das Huhn erledigen, das die „goldenen Eier“ legt, die wir für eine bessere Gesellschaft benötigen? Wir schaffen das System aus kapitalintensiver Produktion, gesteuert über Märkte sowie der technischen und organisatorischen Ausbeutung skalenökonomischer Effekte in der Globalisierung ab. Wodurch soll das ersetzt werden? Müssen wir nicht viel mehr, im Luhmannschen Sinne, die Eigendynamiken und strukturellen Kopplungen zwischen den Teilsystemen und der Gesellschaft als System in den Blick nehmen? Schließlich bringt die kapitalistische Produktion in ihren Einbettungen sehr unterschiedliche nationale Gesellschaften hervor.
Quelle: Dirk Baecker soziopolis.de
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