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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Was heißt Leistung und auf welchen Leistungen beruht unsere Zukunft? Leistung geben, Leistung erhalten, wer gibt welche Leistungen in welcher Qualität, wer erhält was - existentielle Fragen. Weil wir gerade beim Jubiläum der deutschen Einheit sind - in der DDR wurde auch diskutiert - sind wir eine Leistungsgesellschaft wie der Westen? Nein, wurde behauptet, wir haben eine "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik". Was natürlich auch nichts anderes bedeutet als "wir können uns letztendlich nur leisten, was wir leisten".
Die Welt verändert sich radikal, die Digitalisierung macht körperliche Arbeit zusehends unwichtiger, befreit uns von der Plackerei, mit der sich die Generationen vor uns am Leben erhalten mussten. Wir, die wir unverbrüchlich an Superkraft als Grundlage der Macht glauben, denken, dass sich die Sache für uns damit erledigt hat. Damit erledigen wir uns aber selbst. Worum es geht, ist, nicht der Anstrengung auszuweichen, sondern sie zu suchen. Für unsere Selbstachtung müssen wir uns anstrengen.
Der traditionelle Begriff der Leistungsgesellschaft jedenfalls wurde sofort auch kritisiert. Dabei waren die Ergebnisse der Aufbaujahre das Resultat einer Herkulesarbeit. Und diese Ergebnisse konkreter gesellschaftlicher Leistungen konnte man überall sehen, anfassen, nutzen:
Autos, Häuser, Waren und reichlich Lebensmittel, alles Wohlstand, von dem man eine halbe Generation vorher nicht mal zu träumen wagte. Der Fortschritt als Ergebnis erbrachter Leistungen war real. Leistung lohnte sich.
Auch in der DDR verbesserte sich damals der Lebensstandard, die Maloche hatte sich gelohnt, nur eben weniger als im Westen. Man kann sagen, für die Industriegesellschaft war der Leistungsbegriff relativ klar, wenig hinterfragt.
Leistung war eine messbare Größe, eine Quantität. Aber wie ist es heute, in der sich entwickelnden "Wissensgesellschaft", in der z.B. die Hälfte eines Jahrganges studiert? In diesem Zusammenhang zitiert der Autor des Artikels Nils Heisterhagen (32), Politikwissenschaftler und Publizist, ehemals Grundsatzreferent der rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten:Die Leistungsidee, die verbunden ist mit Teilhabe und sozialem Aufstieg, werde von allen politischen Gruppierungen vernachlässigt, so sein Vorwurf. Aber dass die SPD das tue, schmerze ihn besonders. Denn Leistung war mal deren Markenkern. Anstrengung und Mühe sind aus der öffentlichen Debatte verbannt. Ein fataler Irrtum, findet Heisterhagen: „Auch Wissensarbeiter fallen nicht einfach vom Himmel, man muss sich das schon erarbeiten. ......"
Wir können also Leistung nicht mehr so quantitativ denken wie früher, es ist zukünftig keine schlichte, klar messbare Angelegenheit mehr.
Nicht mehr der simple Tausch von Arbeitszeit gegen Lohn, der Wert der Ware Arbeitskraft wird unscharf, offen. Sie ist bzw. wird das Gefühl, selbst etwas verändern, ein Ziel erreichen zu können. Leistung heißt demnach zukünftig noch häufiger
mit Ausdauer, manchmal auch mit Leidenschaft, ein Problem zu lösen, sich einer Frage zu widmen, hinzugeben, wie man es früher nannte. Selbstbestimmung ist Selbstverpflichtung – und damit schon an sich kein Zustand der Faulheit. Man kann sein Leben nicht konsumieren. Herauszufinden, was man will und wie man es kriegt, ist harte Arbeit. Und niemand ist da, dem man die Schuld geben kann.Der Ökonom Jan Schnellenbach fordert daher eine neue Leistungsgesellschaft, gebaut auf Selbstverpflichtung und Selbstverantwortung. Was wir Künstlern, Kreativen, Wissenschaftlern, Sportlern zuerkennen, gilt dann für alle Wissensarbeiter und wohl auch für den Handwerker?
Wo und wie geht das? Das ist die Frage nach der neuen Leistung, die, die Mühe macht, aber Mühe, die man liebt, Anstrengung, die sich lohnt – für einen selbst.
Eine interessante Sicht, einfacher gesagt als getan. Klar ist, unser Wohlstand muss wie immer erarbeitet werden. Man sehe in die Welt, es gibt keine Garantie auf Wohlstand. Und es gilt:
Kritik an Verhältnissen, die man schlecht findet, enthält immer die Selbstverpflichtung, es besser zu machen, und zwar nicht moralisch, sondern faktisch. Nörgeln reicht nicht.
Quelle: Wolf Lotter www.brandeins.de
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1.) Nicht "Leistung" war mal der Markenkern der SPD, sondern "soziale Gerechtigkeit". Aber daran können sich weder die Partei noch gar Nils Heisterhagen erinnern ...
2.) Die Aussage: „viele Studenten halten ihre Professoren für Dienstleister, die sie so mühelos wie möglich durchs Studium bringen sollen“ steht im Widerspruch zum Physik- bzw. Meteorologie-Studium meiner Töchter, wo es bei Klausuren Durchfallquoten von bis zu 75% gibt. Aber die Klagen über die Jugend findet man ja wohl schon auf babylonischen Tontäfelchen...
Ich mag Lotters "Ausbrüche" in der Regel sehr. Dieser hier ist mir zu oberflächlich. Die Definition von Leistung ist bei vielen Menschen unterschiedlich, was man schon an den Kommentaren hier erkennt.
Lotter schreibt: "Die neue Leistung besteht aus ernsthaftem Bemühen." Bemühen scheint mir hier nicht das passende Wort zu sein (er hat sich stets bemüht, aber nichts zu Stande gebracht). "Ernsthaftes Engagieren" oder "Ernshafte Hingabe" finde ich stimmiger.
Diese Aussage hingegen „Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr in den neuen Gedanken als in der Befreiung von den alten.“ vom Ökonom John Maynard Keynes, finde ich, trotz des Urhebers, passend und regelmäßig bestätigt.
Sehr guter Piq. Bitte mehr davon! Finde das Thema, wie im Text auch angesprochen, parteipolitisch sehr spannend.
Guter piq, der einen ins Denken bringt. Ich glaube nicht dass sich das Maß zur Beurteilung von Leistung geändert hat. Das ist und bleibt der Marktpreis, und der bildet sich ganz automatisch und ist immer vom Ergebnis (Nutzen) des Erwerbers abhängig und nie vom Bemühen. Die Bewertungsfrage kann man sich eigentlich nur außerhalb der Marktwirtschaft stellen, bei Geltung marktwirtschaftlicher Regeln wäre die Frage unsinnig. Das die Frage so grundsätzlich gestellt wird, zeigt nur wie weit weg wir von einer freien Marktwirtschaft schon sind.
Ich finde das der Begriff Wissensgesellschaft den Punkt nicht trifft. Die Verschiebung findet zwischen körperlicher Arbeit (und isoliertem Wissen) einerseits und kognitiven Fähigkeiten andererseits statt. Letztere werden im Verhältnis immer teurer. Reine Wissensträger ohne kognitive Fähigkeiten können von Datenbanken und Computern ersetzt werden, wie Arbeiter durch Maschinen. Das Dilemma der Linken mit einer solchen Erkenntnis ist, dass sich kognitive Fähigkeiten da sind oder nicht, sie lassen sich nicht durch Ausbildung und Training aus dem Nichts schaffen. Zudem sind sie auch noch (statistisch) vererblich, ohne dass man sie wegbesteuern kann, von der kognitiven Elite an ihre Kinder.