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Volk und Wirtschaft

Wie man Nachhaltigkeit definiert (oder auch nicht) und was daraus folgt

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSamstag, 15.12.2018

Ausgangspunkt des Artikels ist der "Der Rat für nachhaltige Entwicklung", installiert durch die Bundesregierung. Kritisiert wird, dass er nur von einer Definition der Nachhaltigkeit ausgeht, ohne andere öffentlich zu diskutieren.

'Nachhaltigkeit' ist ein äußerst komplexer Begriff, in dessen verschiedenen Definitionen sowohl normative Werturteile (also Urteile darüber, welche Handlungsziele richtig oder falsch sind) als auch empirische Werturteile (also Urteile darüber, welche Beschreibungen empirischer Sachverhalte richtig oder falsch sind) verwendet werden.“

Normative Werturteile behandeln u. a. Probleme, wie der Grad der Betroffenheit verschiedener Generationen gegeneinander abgewogen werden soll, welche anderen biologischen Arten dabei berücksichtigt werden sollen oder welche Grade von Risikoaversion/Vorsorgeprinzipien akzeptabel sein soll sollen.

Empirische Werturteile betreffen z. B. Fragen, welche Ressourcen tatsächlich erschöpfbar sind, welche Ressourcen erneuerbar sind, wo bei erneuerbaren Ressourcen die Übernutzungsgrenzen liegen und wie hoch die Wahrscheinlichkeit anzusetzen ist, dass erschöpfbare Ressourcen durch künftigen technologischen Fortschritt substituiert werden können.

All diese Werturteile lassen sich differenziert gewichten und verknüpfen, so dass sich viele Definitionen für Nachhaltigkeit ergeben. Der Artikel nennt einige in der Wissenschaft diskutierte Varianten. Diese sollten demokratisch abgewogen werden um sich dann entsprechend zu entscheiden. Der Rat gibt seine Definition als gültig vor:

Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.

Welche die für uns richtige ist, dass sollte in einer ungelenkten Demokratie nicht ein Rat entscheiden.

Wie man Nachhaltigkeit definiert (oder auch nicht) und was daraus folgt

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Kommentare 10
  1. Gab Heller
    Gab Heller · vor fast 6 Jahre

    Wegen zu einseitiger Ausrichtung des staatlichen Nachhaltigkeitsrates wird mehr Pluralität gefordert und vor totalitärer Gelehrtenherrschaft gewarnt. Das ist meiner Ansicht nach vollkommen übertrieben, das aktuelle ökonomische Räderwerk wird durch ganz andere Dynamiken angetrieben. Der Artikel stellt sich einem grundsätzlichem Problem nicht. Wie kann stattdessen bei komplexen ökonomisch-sozialen Zusammenhängen entschieden werden? Welche Instanzen brauchen wir, wenn es nicht weiterhin ein (un-) freier Markt sein soll, in dem nur Profit und Konkurrenz zählt und damit Billigkeit? Im Artikel wird immer wieder auf den Bürger verwiesen, der frei entscheiden können soll. Das ist erstens eine kognitive Uberforderung selbst der interessierten Menschen. Und zweitens muss man sich fragen, ob diese Art von Individualismus bei Themen wie Nachhaltigkeit nicht immer auch emotional überfordert. Wer denkt schon an spätere Generationen, wenn s ums eigene Hemd geht...

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

      Das mit der kognitiven Überforderung selbst der interessierten Menschen ist ein guter Punkt. Wer also soll entscheiden, wer ist kognitiv überfordert. Ich kenne keinen. Schaffen wir die Demokratie ab? Was kommt statt dessen? Ist eine Diktatur weniger individualistisch? Oder sind hierarchische Institutionen eher kollektivistisch. Und sind Kollektive dann eher gemeinwohlorientiert? Auch würde ich ihrem Marktverständnis so nicht folgen. Aber das ist eine andere Frage.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

      @Thomas Wahl Es soll natürlich heißen: "Wer also soll entscheiden, wer ist nicht kognitiv überfordert."

    3. Gab Heller
      Gab Heller · vor fast 6 Jahre

      @Thomas Wahl Demokratie ist ja nicht gleich Demokratie. In der repräsentativen Demokratie entscheiden die gewählten Repräsentanten und nicht jeder über alles. Nur leider steckt diese Regierungsform mehr und mehr in einer Vertrauenskrise, zum Teil berechtigt usw.
      Was ich aber nochmals in Frage stellen will, warum dieser Artikel Einflussnahme für eine gute Sache gleich in die Nähe von Gesinnungsterror stellt. Wir werden tagtäglich beeinflusst bis hin zur Manipulation. Die abstrakte Idee von Freiheit wird oft missverstanden als Vakuumszustand, den es nicht gibt. Vielleicht ist öffentliche Einflussnahme und Überzeugungsarbeit entscheidend, um mehrheitlich zu nachhaltiger Lebensführung zu kommen. Denn es ist nutzlos, wenn es nur die Taten weniger bleiben. Das dann gleich Gesinnungsterror zu nennen lässt an Abwehrpropaganda derjenigen denken, die von Nachhaltigkeit persönliche Nachteile befürchten.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

      @Gab Heller Öffentliche Einflußnahme - was heißt das in einer Demokratie? Aus meiner Sicht kann es nur um Aufklärung gehen. D.h. Darstellung der Optionen und Meinungen um den Bürgern eine Entscheidung zu ermöglichen. Nicht umgekehrt, eine Meinung vorgeben um den Bürger für diesen einen Pfad zu gewinnen und andere (auch gute) zu verschließen. Der gute Wille für eine gute Sache muß auch in gute Methoden umschlagen. Sonst ist es keine gute Tat.
      Als Gesinnungsterror würde ich es allein noch nicht betrachten. Aber als Versuch die Gesinnung zu lenken schon ..... Eine Dominanz von Gesinnungsethik über Verantwortungsethik halte ich für gefährlich.

  2. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

    Zunächst einmal, ich bin unbedingt dafür, dass Transformationsprozesse eine normative Begleitung erhalten. Das fehlt im Bereich der Energiewende bislang weitestgehend. Philosophische Ethik kann zwar keine technischen Probleme lösen, aber dazu beitragen, sachlich-rationale Entscheidungen zu treffen, indem sie Begriffe klärt. Beim Begriff der Nachhaltigkeit geht in der Tat vieles durcheinander. Erst wenn man geklärt hat, was ethisch gewollt ist, kann man die verschiedenen Optionen, die zur Auswahl stehen, daraufhin prüfen, welche davon am „nachhaltigsten“ ist. Insofern kann ich dem ersten Teil des Textes durchaus zustimmen.
    Aber (und das ist ein fettes Aber) im zweiten Teil beginnt der Autor klassisches Öko-Bashing. Die Stelle an der ich richtig zornig geworden bin, ist der Versuch die multiplen Gefahren des Klimawandels zu relativieren. Die Kipppunkte-Theorie ist das absolute Worst-Case-Szenario. Selbst wenn das nicht eintritt, sind und werden die Auswirkungen für sehr viele Menschen verheerend sein.
    Der Rat für Nachhaltige Entwicklung entscheidet übriges gar nichts, sondern berät die Legislative.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

      Natürlich muß man Transformationsprozesse normativ begleiten. Aber es ist gefährlich Normen zu setzen, die unrealistisch sind. Es wird nicht funktionieren, dem "Volk" die Normen vorzugeben, sie müssen gelebt werden. Also nicht erst feste Normen und dann fachliche Entscheidungen sondern immer in Wechselwirkung. Ich weiß nicht, ob es "Öko" Bashing ist, auf die Relativität unseres Wissens hinzuweisen und das dann der Diskussion vorzuenthalten. Das Volk merkt, wenn man ständig nur mit absoluten "Worst-Case-Szenario" argumentiert und es wird mißtrauisch. Auch die Höhe der einzugehenden Risiken sollte diskutiert werden. Keine Gesellschaft kann Zukunft gestalten wenn wir in allen Problemen von den evtl. höchstmöglichen (Schadens)Fällen ausgehen. Wenn der Klimawandel so gefährlich ist, wie das Worst Case Scenario nahelegen könnte, dann hätte man z.B. nicht so schnell aus der Atomkraft austreten dürfen. Also ich halte das Aufbauen von normativen "No go" bevor man weiß, was geht, für einen Irrweg. Evolution ist immer ein Experiment mit offenem Ausgang. Auch das setzen von Normen verhindert das nicht - im Gegenteil.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 6 Jahre

      @Thomas Wahl Atomkraft, super Beispiel. Die einen meinen mit
      dem Begriff Nachhaltigkeit „Schonung“, die anderen „zeitlich dauerhaft“. Wenn man die zeitlichen Auswirkungen nimmt, ist das „Nachhaltigste“, was wir auf diesem
      Planeten kreiert haben, Atom- und Plastikmüll. Aber ist das wünschenswert?
      Das Wort Nachhaltigkeit ist also irgendwie positiv besetzt, aber es ist völlig unklar, ob Beteiligte einer Diskussion das Gleiche meinen. Auf dieser Basis ist eine rationale Diskussion über Sachfragen eigentlich nicht möglich.

  3. Christine Köhler
    Christine Köhler · vor fast 6 Jahre

    Absurd anzunehmen, dass der Rat für nachhaltige Entwicklung auch die Position vertreten müsse, dass Nachhaltigkeit ein großer Mist sei. Dann müsste ja z.B. auch der ,,Rat für Menschenrechte'' die Postion abbilden, dass die Menschenrechte großer Mist sind und z.B. der ,,Rat für Migration'', dass Seenotrettung Mist. Naja, solche Postionen gibt es ja auch, wie man weiß. Aber gehören sie zum ,,pluralen Spektrum"?! Wird sich der These von der Pluralität nicht bemächtigt, um radikale Lobbypolitik zu betreiben? Von denen, die gar keine Lobby mehr brauchen? Bei Novo z.B. der Industrieverband Agrar?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

      Wer hat geschrieben, dass der Rat auch die Position vertreten müsse, "dass Nachhaltigkeit ein großer Mist sei"? Es würde ja reichen, das er ggf. erwähnt dass es solche Positionen gibt und was deren Argumente wären. Ich kenne eine solche Position nicht. Und der Verdacht, dass jemand, der fordert, das mehrere Positionen zu diskutieren seien, damit "radikale Lobbypolitik" betreiben will, der ist absurd. Wird es in Zukunft nur eine vorgegebene Meinung geben dürfen, um solchen Verdacht auszuräumen? Mißtrauen Sie demokratischen Meinungsbildungsprozessen? Haben Sie evtl. Angst, nicht recht zu haben? Ich bin mir manchmal auch nicht sicher, ob das Volk immer klug wählt. Aber deswegen den Diskurs durch Vorgaben zu begrenzen? Dann hätten wir eine gelenkte Demokratie. Ich glaub das hat sich Honecker auch unter DDR (Deutsche Demokratische Republik) vorgestellt. Das Volk wählt begeistert zu 100% die Meinung der SED-Führung - demokratisch natürlich.
      Was ich auch nicht verstehe, wer braucht keine Lobby und wer entscheidet so was? Das sind Interessenverbände und Demokratien, die ohne weiteres (ohne gesetzliche Grundlage) Interessen von Gruppen ausschließen, erscheinen mir nur bedingt demokratisch.

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