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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Anlässlich der "26th UN Climate Change Conference of the Parties (COP26)" in Glasgow bringt "The Economist" einen ausgiebigen "Special Report" mit mehreren Artikeln zum Thema Ökonomie, Ökologie und Energie. Einer davon widmet sich der wichtigen Frage, wie Energieentscheidungen Volkswirtschaften prägen und umgestalten.
Ein Blick zurück zeigt zunächst, wie und warum der Wettbewerb zwischen Wasserkraft und fossil getriebener Dampfmaschine zunächst mehrheitlich für die „Verbrenner" entschieden wurde.
Was Dampf auszeichnete, waren mehrere Vorteile, die Investoren ansprachen. Das Wichtigste war die Fähigkeit, neue dampfbetriebene Mühlen in der Nähe alter Mühlen in Städten zu bauen, die bereits eine Textilindustrie hatten, solange eine Kohleversorgung in der Nähe war.
Die Nutzung von Wasserkraft war immer ein Problem, das an regionale Gegebenheiten genau angepasst werden musste. Aber
Watts Entwicklung des Kondensators verbesserte nicht nur eine bestimmte Mühle und Dampfmaschine, wie Thoms Änderungen bei (den wassergetriebenen Anlagen in) Rothesay. Es machte alle nachfolgenden Dampfmaschinen besser und erlaubte Optimierungen der grundlegenden Idee solcher Technologien. Darüber hinaus, so gut Wasserräder auch geworden wären, sie hätten nie Lokomotiven oder Schiffe antreiben können, so wie es mit Dampf möglich wurde.
So wurde im 19. Jahrhundert das wirtschaftliche Wachstum zunehmend durch die systematischere Entwicklung und Anwendung von technischem Wissen angetrieben, für das die Dampfmaschine das Paradigma lieferte. Womit auch immer größere Mengen an Energie großer Dichte lokal unabhängig und mobil nutzbar wurden. Energie war und ist der Schlüssel zu Wachstum und allgemeinem Wohlstand. Die Nachteile dieser industriellen Revolution, Bevölkerungswachstum, Naturverbrauch und Klimaerwärmung, sah man zunächst weniger. Die heute oft diskutierte Frage ist, inwiefern dieser "kapitalistische" Prozess, die Wechselwirkung von Kapital, (Wohlstands)Wachstum und Investitionen ursächlich ist für die negativen Folgen der Technologien. Anders gefragt, ist es der Kapitalismus, der notwendig negative technologische Strukturen erzeugt oder ist es die Entwicklung der Technologien und des Wohlstandes? Muss man Kapitalismus abschaffen oder sollte man Technologien revolutionieren? Geht Letzteres ohne "Kapital" überhaupt oder sollten wir einfach das Wachstum einstellen? Und mit welchen Technologien werden wir dann wie leben? Einigen Akteuren geht es um "Kapitalismus vs. Klima",
wie Naomi Klein, Schriftstellerin und Aktivistin, es im Untertitel ihres Bestsellers "This Changes Everything" (2014) ausdrückt. Unter diesem Blickwinkel ist das Beharren der Industrie auf fossilen Brennstoffen, ihre eigenen Gewinne über die globalen Risiken ihrer Abfälle zu stellen, nicht nur eine Bremse für eine vernünftige Klimapolitik, sondern ein Zeichen für eine systemische Unfähigkeit, Klimaziele in einer kapitalistischen Wirtschaft zu erreichen.
Um der Welt zu beweisen, dass diese These falsch und gefährlich ist, muss man u. a. zeigen, das Wachstum, der Aspekt, den viele Umweltschützer am Kapitalismus am meisten fürchten, auch ohne Umweltverschmutzung möglich ist. Insbesondere die arme Welt braucht Wachstum, braucht Investitionen und neue Technologien in Größenordnungen, auch und gerade für ein Zeitalter ohne fossile Energien. Eine Formel, die einem japanischen Energieökonomen zugeschrieben wird, fasst die relevanten Faktoren (die Größe der Wirtschaft, das Ausmaß der Emissionen und die CO2-Menge im Energiesystem) elegant zusammen:
Emissionen sind das Produkt aus Bevölkerungszahl, GDP pro Kopf, der verbrauchten Energie pro Einheit von GDP und der Kohlenstoffemissionen aus dieser Energie. Um Emissionen zu reduzieren, muss man einen oder mehrere dieser vier Faktoren reduzieren. Private und staatliche Klimaschutzmaßnahmen haben sich auf die letzten beiden konzentriert: Kohlenstoffemissionen pro Energieeinheit (Dekarbonisierung) und Energieverbrauch pro GDP-Einheit (Effizienz). Aber angesichts unzureichender Fortschritte sagen einige, dass es an der Zeit ist, sich die ersten beiden anzusehen.
Klar ist, dass es schwierig bis unmöglich wäre, die Bevölkerungszahl schnell zu reduzieren. Bliebe "Degrowth", also Reduktion von GDP/Kopf. Schön wäre, wenn die Befürworter dieses Weges
alle anderen überzeugen könnten, dieses Ziel möglicherweise als freiwillige, einvernehmliche moralische Revolution zustande kommen zu lassen.
Ist das realistisch? Ich denke, wie "The Economist", eher nicht.
Quelle: The Economist EN www.economist.com
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Interessant, dass nun konventionelle Institutionen wie der Economist oder der ThinkTank Bruegel (https://www.bruegel.or...) "Degrowth" zumindest in Erwägung ziehen, wenn auch nach ein bisschen Betrachtung, recht schnell beiseite legen.
Bruegel spricht nun von der Notwendigkeit und insbesondere den finanziellen Vorteilen von "Verhaltensänderungen", um die Klimaziele zu erreichen. Leider beschäftigt man sich nicht mit der Frage, welche wirtschaftlichen Auswirkungen letztlich diese "Verhaltensänderungen" hätten. Doch da es um eine "Versechsfachung" der globalen Entkopplungsrate geht, bleibt einem kaum etwas anderes übrigt.
Bei mir bleibt bei der Argumentation das Gefühl übrig: "Grow green or die"... Vermutlich wird man erst merken, dass das gegenwärtige Modell nicht nachhaltig ist, wenn die Anpassungskosten zu hoch werden.