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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Das Thema »Erbschaft« ist hier immer wieder dabei. Für Zeit Online fasst Sören Götz die zentralen Probleme der herannahenden, immensen Erbschaftswelle (rund 400 Milliarden pro Jahr laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung) noch einmal gut zusammen: Vererbtes Vermögen wird kaum besteuert. Während also die Nachkommen wohlhabender Familien von Vermögen ohne zwingende Leistung profitieren können, ist es für Menschen ohne umfangreiches Erbe unter den aktuellen Wirtschaftsbedingungen kaum noch möglich, zu größerem Wohlstand zu kommen – trotz Leistung. Auch die Steuerlast verteilt sich ungleich, denn den Sozialstaat finanzieren vor allem jene, die für ihr Geld arbeiten müssen. Erben können hingegen bis zur Volljährigkeit schon steuerfreie Millionen in der Tasche haben.
Niemand soll um sein Erbe gebracht werden, aber diese Diskrepanzen bedrohen langfristig die Prinzipien der Leistungsgesellschaft. Timm Bönke, Professor für Finanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin, vermutet sogar, dass sich die negativen Effekte von Generation zu Generation nur noch verschärfen werden. Wer schon hat, dem wird zunehmend gegeben. Beim Rest kommen Globalisierung, Fortschritt und Wachstum jedoch kaum an oder verschärfen die Entwertung von Arbeitsleistung sogar noch. Sören Götz zieht ein nüchternes Zwischenfazit:
Arme und Reiche gab es schon immer. Im Kapitalismus können sich die meisten Menschen damit arrangieren, weil sie davon träumen, irgendwann zu den Reichen aufzusteigen. Oder ihren Kindern den Weg zum Wohlstand zu ebnen. Sie vertrauen darauf, dass jeder zumindest eine kleine Chance darauf hat und dass sich Leistung auszahlt. Beides ist in Deutschland gerade fraglich. Der Staat unterstützt diese Entwicklung durch niedrige Steuern auf Kapitalerträge und Erbschaften.
Quelle: Sören Götz Bild: Manuel Moreno/uns... zeit.de
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Die Menschen im deutschsprachigen Raum sind reaktionär. Man ist es seit Generationen gewohnt zu denken, dass das Überleben an die Erbschaft gekoppelt ist. Das Vermächtnis der Grosseltern liefert die Grundlage deiner Existenz. Es wird der Beruf, die Wohnung, die Küche, die Identität vererbt. Man lebt mit der Familie am selben Hof, entweder als Hofbesitzer oder als ZuarbeiterInnen. Man arbeitet in der selben Fabrik. Mein Mann hat in der selben Firma gelernt wie sein Bruder und seine Mutter und der Vater. Die Genossenschaftswohnung der Eltern sollte an die Kinder weitergehen. Sie waren aufrichtig überrascht, dass die Kinder kein Interesse zeigten.
Es geht um Fussspuren der Vorfahren, denen man folgt. "Erben" symbolisiert diesen Generationenstaffellauf. "Erben" ist in der Bevölkerung kein Reizwort, dass mit kapitalistisch geprägten Kampfwörtern beantwortet werden muss, sondern eine Teildefinition der identitätsstiftenden Existenzgrundlage.
Eine ECHTE Reform der Erbschaftssteuer sollte eigentlich eine "low hanging fruit" sein. Momentan ist der Schaden gewaltig (sozialer Frieden, Ungleichverteilung, Leistungsgedanken), die Zahl der Profiteure aber sehr überschaubar (und selbst unter den Erben, gibt es Menschen, für die das Erbe zur Last wird). Woran liegt es deiner Meinung nach, dass das Thema im Wahlkampf so gut wie keine Rolle spielt?