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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Ab und zu sollte man auch geglaubte Gewissheiten mal infrage stellen. Es stimmt:
Jahr für Jahr werden riesige Summen verschenkt und vererbt, umverteilt von “oben” nach “unten” wird davon nur wenig. Das gilt besonders für Österreich, wo es keine Erbschaftsteuer gibt. Es gilt aber auch für Deutschland, wo Schätzungen zufolge zuletzt bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt oder verschenkt wurden, der Staat aber nur 8,5 Milliarden Euro an Erbschaft- und Schenkungsteuer erhielt. Die Tabaksteuer brachte im selben Jahr 14,7 Milliarden Euro. Deutschlands Erben tragen weniger zur Staatsfinanzierung bei als Deutschlands Raucher.
Aber komplexe Systeme verhalten sich oft kontraintuitiv. Und so stellen sich Ökonomen immer wieder die Frage: Wie viel kann man mit einer Erbschaftssteuer im Kampf gegen die soziale Ungleichheit wirklich erreichen?
Zwei neue Studien, aus Australien und Norwegen, geben nun grundsätzlich zu denken, ob die Erbschaftsteuer überhaupt etwas gegen die Ungleichheit in einer Gesellschaft ausrichten kann. Beide Studien verfolgen einen ähnlichen Ansatz. Sie schauen, welches Gewicht im Verhältnis zu den sonstigen Vermögen die Erbschaften überhaupt ausmachen.
In diesen Ländern gibt es schon länger keine Erbschaftssteuern mehr – in Australien seit 1979, in Norwegen seit 2014.
Und die Australier z. B. übertrugen in den vergangenen zwei Jahrzehnten Vermögen im Gesamtwert von etwa 1,5 Billionen Dollar – 90 Prozent davon als Erbschaften.
Gemessen an der Höhe des bereits vorhandenen Vermögens, erhielten die weniger wohlhabenden Menschen im Durchschnitt einen viel größeren Zuwachs durch Erbschaften. Bei den ärmsten 20 Prozent war er etwa 50-mal so hoch wie bei den reichsten 20 Prozent. “Vermögenstransfers verringern also tendenziell den Anteil des Vermögens der reichsten Australier”, hieß es. Und diese Entwicklung werde sich wahrscheinlich fortsetzen.
Ähnliches lässt sich für Norwegen sagen. Dort kommt noch die für empirisch arbeitende Ökonomen hervorragende Datenlage hinzu. Individuelle Steuererklärungen sind in Norwegen seit Anfang des 19. Jahrhunderts öffentlich. Man kann also flächendeckend über einen langen Zeitraum analysieren, in welchem Verhältnis Erbschaften zu den Arbeitseinkommen oder zu staatlichen Transferzahlungen stehen. Die Analyse umfasste allerdings nur die Jahre zwischen 1995 und 2013, bezog aber die gesamte Bevölkerung ein.
Das durchschnittliche Nettovermögen der Norweger lag 2013 bei umgerechnet 176 000 Euro. Der Wert ihres bis zu dem Zeitpunkt verdienten Arbeitseinkommens nach Steuern betrug im Schnitt etwa 1,04 Millionen Euro, die Transfers nach Steuern lagen bei 266 000 Euro, der Wert der erhaltenen Geschenke und Erbschaften bei 45 000 Euro. Schenkungen und Erbschaften machen im Durchschnitt also nur zwei bis fünf Prozent des Gesamteinkommens aus. Als die Forscher simulierten, wie die norwegische Einkommens- und Vermögensverteilung aussehen würde, wenn es keine Schenkungen und Erbschaften gäbe, stellten sie fest, dass sie im Wesentlichen unverändert wäre. Ihr Fazit: Für die Vermögensverhältnisse im Land spielen Erbschaften keine große Rolle.
Wie in Australien liegt das daran, dass die meisten Menschen ihre Erbschaft meist spät im Leben antreten. Der Lebenslauf, die Karrieren sind also schon über dem Höhepunkt.
Eine höhere Besteuerung der Erbschaften, meinen die Forscher, würde kaum zur Verringerung der ungleichen Vermögensverteilung beitragen. Dafür wirkten sich die Erbschaften einfach zu wenig auf die finanziellen Möglichkeiten der Menschen im Laufe ihres Lebens aus.
Was natürlich insgesamt noch kein Plädoyer gegen eine vernünftige und einfach zu handhabende Erbschaftssteuer ist. Solange dabei die Besteuerung von zu vererbenden Betriebsvermögen nicht zur Destabilisierung der Familienunternehmen führt.
Quelle: Maja Brankovic Bild: FAZ blogs.faz.net
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ok. unterscheiden von ungerecht verteilten Reichtum und Vererben an sich und ungerechtem Vererben. Allerdings vergessen die genannten Statistischen Arbeiten, dass vielleicht Menschen oft erst im höheren Alter erben, aber ihre Eltern zt bereits geerbt hatten etc. Das Vererben bildet ja oft eine Kette über mehrere Generationen hinweg. und da würde eine Steuer schon weit eher greifen...
Die Autorin schreibt: „ Gemessen an der Höhe des bereits vorhandenen Vermögens, erhielten die weniger wohlhabenden Menschen im Durchschnitt einen viel größeren Zuwachs durch Erbschaften. Bei den ärmsten 20 Prozent war er etwa 50-mal so hoch wie bei den reichsten 20 Prozent.“
Bezugsgröße ist hier das „vorhandene Vermögen“. Dazu ein Rechenbeispiel: wenn jemand 1 Mio € Vermögen hat und 2 Mio € erbt, erbt er doppelt so viel wie er hatte. Wenn jemand 1000 € Vermögen hat ( d.h. Zu den 20% Ärmsten gehört) und 100.000 € erbt, erbt er 100 mal so viel wie er hatte. Hat sich die soziale Ungleichheit verringert? Der Artikel behauptet „ja, der „Arme“ erbte 100 mal so viel wie er hatte“. Ich meine: „nein, der „Reiche“ erbte 2Mi, der „Arme“ nur 100.000. Damit hat er vielleicht den Eigenkapitalanteil für eine Eigentumswohnung und kann sich vielleicht den Rest von der Bank leihen, um die Wohnung zu kaufen. Der „Reiche“ hatte schon vor dem Erbfall eine Villa und kauft sich vom Erbe Aktien und ist ab sofort ‚Kapitalst‘“. Ich würde mir vom kritischen Journalismus, der statistische Untersuchungen zum Gegenstand hat, wünschen, dass er erst mal genau darstellt welche Äpfel mit welchen Birnen verglichen werden und ob das eigentlich sinnvoll ist.
Walter
Walter
Man kann natürlich "geglaubte" Gewissheiten in Frage stellen. Wenn es sich aber um empirische Evidenz handelt, ist es wohl eher der unbedingte "Glauben" daran, dass diese Evidenz halt doch nicht so evident ist - oder sein sollte, weil dass halt dem eigenen "Glauben" widerspricht. Auch in der Klimawandel-Diskussion gibt es dieses Phänomen. Mittels Cherry-Picking kann man dann schon auch "Evidenz" produzieren, die dem eigenen "Glauben" eher entspricht und so Zweifel sähen. Eine seit Jahrzehnten durchaus bewährte (und überwiegend vom rechten politischen Lager eingesetzte) Strategie, die von Oreskes und Conway im Buch "Merchants of Doubt" aufgedeckt wird. Es stellt sich also die Frage, inwiefern das auch hier passiert ist. Einen Hinweis liefert dieser Satz für die norwegische Studie: "Für ihre Analyse konzentrierten sie sich auf den Zeitraum zwischen 1995 und 2013." Warum dieser Zeitraum, wo "doch [die] hervorragende Datenlage [...] [i]ndividuelle Steuererklärungen [...] in Norwegen seit Anfang des 19. Jahrhunderts öffentlich“ zugänglich macht. Aber klar, gerade das "linke politische Lager" kann, ja darf gerade in ökonomischen Fragen einfach nicht die Evidenz auf seiner Seite haben. Weil, wo führt uns das am Ende noch hin, nicht wahr?