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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
Der Beitrag aus dem A&W blog der Österreichischen Arbeiterkammer (Pendant des Deutschen Gewerkschaftsbundes) thematisiert die politisch aktuelle und brisante Frage: Wie kann die Gesellschaft eine solidarische Strategie für die Krise der Metallindustrie, aber auch anderer Wirtschaftsbereiche finden?
In dem Beitrag wird das in Österreich prominent bei einem der größten Industriebetriebe (der voestalpine) seit Langem sehr erfolgreich praktizierte Modell der Solidaritätsprämien vorgestellt. Der Beitrag ist von großer Brisanz, denn er betrifft auch die in Deutschland gerade hochkochenden Tarifauseinandersetzungen in der Metallindustrie, wo die IG Metall (ebenso wie vorher schon ver.di) im Gegensatz zu ihren österreichischen Schwestergewerkschaften bisher nicht durch kreative Forderungen auffällt und in einer eher defensiven Position verharrt. In Österreich hingegen gibt es interessante Überlegungen zu einer solidarischen Umverteilung von Arbeit und Löhnen im Zeichen von pandemiebedingter Rezession, steigender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit:
Im Zuge der Corona-Krise forderte die Gewerkschaft GPA die Möglichkeit einer freiwilligen Arbeitszeitverkürzung nach dem „90 für 80“-Modell. Dieses ermöglicht jeweils vier MitarbeiterInnen eine Reduktion ihrer Arbeitszeit auf 80 Prozent, während das Entgelt nur auf 90 Prozent reduziert wird. Dafür kann eine Arbeitskraft neu eingestellt werden. Das Vorbild für dieses Modell ist das Solidaritätsprämienmodell, das bereits seit 20 Jahren angewandt werden kann.
Im Weiteren skizziert der Beitrag genauer das Solidaritätsprämienmodell in der Praxis. Der Witz an diesem Modell liegt darin, die Rolle der Gewerkschaften nicht einseitig auf den Arbeitsplatzerhalt derjenigen Beschäftigten zu beschränken, die schon bzw. noch Jobs haben, sondern Denkmodelle und Tarifmodelle zu entwickeln, um Arbeitslose in Beschäftigung zurückzuholen: Beim AMS (Arbeitsmarktservice, das Pendant der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland) vorgemerkte Personen werden als Ersatzarbeitskräfte eingestellt.
Die Vorteile dieses Modells liegen auf der Hand: Nicht nur ist es eine Strategie zur solidarischen Neuaufteilung der Arbeit zwischen den Beschäftigten, sondern auch eine zur Verbesserung der Work-Life-Balance und damit zur Steigerung der Zufriedenheit der Beschäftigten (was auch im langfristigen Interesse der Unternehmen liegt).
Die Flagge, unter der eine solche neue Tarifpolitik segeln könnte, lautet: "Weniger arbeiten, damit alle arbeiten und besser leben können!" – Der Einwand deutscher Gewerkschafter und Unternehmer könnte nun lauten: "In der deutschen Metallindustrie haben wir ja schon die 35-Stunden-Woche." Aber zum einen gilt dies eben noch nicht für andere tarifliche Regelungen wie z.B. bei ver.di. Zum anderen stellt sich die Frage: Warum sollte eine solidarische Neuaufteilung der Arbeitszeiten nicht die Grenze der 35 Wochenstunden unterschreiten, wenn dies der sozialen Gerechtigkeit sowie der Lebensqualität und der Geschlechtergerechtigkeit dient?
Quelle: Bernadette Allinger / A&W blog awblog.at
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Das ist sicherlich eine schöne Idee, aber ich finde es schon etwas fragwürdig, wenn bei solchen Überlegungen die Arbeitgeberseite einfach ausgeklammert wird. Über den Daumen gepeilt kommen die ArbeitgeberInnen aber bei etwa 14% höheren Kosten für die gleiche Arbeitszeit raus, angenommen alle 5 MitarbeiterInnen verdienen etwa das Gleiche [(-4*10% Lohn - max.4*10%/2 öffentliche Förderung +90% Lohn + ca. 0.3*(90%) Lohnnebenkosten)/4)]. Da müssten schon ganz schön stattliche Produktivitätszuwächse damit einhergehen, damit die Verluste im Rahmen gehalten werden.
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass solche Konzepte nicht gangbar sind, aber man sollte das doch wenigstens diskutieren...