sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Gunnar Sohn, 1961, Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Kolumnist, Livestreamer, Dozent an der Hochschule Fresenius in Köln. Schwerpunkte: Wirtschaftsethik, CSR, unternehmerische Verantwortung, Methodenstreit in der Ökonomik, Innovationstheorie, narrative Ökonomie, digitale Medien, Theorie der öffentlichen Meinung. Wichtigste Publikationen: 2018. Ökonomie gone wrong: Wie Vulgärkapitalisten semantisch und faktisch die Welt dominieren. Berlin. Netzpiloten 2017. Wie Merkel die VWL-Pseudorechnungen weglächelt: Mainstream-Ökonomen und Politik. Berlin. Netzpiloten. 2016. Die vermessene Ökonomie – Es könnte auch alles ganz anders sein.Berlin. Netzpiloten.
Finanzminister Olaf Scholz hat einen schwachen Vorschlag zur notwendigen und überfälligen Transaktionssteuer gemacht. Darüber habe ich bereits berichtet. Jetzt hat Stephan Schulmeister eine lesenswerte Analyse publiziert: Das Scholz-Modell erfasst nur magere 0,3 Prozent aller Finanztransaktionen und widerspricht beiden Hauptzielen einer Finanztransaktionssteuer (FTS): "Dämpfung der 'schnellen' Spekulation sowie eine höhere Steuerleistung des Finanzsektors. Der überwältigende Teil spekulativer Transaktionen findet auf den Derivatmärkten statt (an der Deutschen Börse ist ihr Volumen fast 50 Mal so hoch wie jenes mit Aktien und Anleihen und damit 22 Mal so hoch wie das deutsche BIP). Doch diese Transaktionen blieben steuerfrei. Daher lägen die Erträge nur bei 0,04 Prozent des BIP statt geschätzten 1 bis 2 Prozent im Fall einer umfassenden FTS", schreibt Schulmeister. Eigentlich sollte ja nach dem Lehman-Crash die Ökonomie neu gedacht werden. Dazu zählte auch eine umfassende FTS. Die Lobby der Spekulationsindustrie hat mit Horrorszenarien in den vergangenen Jahren erfolgreich dagegen gearbeitet. Das sich wiederholende „trending“ prägt nach wie vor die Preisdynamik von Aktien, Anleihen, Devisen und Rohstoffen. "Eine Verteuerung des 'schnellen' Trading durch eine FTS würde daher auch das Ausmaß von deren Akkumulation zu langfristigen Trends verringern. Dies wäre umso wünschenswerter als die Abfolge von Bullen- und Bärenmärkten fatale Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat: Steigende Bewertungen verlängern die Bilanzen, insbesondere die Finanzakteure können ein 'größeres Rad drehen' (wie vor 2007)." Wichtige Länder wie Frankreich und Italien führten eigene Transaktionssteuern ein und erschweren so eine gemeinsame, umfassende Lösung. Der Scholz-Entwurf unterwirft sich diesem Kurs. "In der Rhetorik betont man die Wichtigkeit einer FTS, in der Praxis nimmt man ihr jede Wirksamkeit", resümiert Schulmeister. Er hat leider recht.
Quelle: Stephan Schulmeister wirtschaftsdienst.eu
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Volk und Wirtschaft als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das alles so ganz richtig ist, was Schulmeister schreibt. Der Einfluss von Optionen, Futures, CFDs und der ganzen Latte der börsengehandelten "Mini-Futures" ("Zertifikate") auf die zugrundeliegende Basiswerte ist je unterschiedlich und außer bei den CFDs sehr widersprüchlich und auch nicht einfach trendverstärkend. Große Marktteilnehmer bekommen zudem handgeschnitzte SWAPS, die dann auch eher zur längerfristigen Absicherung dienen.
Z.B. sind Zertifikate zuallermeist bei Emission vollständig abgesichert für die teilweise mehrjährige oder sogar "endlose" Laufzeit. Die hochliquiden Werte werden zudem meistens über die Futures-Börsen strukturiert. Der Handel von Kurzfrist-Schwankungen egal welchen Zeithorizonts ist daher bei Zertifikaten ein reiner Barhandel, der so wenig mit dem Aktienmarkt selbst zu tun hat wie Fußballwetten mit dem Fußballspiel.
Dabei geht das meiste Geld der Anleger in sogenannte "Geldanlage"-Zertifikate wie z.B. Discount- oder Kapitalschutzzertifikate. "Während die durchschnittliche Ordergröße bei Langfristpapieren im Dezember 2018 bei mehr als 36 000 Euro lag, waren es bei Knock-outs und Co nur gut 4200 Euro. Unterm Strich wurde 30-mal mehr in Anlageprodukte investiert. Deren Kapitalisierung erreichte Ende des Jahres 64 Milliarden Euro; die der Hebelprodukte dagegen nur zwei Milliarden Euro."
Eine echte 1:1-Beziehung zwischen Markt und Derivaten sehe ich bei den CFDs, den Differenzkontrakten. Sie ermöglichen die Spekulation auf Kredit - mit den entsprechenden Gefahren für die Nutzer. Und siehe da: Der Handel mit CFDs wurde in D bereits 2017 von der Bafin eingeschränkt, der Hebel auf maximal 30 festgelegt und das Nachschusspflicht-Risiko der Anleger zu den Anbietern zurückdelegiert.
Aber wie auch immer, richtig ist, dass die jetzt geplante Transaktionssteuer ein symbolpolitischer Witz ist. Wirklich hilfreich wäre sie, um dem nichtsnutzigen, vollautomatisierten Sekundenhandel das Wasser abzugraben, weil die Steuer höher wäre als die Bruchteile von Cents, die dabei anderen aus der Tasche gezogen werden - und genau an die Handels-Bots traut sich die Politik nicht ran.
Ansonsten würde die Steuer nur die Margen verringern, aber nur minimal. Die Steuer spielt im Verhältnis zu den sonstigen Handelsgebühren keine Rolle und ist unter Umständen durch Wechsel zu einem billigeren Handelsanbieter mehr als nur zu kompensieren. (Die Handelskosten liegen bei neuen Anbietern wie Degiro oder Traderepublic etwa zwischen 1 und 3 Euro pro Transaktion, bei vielen Sparkassen und Volksbanken weit, weit darüber.)
Meine Vermutung: Die Transaktionsbesteuerung ist das denkbar unwirksamste Mittel, wenn man die tatsächlich gemeingefährlichen Spekulationsgeschäfte bekämpfen möchte. Die finden eher im Schatten der börsengehandelten Papiere statt.