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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft
Dr. Anja C. Wagner beschäftigt sich mit globaler Transformation im digitalen Wandel. Sie gilt als kreative Trendsetterin und bezeichnet sich selbst als Bildungsquerulantin. Inhaltlich kreist sie um User Experience, Bildungspolitik, Arbeitsorganisation und unserer Zukunft in einer vernetzten Gesellschaft. Mit dem Unternehmen FrolleinFlow GbR bietet sie heute Studien, Vorträge, Consulting und verschiedene Online-Projekte an.
Man kann sich dieser Tage angesichts des Politik-Chaos doch die Augen reiben, wenn man liest, Deutschlands Marke in der Welt sei weiterhin auf Platz 1 des Anholt-Ipsos Nation Brands Index.
Dieser Index misst – basierend auf 60.000 weltweiten Interviews – die Stärke und Qualität der nationalen Marken anhand von sechs Faktoren: Export, Regierungsführung, Kultur, Tourismus, Menschen sowie Einwanderung und Investitionen.
Und warum ist Deutschland weiterhin so gut angesehen?
"Die Befragten aus aller Welt sind besonders positiv gestimmt, was den Kauf deutscher Produkte, die Attraktivität von Investitionen in deutsche Unternehmen, die Beschäftigungsfähigkeit der Deutschen, die Arbeit der deutschen Regierung zur Armutsbekämpfung und herausragende Leistungen im Sport angeht", so Ipsos.
Okay, die Befragung war VOR der vierten Corona-Welle und sicherlich auch dem deutschen bisherigen Corona-Management bzw. dem Impfstoff-Wunder von BioNTech zu verdanken. Da waren sie wieder, die deutsche Effizienz und Innovationskraft, vor dem Hintergrund halbwegs geordneter politischer Abwicklung – im Vergleich zu anderen Staaten.
Deutschlands Bild in der Welt reicht weit bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Zu Beginn der Industrialisierung ahmten deutsche Hersteller(*innen) gerne britische Produkte für den Export in die Kolonialländer nach, allerdings mit mangelhafter Qualität. Um im Konkurrenzkampf mit den billigeren Anbietern nicht unterzugehen, prägte die britische Regierung daraufhin den Slogan "Made in Germany" – als Hinweis auf die schlechte Qualität.
Da aber die deutschen Hersteller schnell hinzulernten, wurde dieser Qualitätshinweis zum positiven Markenbild für viele deutsche Produkte. Denn die Qualität war oft besser als die der anderen. Daraus leitete sich eine erhöhte Nachfrage ab und damit das schnelle Wachstum der deutschen Industrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis heute ist "Made in Germany" ein Markenversprechen, auf dessen Welle viele der hiesigen Anbieter*innen der analogen Welt reiten.
Aber dann schwappte die digitale Welle über Deutschland hinweg. Und der Zweifel der Bevölkerung an der politischen Handlungsfähigkeit und Innovationskraft schwand dahin. Allerorten offenbaren sich systemische Sackgassen aufgrund der Komplexität und man fragt sich, wie eine moderne deutsche Volkswirtschaft vor der Folie der Klimakrise ausschauen könnte – und erst recht ein strategischer Weg dorthin.
Bei aller berechtigten Kritik und Häme in den Timelines der sozialen Netzwerke:
Wir leben ganz sicher in einem soliden Land mit vielen Talenten und Möglichkeiten. Andernorts sieht es nicht viel besser aus.
Inwiefern wir hier einen guten Weg in Richtung vielfältiger Krisenbewältigungen und notwendiger Reformen gehen können, bleibt zwar weiterhin unbestimmt. Aber vielleicht können wir uns an dem Bild auf uns von außen etwas aufrichten und Mut fassen?!
Quelle: Victoria Masterson Bild: Anholt Ipsos Nati... EN www.weforum.org
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Interessant.
Ich habe ja schon quasi immer den Verdacht, dass übermäßiges Geunke über Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft sowieso größtenteils der Angst-Narrativ libertärer politischer Kräfte ist, um eine Gegenposition zu solidarischer Teilhabe aufzubauen. Seit immer drohen uns China und Indien überhaupt in allem den Rang abzulaufen - so richtig passiert ist ja irgendwie noch nicht oder?