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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Eine der häufigsten Deutungen der gegenwärtigen populistischen Verschiebung der politischen Landschaft Europas nach rechts ist die zunehmende Verelendung breiter Bevölkerungsschichten. Aus Sicht der traditionellen Kapitalismuskritik erscheint das auf den ersten Blick logisch. Es erklärt aber nicht, warum gerade sozialdemokratische Parteien mit ihrer sozialen Agenda verlieren. Der alte Gegensatz beruhte
einerseits auf sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien, die sich für einen starken Staat und Marktregulierung und Umverteilung einsetzten, und andererseits eher konservativen und liberalen Parteien, die für möglichst viel Markt und möglichst wenig Staatseingriffe plädierten.
Der Sozialwissenschaftler Michael Zürn bietet eine andere Konfliktlinie an, er unterscheidet Kosmopoliten und Kommunitaristen:
Kosmopoliten sind ideologisch betrachtet die Gruppe, die sich in der Tendenz eher für offene Grenzen sowohl für Menschen als auch für Kapital und Güter einsetzen, die für universell gültige Individualrechte eintreten und den Transfer politischer Kompetenzen auf die europäische und globale Ebene befürworten. .... Menschen, die besser verdienen und gebildet sind, ... eine internationale Orientierung aufweisen – also über sehr viel transnationales Sozialkapital verfügen.
Kommunitaristen sehen eher die Notwendigkeit von nationalen Grenzen, um überhaupt Demokratie und Gerechtigkeit realisieren zu können, die eigene Kultur wird im Zweifel höher bewertet als universelle Individualrechte. Die Abgabe politischer Macht an transnationale Strukturen wird als potentiell undemokratisch und daher kritisch gewertet. Es sind Menschen, die sich eher als Globalisierungsverlierer betrachten - „mit weniger transnationalem Sozialkapital.“
Im gewissen Sinn verschiebt sich die Auseinandersetzung um die Deutungshoheit von der ökonomischen Erklärung hin zu kulturellen Ursachen. Was auch den teilweise leichtsinnigen Umgang mit den wirtschaftlichen Ressourcen der Staaten erklären könnte.
Quelle: Michael Zürn novo-argumente.com
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Das Reden von Idealtypen und Sozialfiguren ist hilfreich, um Komplexität zu reduzieren und um Thesen zu formulieren, die man dann überprüfen kann. An letzterem hapert es in diesem Interview. Das Reden von der "kulturellen Arroganz" scheint mir (auch wenn es ein verbreitetes Vorurteil ist) nicht besonders gut belegt zu sein. Die Beispiele, die hier angeführt werden, sind entweder Klischees oder Quatsch.
Zum Beispiel die ewige Unisextoilette. Es wird suggeriert, ein größerer Anteil des Regierungshandelns sei dem Schaffen solcher Toiletten gewidmet. Das ist doch albern. Wieviele Parlamentsdebatten, Ausschusssitzungen, Expertenanhörungen gab es zur Unisextoilette? Wieviel Geld wurde auf deren Einrichtung verwendet? Es wäre redlich, das zu recherchieren, ehe man sich dem AfD-Argument anschließt, der kosmopolitischen politischen Klasse sei die Unisextoilette wichtiger als z.B. Frauenhäuser, Schuldenerberatungsstellen, Sozialarbeiter oder anderen Institutionen, die konkret den "Abgehängten" helfen.
Auch die Idee, man müsse heute "Weltmusik" statt "Volksmusik" hören ist empirisch fragwürdig. Erstens, weil man sich kulturell in urbanen, kosmopolitischen Kreisen vermutlich durch nichts so desavouriert wie durch ein leidenschaftliches Bekenntnis zur "Weltmusik" (ich habe diesen Begriff nicht mehr gehört, seit Nick Hornby sich in "High Fidelity" darüber lustig machte, wann war das, 1996?). Zweitens, weil ich überall nur noch deutschsprachige Musik höre, mit Melodien und Texten dicht am Schlager. Das ist, zugegeben, keine Volksmusik, aber es ist auch kein Beleg dafür, dass heute in der Massenmusik Intellektualität, Kosmopolitismus und das Schaffen von Distinktion und Diffetenz so bedeutsam wären. Mir scheint, es geht eher um das Gegenteil: das Betonen basaler Gefühle (die "wir alle gleich" empfinden), das Sprechen einer Sprache, die "wir alle verstehen", Melodien, die niemanden überfordern, etc.
Mag sein, dass ich mich gerade in Nebensträngen der Diskussion verrenne, aber der Punkt ist: Kosmopoliten vs. Kommunitaristen, das ist ein interessanter Ansatz, um über die Welt nachzudenken und in vielen Punkten ein plausibles Modell. Aber nur weil etwas plausibel ist, ist es noch nicht wahr.
Der Medienwissenschaftler Clay Shirky hat das zur Wahl von Trump sehr treffend in einem Tweet zusammengefasst: "We brough fact-checkers to a culture war".