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Die Klimawende hat in Deutschland bereits mehr als 200 Milliarden Euro gekostet und der Staat hat bedrückend wenig vorzuweisen für diese Summe. Wohlmeinend haben die Planer in Berlin micromanagement betrieben: Den Diesel gefördert, bestimmte erneuerbare Energien und ausgewählte neue Techniken zur Zukunft des Landes erklärt. Die Erfahrung zeigt, dass es selten gut geht, wenn staatliche Planung bestimmte Mittel festzuklopfen versucht (Windräder, Dieselmotoren), anstatt die Rahmenbedingungen auf bestimmte Ziele hin auszurichten und den Markt über die Mittel und Wege entscheiden zu lassen.
Der Economist bringt in seiner aktuellen Ausgabe (die insgesamt der Klima-Krise gewidmet ist) einen Artikel über die Bemühungen von Unternehmern, effektive Lösungen für das Klima-Problem zu finden. Teilweise tun sie dies aus philanthropischen Gründen, teilweise wollen sie mit der Entwicklung neuer Technologien Geld verdienen. Beides ist nicht schlimm, solange es dem Klima nutzt. Es geht u. a. um Firmen wie Beyond Meat (Fleisch auf pflanzlicher Basis), BYD (Elektroautos in China) und Bill Gates‘ Finanzierung für Techniken, das CO2 aus der Luft zu filtern und in Treibstoff zu verwandeln.
Das alles bringt mehr, als die stets phantasielosen staatlichen Bemühungen. Gemeinsam ist den Klima-Unternehmern, dass sie nicht versuchen das menschliche Verhalten zu ändern (Fleischverzicht, Autoverzicht, Flugreiseverzicht), sondern den Menschen nehmen, wie er nun mal ist. Sie entwickeln Produkte, die den sittlichen und staatlichen Vorgaben zum Umweltschutz entsprechen und dennoch die menschlichen Vorlieben für den Konsum und das leichte Leben befriedigen. Dies scheint mir der erfolgversprechendste Weg nach vorne zu sein.
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Kann ich grundsätzlich zustimmen: Unternehmen bewirken mehr als der Staat.
Wo ich aber Widerspruch erhebe ist dieser Teilsatz: "sondern den Menschen nehmen, wie er nunmal ist". Diesem würde ich erst zustimmen, wenn man ihn zu "sondern den Konsumenten nehmen, wie ihn wachstumskonditionierte Institutionen über Jahrzehnte erschaffen haben" umformuliert.
Die Aufgabe solcher Gesetzmäßigkeit beanspruchenden Formulierungen, die ja bei genauerer Anschauung epistemologisch über eine quasi-religiös behauptete Natur des Menschen nicht hinauskommen, würde es uns erleichtern, endlich das Trugbild des selbsterfüllenden Konsumenten hinter uns zu lassen und Offenheit für die möglichen Veränderungen des institutionellen Rahmens zu zeigen, die solche Unternehmen tatsächlich leisten können.
Bei einem solchen Schritt ginge es bei Weitem nicht nur darum, über ein verändertes sprachliches Framing aus drohenden "Verzichten" eine lohnenswerte Verbesserung der Lebensqualität zu basteln, sondern wirklich darum zu verstehen, dass wir neben dem Wachstum attraktive Alternativen haben und, bei allen anzuerkennenden Segnungen, die uns Kapitalismus und technischer Fortschritt in den letzten 200 Jahren beschert haben, endlich einzugestehen, dass das Wachstumsparadigma trotzdem an seine Grenzen gekommen ist.
Wenn wir verstehen, dass es die faktische Realität kapitalistisch wirtschaftender Unternehmen war, welche die Normen für den Institutionenrahmen hervorgebracht hat in den unser Wirtschaftsystem heute gebettet ist und eben nicht die menschliche Natur, dann können wir auch darauf vertrauen, dass Unternehmen, die es einfach anders machen, ebenfalls Normen etablieren und auf lange Sicht (u.U. auch unter Mithilfe des Staates) auch den institutionellen Rahmen verändern werden.
Um es noch einmal einfach zu formulieren: Unternehmen wie die im Text angesprochenen verändern bereits die Welt. Deswegen sind sie erfolgreich, nicht weil sie sich anpassen! Der Erfolg von beispielsweise Beyond Meat liegt nicht in der behaupteten Natur des Menschen, sondern ganz im Gegenteil in der Suche sozial denkender und fühlender Menschen nach einer Alternative zu Massentierhaltung und Ausbeutung. Der Erfolg der GLS Bank liegt in ihrer konsequenten Ausrichtung auf das Gemeinwohl, der Erfolg des fairen Handels in seinem Versprechen auf bessere Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern...
Erst im zweiten Schritt kommen wieder die Kapitalisten ins Spiel. Weil sie meist gut beobachten und in der Suche nach der Alternative einen Markt sehen. Der kann ausgebeutet werden... muss aber nicht! Dieses "Muss aber nicht", ist wichtig, denn erst diese Zwanglosigkeit in der Wahl der Unternehmensziele überwindet den Automatismus des Wachstumsparadigmas.
Über diesen Weg kann Wachstum vom unkontrollierbaren, unüberwindbaren Selbstzweck auch wieder zum kontrollierbaren Mittel werden. Denn bis zu einem gewissen Punkt ist es ja nichts Schlechtes.