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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Im Juni 2018 begegneten sich Armutsforscher Christoph Butterwegge und Philosoph Richard David Precht auf dem Philosophie-Festival phil.cologne, um über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) zu streiten. Im Deutschlandfunk Kultur lassen sich nun einige Schlaglichter der Diskussion nachhören. Die Fronten verlaufen nicht überraschend: Precht nebelt durch Menschheitsgeschichte und Zukunftsdystopien, um eher waghalsige Wunschexperimente an komplexen Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen zu plausibilisieren. Butterwegge vermengt verschiedenste BGE-Modelle zu einem neoliberalen Strohmann, der sich immer wieder leicht abbrennen lässt.
Am Ende gewinnt aber wohl Butterwegge nach Punkten. Seine alternative Idee einer »Grundsicherung, die bedarfsgerecht, armutsfest und repressionsfrei sein müsste«, unterscheidet sich eigentlich nur im Namen von einem Grundeinkommens-Modell, ist aber realistischer umsetzbar. Und man muss »Bedingungslosigkeit« schon sehr kleinkariert definieren, um darin nicht auch eine Bedarfsprüfung unterbringen zu können. Denn solange die vorgeschlagene Grundsicherung – anders als etwa bei Hartz IV – frei von Repressionen bleibt, steht sie jedem Bürger – bei Bedarf – bedingungslos zur Verfügung.
Im Fall von Transferleistungen wie dem Kindergeld, das durch ein BGE wegfallen könnte, beteiligt sich Precht sogar unmittelbar an der Strohmann-Konstruktion. Im Radiobeitrag kommt die entsprechende Stelle leider nicht vor, sie ist aber Teil der Druckfassung des Streitgesprächs im aktuellen Philosophie Magazin:
Precht: Sie haben es genau erfasst. Ich möchte nicht, dass jemand, der 1500 Euro Grundeinkommen hat und keine Perspektive auf einen Beruf, auf die Idee kommt, fünf Kinder zu kriegen.
Butterwegge: Also das ist jetzt nicht mehr nur neoliberal, sondern schon sozialreaktionär.
Fun-Fact: Unter den Bedingungen des BGE-Modells, das Precht vorschlägt, wäre ich jetzt nicht hier, um diesen Beitrag piqen zu können. Das bedingungslose Grundeinkommen als Biopolitik? Nein, danke.
Quelle: Simone Miller Bild: Daniel Bockwoldt,... deutschlandfunkkultur.de
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Aus meiner Sicht ist es absolut fahrlässig anzunehmen, dass alle Bürger dieses Landes eigenständig genug wären und ihr Leben meistern könnten, wenn der Staat ihnen 1000-2000 € überweisen würde.
(das Problem mit der Inflation bzw. Teuerungsrate lasse ich jetzt mal außen vor)
1. können viele Menschen nicht mit Geld umgehen
2. löst Geld allein nicht die Probleme aller Menschen
dazu zählen u.a.:
- Suchtkranke (Drogensucht, Spielsucht etc.) Wo würde deren Grundeinkommen wohl landen?
- Jugendliche, die über Konsum/ Materialismus ihr Selbstwertgefühl steigern und sich (gerade durch die Möglichkeiten von Ratenzahlungen und eCommerce) früh Überschulden:
https://www.youtube.co...
- Menschen aus sogenannten Harz4 - Dynastien denen häufig jeglicher Erfahrung und Vorbilder fehlen eigenmotiviert und zielstrebig den eigenen Tag zu strukturieren und langfristig auf ein Ziel hinzuarbeiten. (bitte jetzt nicht als Harz4 Bashing verstehen)
- Opfer von Kredithaien:Nach dem Untergang des "Ostblocks" haben sich z.B. sehr viele Menschen in Georgien überzogenen Kredite andrehen lassen, die Folge Überschuldung, Pfändungen, Hausräumungen
https://www.arte.tv/de...
- (die meisten) Schulabbrecher
...
Mein Vorschlag wäre daher eine Kombination aus Gutscheinen bzw. Punktesystem/ Sachleistungen/ Zugangsmöglichkeiten/ Beratung und Geld.
Nach gängigen Studien sind Faktoren für ein zufriedenes Leben u.a.:
Beschäftigung, (soziale)Anerkennung, Respekt, Freiräume sich (weiter zu)entwickeln, Sozialkontakte, Mobilität, Internet, genug Nahrung, die Möglichkeit sicher und bequem zu schlafen.
Wie könnte dies gelingen? Ein Vorschlag:
Als Basis gibt es eine Grundversorgung in Form von Sachleistungen z.B.:
Grundpauschale für Strom, Wasser, Heizung, Datenübertragung,
X Fahrten im ÖPNV/ DB/Sharing Diensten, Zugang zu (Fort-)Bildung / Sportangebote, Lebensmittelgutscheine (nicht Harzt4 Gutscheine eher wie in Frankreich = keine Stigmatisierung)
Diese könnte auch im bestimmten Umfang ein-/umgetauscht werden.
z.B. eine ICE fahrt gegen 2 Monate Schwimmbad.
Weiter müsste zunächst das Bildungssystem reformieren werden, so dass Kinder und Jugendliche zu selbstbewussten, kreativen, kritisch denkenden, neugierigen, selbstständigen Menschen heranwachsen. Die mit sich selbst im reinen sind und für sich Ziele und Wünsche formulieren können.
Während ihrer Entwicklung sollten den jungen Menschen dafür ausreichend Lehrer/Sozialpädagogen/ Psychologen und später Ausbilder/Mentoren/Coaches/ Professoren zur Seite zu stehen, mit deren Unterstützung sie ihre Energie sinnvoll* kanalisieren können. (*sinnvoll ist jetzt recht schwammig, aber mir geht es zunächst um das große Bild)
Im Zeiten des sogenannten lebenslangen Lernens betrifft das eigentlich alle.
Das bedeute barrierefreie, hochwertige, personalisierte (Fort-)Bildungsangebote für die gesamte Bevölkerung. Weiterhin sollte jedem bei Bedarf der Zugang zu einer psychologische Beratung/ Unterstützung/ Therapie möglich sein.
Dies ist gepaart mit Zuschüsse für die Umsetzung von Gründungen/ Initiativen/ Projekten Dafür könnte die KFW ausgebaut werden. Je erfahrender und psychisch stabiler ein Mensch ist desto freier könnte dieser über sein Budget/Zuschuss verfügen.
In einem bestimmten Umfang sind diese Zuschüsse zinsfrei, ersetzten aber keine Kredite der KFW.
Ab einem bestimmten Alter/Reifegrad erhalten Bürger dann zusätzlich gestaffelt ein BGE.
Ich finde das Gespräch am Ende enttäuschend, weil beide einfach von anderen Grundannahmen ausgehen und dann engagiert aneinander vorbei diskutieren.
Precht meint, dass sich durch die Digitalisierung alles ändert und wir deswegen radikal andere Gesellschaftsmodelle brauchen. Seine Idee dazu ist eine Form des Grundeinkommens.
Butterwege hält die Digitalisierung für eine neoliberale Geschichte, die benutzt wird, um Arbeitnehmern Lohn- und Sozialkürzungen abzupressen. Die Auswirkungen durch die Digitalisierung sind seiner Meinung nach auf alle Fälle geringer einzuschätzen als die der Elektrifizierung, weil die Elektrifizierung der Digitalisierung vorangeht [ein großes Hä von meiner Seite???]. Darum sollten wir einfach den Sozialstaat in seiner jetzigen Form verbessern.
Wem man dann in der Diskussion mehr Punkte gibt, hängt einfach von den eigenen Annahmen ab.
"Und man muss »Bedingungslosigkeit« schon sehr kleinkariert definieren, um darin nicht auch eine Bedarfsprüfung unterbringen zu können". Genau das ist der Punkt, an dem sich die Katze in den Schwanz beißt. Schaut man sich in Foren an, was die vielen Anhänger des BGE glauben, so geht doch das Gros davon aus, dass es eben keine Bedarfsprüfung gibt ("wer es nicht braucht, wird es auch nicht nehmen" kommt viel häufiger vor) - und ich finde, dass man "bedingungslos" eben nicht kleinkariert auslegt, wenn man davon ausgeht, dass es eben GAR KEINE Bedinungen geben wird. Zumindest ist doch mit guten Gründen davon auszugehen, dass genau darauf gepocht wird, wenn es einmal eingeführt ist. Und das ist die große Gefahr dieses Begriffes, den Butterwegge zurecht beim Wort nimmt. Letzten Endes ist der Begriff ein irreführendes, wahrscheinlich populistisch sehr brauchbares Narrativ, wenn man doch eigentlich "nur" die Einführung (oder Reform) der bedarfsbedingten Grundsicherung meint, was ein sehr wichtiges Vorhaben ist. Gerade weil es sich bei diesem Mechanismus um einen essentiellen handelt (definierend, was wie gerecht, sozial und Teil der kollektiv stets zu sichernden individuellen Menschenwürde sein soll), muss man, finde ich, die dahinterstehende Idee als solche klar benennen.
...habe es anders verstanden. Butterwegge will kein wie auch immer geartetes allgemeines GE - er will den Sozialstaat schützen und verbessern und ahnt, aus meiner Sicht mit Recht, das neoliberale Gespenst, das die Hintertüre BGE nutzen will, um alle möglichen Verantwortungen los zu werden.. Andersherum sehe ich nicht, dass Precht dieses Gespenst ist - er führt dieses Gespräch irgendwie sehr defensiv, weil abstrakt und auf der Suche nach neuen Konzeptionen. Da ist er gegenüber dem realpolitischen Ansatz von Anfang an unter Druck. Es gelingt beiden leider nicht, da eine Brücke zu schlagen. Precht ist zu eitel, um seine Defensive zu realisieren und Butterwegge zu eitel, um darauf zu verzichten, das auszunutzen.
Und auch wenn das Precht-Bashing vermutlich bald offiziell als E-Sport zugelassen wird und ich da auch gelegentlich zu den Zockern gehöre - seine Stärke ist es gerade auch unfertige Positionen und Themen einzubringen und sich angreifbar zu machen. Aber ist er wirklich "sozialreaktionär"? Und was meinst du mit "biopolitisch"?