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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Ging es in meinem ersten piq noch aus Bodenperspektive um die Hindernisse des sozialen Aufstiegs, bietet Thomas B. Edsall in der New York Times hier nun einen Überblick wissenschaftlich relevanter Positivfaktoren für die Aufwärtsmobilität. Mehr als konkrete Talente, entscheiden eine Reihe von Charakterstärken darüber, ob Menschen der soziale Aufstieg gelingt. Für die Ökonomen Richard V. Reeves, Kimberly Howard und Joanna Venator gehören dazu etwa Belastbarkeit, Neugier, Selbstkontrolle und die Belohnungsverzögerung. Insbesondere der letzte Punkt hat durch populäre Experimente mit Marshmallows und Werbung für Überraschungseier größere Aufmerksamkeit erfahren.
Reeves, Howard und Venator kommen in ihrer Studie „The Character Factor" zu dem Ergebnis, dass besonders in den unteren Einkommensschichten und bei alleinerziehenden Elternteilen die vorteilhaften Charaktereigenschaften seltener vorkommen. Der Ökonom und Nobelpreisträger James Heckman sieht als Grund dafür das Aufwachsen von Kindern in prekären Verhältnissen, in denen es schwer möglich ist, die förderlichen Charakterstärken zu entwickeln. Der Autor Paul Tough stimmt ihm im The Atlantic lesenswert zu. Ein Teufelskreis entsteht: Wächst man in relativer Armut auf, nimmt man besser sofort einen Marshmallow, statt unrealistisch später zwei zu erwarten. Die Armut verfestigt sich und auch die kommenden Generationen wachsen prekär auf.
Die von Edsall daraus gezogenen Schlüsse beziehen sich auf die US-amerikanische Gesellschaft, lassen sich aber sicher ebenso auf deutsche Verhältnisse übertragen: Effektive Armutsbekämpfung muss vor allem für Kinder sichere Umgebungen schaffen, in denen sie die für den Aufstieg notwendigen charakterlichen Stärken überhaupt erst entwickeln können. Der klassizistische Gassenhauer von der angeborenen Armut hilft dabei ebenso wenig weiter wie eine demütigende Hartz-IV-Bürokratie sowie soziale Stigmatisierungen. Auf den zweiten Marshmallow wartet man nur, wenn man der Gesellschaft vertrauen kann.
Quelle: Thomas B. Edsall Bild: Bryan Thomas nytimes.com
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