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Volk und Wirtschaft

Abschied vom Shareholder-Value-Prinzip?

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteDienstag, 15.12.2020

Vor etwa einem halben Jahrhundert hat der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Milton Friedman das so genannte Shareholder-Value-Prinzip für Aktiengesellschaften ausformuliert. Heute gilt dieses Prinzip als grundlegende normative Vorgabe für so gut wie alle Unternehmen, an denen Manager ihr Handeln ausrichten.

Angesichts sozialer Verwerfungen und sich am Horizont ankündigender ökologischer Katastrophen ist das Shareholder-Value-Prinzip unter Druck geraten. Statt einer einseitigen Orientierung an Aktionärsinteressen rücken wieder gesamtgesellschaftliche und kommunale Interessen, ArbeitnehmerInneninteressen und ökologische Belange in den Blick.

Unter diesem neuen Vorzeichen haben 181 Firmenchefs, die alle der US-amerikanischen Lobbyorganisation Business Roundtable angehören, 2019 ein Manifest veröffentlicht, mit dem sie nach eigenem Bekunden dieser Entwicklung Rechnung tragen wollen.

Heike Buchter hat in einem Beitrag für DIE ZEIT diese Entwicklung nachgezeichnet und das Manifest auf seine Glaubwürdigkeit befragt, ob es das Potenzial hat und sich eine ernst gemeinte Absicht dahinter verbirgt, die bestehende neoliberal geprägte normative Grundlage wirtschaftlichen Handelns zugunsten einer neuen, an sozialen und ökologischen Notwendigkeiten ausgerichteten, normativen Grundlage zu verändern und weiterzuentwickeln.

Abschied vom Shareholder-Value-Prinzip?

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

    Es wäre schön, wenn sich Artikel wirklich an dem Text orientieren würde, den er kritisiert. Was auch heißen würde, sich mit den originalen Argumenten von Friedman auseinanderzusetzen und nicht nur mit der Überschrift bzw. dem was man meint, was der Autor gemeint haben soll. Und Friedman schreibt:

    "Die Diskussionen über eine „gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft“ zeichnen sich aus durch analytische Willkür und einen Mangel an gedanklicher Stringenz. Was genau ist mit Verantwortung der „Wirtschaft“ gemeint? Nur Menschen können für etwas verantwortlich sein. Bei Unternehmen handelt es sich um künstliche Persönlichkeiten und als solche können sie nur künstliche Verantwortung tragen, aber die Wirtschaft insgesamt kann noch nicht einmal in diesem vagen Sinne Verantwortung tragen. Ein erster Schritt zu mehr Klarheit über die Doktrin von der sozialen Verantwortung der Wirtschaft besteht in der Klärung, was dies konkret bedeutet und für wen.

    Bei den verantwortlichen Individuen handelt es sich vermutlich um Geschäftsleute, also Unternehmenseigentümer oder Manager bzw. Unternehmensführer. Da ein Großteil der Debatte über soziale Verantwortung Unternehmen betrifft, werde ich im Folgenden über die Manager sprechen und die Eigentümer außen vor lassen.

    In einem System freien Unternehmertums mit Privatbesitz an Produktionsmitteln ist der Manager ein Angestellter der Eigentümer. Er ist seinem Arbeitgeber unmittelbar verantwortlich. Diese Verantwortung besteht darin, das Unternehmen nach ihren Wünschen zu führen, was normalerweise bedeutet, unter Einhaltung gesellschaftlicher Normen, wie sie in Gesetzen oder ethischen Gepflogenheiten verankert sind, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Selbstverständlich kann es auch Eigentümer mit anderen Zielvorgaben geben. Eine Gruppe von Personen kann sich zur Gründung eines wohltätigen Unternehmens, wie z.B. eines Krankenhauses oder einer Schule, zusammenschließen. Der Manager eines solchen Unternehmens erhält dann nicht das Gewinnziel als Vorgabe, sondern das Angebot bestimmter Dienstleistungen.

    Worauf es ankommt ist, dass in beiden Fällen der Manager in seiner Funktion als Unternehmensführer der Agent der Individuen ist, denen das Unternehmen oder die wohltätige Institution gehört. Gegenüber diesen besteht seine primäre Verantwortung. ...." (https://www.misesde.or...)

    Er schiebt die Einhaltung sozialer Normen nicht nach. Diese sind immer Bestandteil des Handelns von Managern. Es sei denn, das Handeln ist kriminell. Und Stakeholder Values gehören einerseits klar in den Bereich sozialer und politischer Normen. Andererseits können sie, unternehmerisch klug eingesetzt, auch den Gewinn steigern.Von der philosophischen oder ideologischen Interpretation in die Realität wächst als die Komplexität und wir kommen mit der schwarz/weiß Analyse einzelner Sätze nicht weiter.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      Er beschreibt auch seine Sicht auf den Unterschied zw. den Sphären von Politik und Wirtschaft:

      "Das politische Prinzip des politischen Mechanismus lautet Übereinstimmung. Der Einzelne muss eher allgemeinen sozialen Zwecken dienen, ob diese nun durch Kirchen, Diktatoren oder Mehrheiten festgelegt werden. Dabei mag der einzelne durchaus etwa durch Stimmabgabe ein Mitspracherecht haben. Ist er aber überstimmt, muss er sich fügen. Es ist zulässig, dass einige andere dazu verpflichten, zu einem allgemeinen sozialen Ziel beizutragen, ob sie nun wollen oder nicht.

      Leider ist Einstimmigkeit nicht überall herzustellen. Es gibt auch einige Bereiche, die ohne Einstimmigkeit nicht funktionieren, weshalb meines Erachtens auf den politischen Mechanismus nicht völlig verzichtet werden kann.

      Nimmt man die Doktrin der sozialen Verantwortung aber ernst, weitet sich der politische Mechanismus unweigerlich auf alle menschlichen Aktivitäten aus. Hinsichtlich seiner philosophischen Grundlagen unterscheidet er sich nicht von den meisten, eindeutig kollektivistischen Lehren. Der einzige Unterschied besteht in der Behauptung, kollektivistische Ziele wären ohne kollektivistische Mittel zu erreichen. Deshalb habe ich sie in meinem Buch „Kapitalismus und Freiheit“ als „fundamental subversive Doktrin“ in einer freien Gesellschaft bezeichnet und festgestellt, dass in einer solchen freien Gesellschaft „für Unternehmen nur eine einzige soziale Verantwortung besteht – die Ressourcen für Aktivitäten zu nutzen, die möglichst viel Gewinn erbringen, unter Einhaltung der Spielregeln, d.h. sich im offenen und freien Wettbewerb zu engagieren, ohne Täuschung und Betrug.“

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 4 Jahre

    Interessante philosophische Frage, ob ein Manager, der sozial und fair handelt, "das Geld anderer Leute ausgibt" und damit seine Kompetenzen überschreitet. Ignoriert vollkommen das Machtgefälle in der Gesellschaft.
    Während klassische Konservative die Macht- und Reichtumsstruktur der Gesellschaft gutheißen und erhalten wollen und Sozialisten sie abschaffen oder wenigstens verbessern wollen, negieren "Neoliberale" die Existenz dieses Gefälles vollkommen und sehen nur noch unabhängig handelnde, durch nichts als den Geld-Ware-Tausch verbundene (oder getrennte) ökonomische Individuen. Sie zementieren die Struktur so, indem sie sie nicht mehr wahrnehmbar und damit nicht mehr diskutierbar machen. Krass.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      "Das Machgefälle" ist mir zu pauschal und eindimensional. Moderne Gesellschaften zeichnen sich ja nicht durch ein Machtmonopol aus, sondern durch sehr differenzierte Strukturen. Weder "die Wirtschaft" ist ein einheitlicher Machtblock noch "die Politik". Es gibt Gewerkschaften, NGO, Kirchen, Wohlfahrtsvereine usw. usw. Die Interessen all dieser Akteure sind selbst widersprüchlich. Unternehmen z.B. wollen einerseits geringe Löhne andererseits solvente Kunden, die die Produkte auch kaufen können, die sie produzieren.... Und zementiert ist doch da gar nichts. Ganze Industriezweige sind verschwunden, Parteien kommen und gehen, den € gibt es erst 20 Jahre, der Ostblock verschwand vor 30 Jahren.

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