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Arbeit 2050: Wenn der letzte Hammer gefallen ist

transform Magazin
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transform MagazinMittwoch, 01.12.2021

Europa im Jahr 2050: Die Automatisierung hat weite Teile der Wirtschaft und Industrie erfasst. Jobs, wie man sie vor 20 Jahren kannte, gibt es nicht mehr. Und die Menschen? Sind zufriedener als je zuvor. Der Auszug einer Utopie:

Wo früher einmal die Bürogebäude außerhalb der Arbeitszeiten eine düstere Leere ausstrahlten, haben nun Wohnprojekte Einzug gehalten. In einigen der alten Großraumbüros gibt es jetzt riesige Räume für alle zum Chillen. Aus Meetingräumen sind Schlafzimmer geworden. Darüber liegen die Dachgärten, wo alle grillen. Andere Bewohner haben Wände eingezogen und leben ein wenig zurückgezogener. Zwang, den gibt es hier nicht mehr: Keiner geht in aller Herrgottsfrühe einen schlechten Kaffee schlürfen, keiner muss stundenlang Exceltabellen angucken. Niemand erzwingt Gemeinschaft. Die Einsamkeit, sie ist trotzdem etwas seltener geworden.

Vor zwanzig Jahren noch dachten immer alle, die Leute in den Büros würde es schon nicht erwischen. Damals arbeiteten hier die Menschen, die einmal zur Mittelschicht zählten. Sie haben Versicherungen verkauft, Rentenfonds verwaltet und Finanzierungen vergeigt. Das alles war auch ganz prima. Es passte ja in die Zeit! Die Manager brauchten Geld, um ihr Unternehmen auf Wachstumskurs zu manövrieren. Nur so entstanden Jobs und die Angestellten bekamen ihr Gehalt. Die wiederum wollten sich dann gegen alles Mögliche versichern: Berufsunfähigkeit zum Beispiel. Nicht mehr arbeiten zu können, das wäre für einen Menschen aus jener Mittelschicht damals noch das Ende gewesen. Und selbst, wenn alles glatt lief, brauchte man später noch Geld für die Zeit, in der man zu alt für die Arbeit wurde. Die Knete für die Rente war wiederum davon abhängig, wie stark die Wirtschaft wuchs. Kurz gesagt: Ohne Wachstum funktionierte das ganze System nicht.

Als die Automatisierung immer mehr Bereiche des Lebens erfasste, brach dann alles schnell zusammen. Es erwischte zuerst die Leute ganz unten. Diejenigen, die sich am wenigsten wehren konnten. Arbeiter in der Logistikbranche schleppten plötzlich keine Pakete mehr. Riesige Lastwagen, welche die Pakete dann durchs Land fahren sollten, brauchten irgendwann keine Fahrer mehr. Aber als die Paketschlepper und Fahrer alle arbeitslos wurden, war das Geschrei erstmal groß. Auf der Straße wurde demonstriert, gegen die Maschinen. Politiker versprachen neue Jobs. Etwas unspektakulärer, aber fast gleichzeitig, lief es in den Büros ab. Schreibtischtätigkeiten wie Marketing wurden automatisiert, denn die Werbung erreichte immer genau die Person, die am ehesten auf »Bestellen« klicken würde. Ein Computer konnte das besser als jeder Experte. Auch die Buchhaltung und Steuererklärungen erledigte ein Rechner vollständig. Und selbst Versicherungen liefen irgendwann einfach fast von alleine. So wurden dann auch die Büros immer leerer.

Es ist nicht so, dass es heute gar keine Arbeit mehr gibt. Aber es ist deutlich weniger. Früher forderten Intellektuelle die 15-Stunden-Woche und wurden dafür ausgelacht. Heute ist das mehr als das, was wir für normal halten. Einige Menschen arbeiten auch einfach gar nicht mehr. Wozu auch, wenn es nicht nötig ist? Arbeit war doch immer dazu da, Probleme zu lösen. Dabei hat sie oft mehr Probleme verursacht. Um nicht zu sagen: Viele wichtige gesellschaftliche Veränderungen wären gar nicht möglich gewesen ohne die Abschaffung der Arbeit. Sonst hätten wir wohl noch immer überall Autos mit nur einem einzigen Passagier auf den Straßen. Dazu eine riesige Waffenindustrie, die unseren gesamten Planeten gefährdet. Alles, nur damit die Leute Jobs haben.

Am Anfang dachten alle: Was mache ich jetzt mit der ganzen Zeit?

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Arbeit 2050: Wenn der letzte Hammer gefallen ist

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