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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Wie die meisten Ideen und die entsprechenden Umsetzungen kann, so der ECONOMIST, auch Nationalität als Konzept positiv oder negativ wirken.
Die positive Art - die Liebe zum eigenen Land - kann eine Kraft für das Gute sein. "Sie ist die stärkste Grundlage für die Solidarität zwischen Menschen, die sonst nur wenige Gemeinsamkeiten haben", schreibt Yascha Mounk in "The Great Experiment: How to Make Diverse Democracies Work". ….. Weil der Gedanke gutartig und - außer an einigen westlichen Universitäten - unumstritten ist, wird der positive Nationalismus von fast allen Politikern unterstützt. Kaum einer würde zugeben, sein Land nicht zu lieben.Eine Analyse in der aktuellen Ausgabe stellt nun fest, dass die paranoide Variante des Nationalismus global auf dem Vormarsch ist. Dieser negative Nationalismus besteht darin, die Angst und das Misstrauen gegenüber Außenseitern zu schüren. Dabei kann es sich um Ausländer oder inländische Minderheiten handeln.
Vielleicht weil diese paranoide Variante auf einem tief verwurzelten Instinkt beruht - dem Wunsch, den eigenen Stamm/Volk zu schützen -, ist sie äußerst wirksam.Zunehmend merken skrupellose Staatschefs, dass sie mit der Methode, die Menschen gegen erfundene Bedrohungen zu verteidigen, ihre Macht in Wahlen erhalten können. Und damit werden Regierungen nicht nur bösartiger, sondern offensichtlich oft auch korrupter. Wie die Beispiele zeigen, ist es egal, aus welcher politischen Richtung diese Staatschefs kommen, ob Putin in Russland, Orban in Ungarn, Tunesiens Präsident Kais Saied, Nicaraguas Präsident Ortega (einst ein revolutionärer Marxist) oder Chinas Führer der kommunistischen Partei und Präsident Xi Jinping – sie alle nutzen das Instrument nationalistischer (Feind)Propaganda.
dass sich die Regierungen zwischen 2012 und 2021 verstärkt auf den Nationalismus stützten, um sich zu rechtfertigen. (Genauer gesagt, auf eine Ideologie, die ein nationalistisches Element enthält. Dies kann auch andere Elemente wie Populismus oder Islamismus beinhalten.) Die Veränderung war signifikant ……
Dieses Maß für den Nationalismus von Regierungen wurden dann mit Daten über die Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor von Transparency International (ti) für die Jahre 2012 bis 2021 kombiniert.
Mithilfe eines statistischen Modells fanden wir heraus, dass dort, wo Regierungen auf nationalistische Rhetorik setzen, um an der Macht zu bleiben, der öffentliche Sektor nach Meinung von Experten viel korrupter ist. Vergleicht man die Länder seit 2012 mit sich selbst, so stellt man fest, dass mehr nationalistische Rhetorik mit mehr Korruption und weniger Nationalismus mit weniger Korruption verbunden ist. Diese beiden Ergebnisse bleiben auch nach Kontrolle der Durchschnittseinkommen und deren Veränderungen sowie der weltweiten Trends bei Nationalismus und Korruption bestehen.
Wobei z. B. China eine bemerkenswerte Ausnahme darstellt – es wurde zugleich "sauberer" und nationalistischer. Insgesamt ist die Korrelation aber weltweit statistisch signifikant:
Ein Anstieg des Nationalismus um eine Standardabweichung korrelierte mit einem Korruptionssprung von 5,31 (auf einer Skala von 0 bis 100), wenn man Länder miteinander vergleicht, und einem Sprung von 0,13 Punkten, wenn man innerhalb der Länder vergleicht. Letzteres mag gering erscheinen, doch ändern sich die Korruptionswerte in der Regel nicht wesentlich. Interessant ist, ein vorlaufender Anstieg des Nationalismus kündigte einen zukünftigen Anstieg der Korruption an.
Wie könnte es zu dieser Korrelation kommen? Im Artikel wird Daniel Eriksson von ti zitiert. Er sieht drei Faktoren, wie der Nationalismus Machtmissbrauch und Korruption fördern kann.
Politiker können nationalistische Leidenschaften anheizen, um ihr Amt zu gewinnen oder zu behalten. Indem sie ihren Verwandten oder Kumpanen Einfluss gewähren, können sie versuchen, den Staat zu erobern. Und indem sie Kritiker als Verräter abstempeln, können sie die Kontrollmechanismen aushöhlen, die die Plünderung öffentlicher Gelder verhindern.
Ja, nationalistische Argumente sind ein süßes Gift, einfach zu verstehen, emotional ergreifend.
"Wählt mich, und ich werde die Schulen schrittweise verbessern" ist zwar eine gute Plattform, aber ein langweiliger Slogan. "Der Stamm nebenan greift uns an!" ist ein elektrisierender Slogan.
Gerade wenn man es mit konkreten Lösungsvorschlägen für unsere komplexen Probleme vergleicht. Die zu verstehen erfordert eine ständige Anstrengung. Der perverse Nationalismus ist daher auch ein Zeichen der Überforderung und Unmündigkeit der Bürger. Was keine Entschuldigung sein kann, wenn eine Gesellschaft versagt.
Auch wenn alle Fälle, alle Autokratien etwas anders sind, der im Artikel als ein Beispiel gewählte Fall Nicaragua ist durchaus typisch.
Daniel Ortega, der Präsident, war einst ein revolutionärer Marxist. Er schoss sich 1979 an die Macht, verlor aber 1990 eine Wahl. Entschlossen, die Macht wiederzuerlangen und zu behalten, dämpfte er seinen Marxismus, steigerte die antiamerikanische Hetze, gewann 2006 eine Wahl und hat seitdem die Demokratie schrittweise abgewürgt.
Die Wahl dieses Feindbildes ist durchaus clever. Die Vereinigten Staaten haben vor Jahrzehnten tatsächlich die Konterrevolution in diesem Land unterstützt. Diese Bedrohung ist allerdings längst vorbei,
aber Ortega behauptet immer noch, seine Gegner seien "Agenten des Yankee-Imperiums", die "schon lange nicht mehr Nicaraguaner sind". Im Februar ließ er mehr als 300 Dissidenten die Staatsbürgerschaft entziehen.
Für die Familie Ortega hat sich die Zeit an der Macht gelohnt. Neben wichtigen Fernsehsendern (und damit den Propagandamitteln)
kontrolliert die Familie schätzungsweise 22 Unternehmen in Branchen von Energie bis Immobilien. Nicaragua ist auf der ti-Skala um satte zehn Punkte korrupter als 2012 und rangiert nun schlechter als der Kongo.
Wie gefährlich diese überzogene nationalistische Schiene ist, zeigt eine im Artikel zitierte Auswertung von fast 500 Bürgerkriegen. Demzufolge ist
die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs fast doppelt so hoch ist, wenn die politischen Parteien ethnisch motiviert sind. Und Instabilität ist etwa 30 Mal wahrscheinlicher, wenn es sich bei dem betreffenden Land weder um eine Diktatur (die Unruhen unterdrücken kann, bevor sie eskalieren) noch um eine vollständige Demokratie (in der Streitigkeiten in der Regel friedlich gelöst werden) handelt.Es ist also diese "unreife" Form von Demokratien, die anfällig zu sein scheint. Sie befinden sich entweder in Phasen des Niederganges, der Dekadenz wie vielleicht die USA (?) oder entgleisen im Entstehen. Wirtschaftliche Probleme, fehlendes Wachstum und Armut treiben diese Prozesse.
Quelle: ECONOMIST EN www.economist.com
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Danke sehr - den Begriff der Dekadenz finde ich allerdings auch etwas unpräzise.
hochinteressant, danke.