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Volk und Wirtschaft

Staaten und ihre Zentralbanken - die Mütter der Wirtschafts- und Finanzkrisen?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlDienstag, 25.09.2018

Während es populär ist, die Finanzkrise 2008 vorrangig den gierigen Banken und Bankern anzulasten, vertritt der Autor die Meinung, dass die Ursachen eigentlich ungeklärt sind. Er sieht diese Krise als Bestandteil einer seit den 1980er Jahren anhaltenden und immer noch laufenden Schuldenblase bei Staaten, Unternehmen, Banken und Verbrauchern. Hervorgerufen letztendlich als Reaktion auf schwaches Produktivitätswachstum.

All diese Schulden schufen das zerbrechliche Kartenhaus, das nur ein leichtes Zittern brauchte, um einzustürzen. Die US-Notenbank initiierte dieses Zittern durch die Erhöhung der Leitzinsen. Sie begründete dies damit, die schuldengetriebene Wirtschaft abzubremsen, bevor sie überhitzt wurde.

Über die Subprime-Hypothekenkrise breitete sich ein Liquiditäts- und Finanzierungsschock über die internationalen Finanzmärkte aus. Die Zentralbanken schoben nun noch mehr Liquidität in die Märkte um den Flächenbrand zu stoppen. Aber das verbreitete Narrativ von der „Rückkehr des Staates“ hält der Autor für falsch. Die Zeiten vor 2008 waren keine Zeiten in denen Staaten geschrumpft wurden und der „freie Markt“ triumphierte. Neoliberalismus hat sich so nicht ereignet:

Der Staat hatte sich nie aus der wirtschaftlichen Intervention zurückgezogen. Die öffentlichen Ausgaben sind kaum gesunken. Vielmehr hat sich die Regulierung der Märkte weiter fortgesetzt. Schon die berühmte „Deregulierung“ der Finanzdienstleistungen stellte eine aktive staatliche Politik zur Förderung der Finanzialisierung anstelle früherer produktiver Tätigkeiten dar.

Die Stärke der Erzählung über den Neoliberalismus erklärt er aus einer „seltsamen Allianz“ zwischen Linken und Rechten. Die Linken suchten eine Entschuldigung für den sinkenden Einfluss auf die Gesellschaft, die Rechten wollten sich mit den „freien Märkten“ schmücken und die populistische Politik (nicht den Staat) aus der Wirtschaft heraushalten. Eine für mich überzeugendere Gesamtthese als die Ursachenreduktion auf die Banken.

Staaten und ihre Zentralbanken - die Mütter der Wirtschafts- und Finanzkrisen?

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Kommentare 7
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 6 Jahren

    Die Argumentation liest sich etwas wirr für mich. Wenn Deregulierung kein Rückzug des Staates ist, was dann? Das der Rückzug des Staates aus einigen Bereichen wiederum politisch gewollt ist, ist kein Widerspruch. Ich würde also durchaus von einem Rückzug sprechen, nur ist/war der Staat eben Subjekt, nicht Objekt.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Jahren

      Hat es wirklich eine Deregulierung gegeben? Wenn ich das richtig sehe, war z.B. das Programm zum Kauf von Immobilen für ärmere Schichten in den USA ein staatlich gewollter und regulierter Prozess. Und er lief durchaus nach den Regeln ab. Und man glaubte schon, dass der Staat das steuern kann.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 6 Jahren

      @Thomas Wahl Du spielst auf Freddie Mac / Fanny Mae an? Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel für die Rolle der Regierung an der Krise - keine Frage. Aber lässt sich damit die These stützen, dass es keine Deregulierung gab? Was ist mit der aufgehobenen Trennung von Investment- und Geschäftsbanken oder Finanzierungen mit Eigenkapitalquoten von nahe Null? Dass der Staat diese Entwicklungen steuert(e) bestreite ich nicht (s.o.).

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Jahren

      @Frederik Fischer Also Basel II (2007) war eher eine stärkere Regulierung gegenüber Basel I (1988). Seit 1988 mussten Banken mit mindestens acht Prozent „haftendem“ Eigenkapital im Verhältnis zur ausgegebenen Gesamtkreditsumme ausgestattet sein. Basel II und III haben das eher erhöht. Eigenkapitalquoten wurde m.W. vor der Krise nicht regulativ abgesenkt? Aber nach der Krise hat man gesehen, sie sollten höher sein.
      Die Frage ist ja, was heißt Regulierung? Wenn Regulierung Verbot bedeutet und Deregulierung Aufhebung von Verboten, dann war die Aufhebung des Verbotes der Trennung von Investment- und Geschäftsbanken eine Deregulierung und nicht einfach eine Regeländerung. Das Beispiel wird immer als erstes genannt. War es wirklich ausschlaggebend? Die seit 1974 fortschreitende Regulierung durch den Baselprozess hingegen findet man selten in der Literatur.

    4. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 6 Jahren

      @Thomas Wahl Die Änderungen durch Basel II waren für den Ausbruch der Krise aber doch unerheblich? Evtl. haben sie die Erholung nach dem Crash verzögert.
      Deine Bemerkungen zur Eigenkapitalquote haben mich auf diesen spannenden Artikel gestoßen: http://www.faz.net/akt...
      Danke jedenfalls für deine ergänzenden Ausführungen. Beschämend, dass ich (so wie die meisten JournalistInnen) auch zehn Jahre nach der Krise immer noch bestenfalls Halbwissen über die Zusammenhänge von Krise und Staatshandeln habe.

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Jahren

      @Frederik Fischer Ja, Basel II wurde sicher nicht mehr wirksam gegen die Krise. Wenn es überhaupt eine wirksame Maßnahme gegen die Folgen solcher Kreditblasen gibt. Vielleicht gar nicht erst anfangen, rechtzeitig aufhören. Aber das billige Geld ist ja so was wie eine Droge gegen das nachlassende Produktivitätswachstum. Selbst die sozialistischen Staaten hatten sich ja seinerseits überschuldet für mehr Konsum, Wachstum und gegen geringe Produktivität .....
      Danke für den FAZ-Artikel. Es ist sicher so, dass Eigenkapital keine Finanzkrise verhindert aber evtl. Kosten reduziert. Im Grunde wissen wir alle zuwenig über komplexe Finanz- und andere Krisen, über Ökonomie und Gesellschaft überhaupt. Und wir verlassen uns zu schnell auf die einfachen Erklärungen (Vorurteile?) ....

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 6 Jahren

      Noch mal zur Finanzkrise: https://www.zeit.de/20...

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