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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Für mich geht es um die klassischen Themen: soziale Gerechtigkeit und Frieden. Links sein heißt für mich zu verhindern, dass einige absahnen und andere ausgebeutet werden, und außenpolitische Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit Diplomatie zu lösen. Das sind die linken Themen, mit denen ich mich immer identifiziert habe.Ob man wirtschaftliche und/oder soziale Konzepte als Links, Rechts oder überhaupt einordnet, das hängt u.a. davon ab, von welchen theoretischen oder ideologischen Annahmen man selbst bei der Einordnung ausgeht. Jens Jessen hat in der Zeit vorgeschlagen die Unterscheidung anhand der klassischen linken Basis/Überbau-Theorie vorzunehmen. Um es mit Marx zu formulieren:
In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte notwendige von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen.Daraus folgt, so die Interpretation im empfohlenen Artikel:
Rechtsabweichler waren im 20. Jahrhundert diejenigen Linken, die den Kontakt zur bürgerlichen Mitte suchten, indem sie marktwirtschaftliche Positionen vertraten oder den sogenannten „Überbau“ von Kultur, Geschlecht und „Race“ betonten. Linksabweichler nahmen dagegen einen orthodox-marxistischen Standpunkt ein, der in der ökonomischen „Basis“ verankert ist und Klassenfragen stellt. Deshalb, so Jessen, sei Wagenknecht, die nicht gern gendert und es mit der Willkommenskultur nicht übertreiben will, eine Linksabweichlerin, die den „Überbau“ nebensächlich findet.Demzufolge wäre Wagenknecht keine Rechtsabweichlerin, wie man es ihr wegen der Nähe zu einigen Positionen der AfD (z.B. bei der Flüchtlingsfrage oder der Kritik des Genderns und der sogenannten Wokeness) teilweise vorwirft. Jessen sagt dazu in der ZEIT:
Aber die Diagnose ist historisch falsch. Was man in sozialistischen Staaten, zur Zeit ihrer Blüte, oder in kommunistischen Parteien unter Rechtsabweichung verstand, war keine Nähe zum Faschismus – die Faschisten haben immer, in ihrem Elitenhass und der Vergötzung des "Volkes", bestimmte sozialistische Positionen geteilt. Rechtsabweichung hieß etwas anderes, nämlich Kompromisse mit dem Klassenfeind zu schließen oder für wünschenswert zu halten, zum Beispiel mit kapitalistischen Staaten, bürgerlichen Parteien, privatwirtschaftlichen Strukturen. Um Rechtsabweichlerin zu sein, müsste Sahra Wagenknecht heute die Nähe zu CDU oder FDP oder, früher für noch schlimmer gehalten, zu Sozialdemokraten suchen, kurz: zum Establishment.
Nach der reinen marxistischen Grundüberzeugung aller kommunistischen Parteien lassen sich gerechte Verhältnisse nur durch grundlegende Änderungen der ökonomischen Basis, sprich durch die Beseitigung des Privateigentums an Produktionsmitteln erreichen. Keinesfalls hilft ein Herumdoktern am Überbau – Jessen in der ZEIT:
Wer meint, durch Sprachregelungen die Lage der Frau oder unterdrückter Minderheiten zu verbessern, durch eine Willkommenskultur den Migranten zu helfen (statt die Ausbeutung in Afrika zu beenden), der tut in diesem Sinne nichts Gutes, er pfuscht nur im Überbau herum und hilft, die wahren Machtverhältnisse zu verschleiern – er arbeitet am seinerzeit berühmten "Verblendungszusammenhang".Ist Sahra Wagenknecht deshalb eine Linksabweichlerin, die den „Überbau“ nebensächlich findet? Moritz Rudolph, der Autor des Philomag verneint das eher. Mit den klassischen historischen Linksabweichungen habe Sahra Wagenknecht nichts am Hut:
Sie ist nicht internationalistischer als die Linkspartei, eher schwebt ihr ein „Sozialismus in einem Land“ vor, dessen Grenzen gut bewacht sind – auch nach außen: Revolutionsexport hält sie für Anmaßung, Einmischungen in fremde Angelegenheiten – in der Ukraine, in Taiwan oder im Nahen Osten – weist sie zurück. Auch eigentumspolitisch ist Wagenknecht nicht radikaler als ihre Partei. Von Umsturz und Enteignung redet sie kaum, eher von Zerschlagung der Großkonzerne und Stärkung des Mittelstands. Zum Entsetzen ihrer ehemaligen Genossen erklärt sie seit Jahren, dass eine reine Planwirtschaft nicht funktioniere und dass es ohne Markt nicht gehe. Damit gibt sie sich als Erbin Nikolai Bucharins zu erkennen, dem prominentesten Rechtsabweichler und Vordenker der Neuen Ökonomischen Politik, die in den 1920er-Jahren eine vorübergehende Liberalisierung der Sowjetwirtschaft einleitete.
Man könnte meinen, das Wagenknecht sich nicht mehr als Marxistin sieht. Daher auch nicht mehr nach den marxistischen Annahmen zu charakterisieren ist. Sondern eher als eine Schumpeterianerin,
die das Kapital zügeln will, indem sie innovative Unternehmer gegenüber gierigen Kapitalgebern stärkt. Nach Revolution klingt das nicht. Eher nach Linkskapitalismus. Von ihrer kommunistischen Vergangenheit hat sich Wagenknecht schon vor Jahren distanziert.
Wagenknecht will auch keine Kulturrevolution und keinen neuen Menschen.
Sie kritisiert den wachsenden Vorschriftenkatalog für korrektes Sprechen, Essen, Autofahren und Heizen. Wer, wie Trotzki, am homo sapiens arbeitet, ist ihr suspekt – die Grünen zum Beispiel, die an Bogdanows kulturrevolutionäres Erbe anschließen, das über den Umweg von 1968 in ihre Hände gelangt ist.Und so erklärt sie: „Ludwig Erhards Anspruch, Wohlstand für alle zu schaffen, das ist für mich linke Politik“. Für Oliver Nachtwey in der FAZ ist Sahra Wagenknecht daher eine klassische Populistin:
Das Establishment ist korrupt und inkompetent, die Bevölkerung wird nicht repräsentiert. Anders als ihre Anhänger es glauben, handelt es sich aber mitnichten um einen Linkspopulismus, denn dieser setzt auf Partizipation als Antwort auf die Usurpation der Demokratie durch die Eliten. Wagenknechts Ansatz der Ressentimentbewirtschaftung gegen das linksliberale Establishment lässt sich mühelos auf neue politische Felder übertragen.Eine wunderbar feine Ironie auch, was Nils Markwardt in der ZEIT meint. Wagenknechts wilden Mix als "Linkskonservatismus" zu bezeichnen, sei zwar nicht falsch, treffe aber vielleicht nicht den Kern.
Denn was die Marx- und Hegel-Leserin Wagenknecht mit diesem Schlagwortgewitter erzeugt, ist vielmehr ein politisches Gefühl, das auf die Aufhebung aller Gegensätze abzielt. Nun ist das zwar fast jedem Populismus eigen, weil dieser per definitionem eine Art mythologisierte Einheit des Volkes beschwört. Doch nimmt das bei Wagenknecht eine sehr spezifische Form an. Ihr politisches Projekt wirkt zumindest rhetorisch wie der Entwurf einer Art bundesdeutschen Einheitspartei, einer CDU-FDP-SPD-AfD-Linke-Grüne-Partei.Mir scheint die ganze Diskussion um linke oder rechte Orientierung müßig. Letztendlich ist es m.E. eher egal, ob sie mehr lechts oder eher rinks ist. Sie tut, was fast alle Politiker tun. Ihr Versprechen, ihr, das Volk müsst nichts weiter machen. Wählt mich und ich löse eure Probleme. Ein Schiff wird kommen und den Wohlstand bringen. Mehr Geld für alle und alles. Das Ende aller Widersprüche. Wer's glaubt.
Quelle: Moritz Rudolph www.philomag.de
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Eine unsinnige Fragestellung, es sei denn, man bezeichnet die SPD vor der Agenda, als links.
Im Vergleich zu heute war sie das in jedem Fall. Obwohl ich mit dieser idiotischen Klassifizierung, Links, nichts anfangen kann. Wird doch nur noch als Abwertung genutzt.
Entscheidend ist, dass Sahra nichts weiter als die alten Werte der SPD vertritt, was der heutigen SPD natürlich weh tut.
Meine Güte, wo sind wir heute nur mit unserem Denunzierungs Niveau gelandet.
Das tut richtig weh