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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Nur wenige Begriffe sind wahrscheinlich soweit zur Schablone reduziert und wenige Denkströmungen so ihrer Komplexität beraubt worden wie "der Neoliberalismus".
„Neoliberalismus“ wird heute meist als Schimpfwort für das gebraucht, was einigen Linken am Kapitalismus nicht gefällt. So werden alle widersprüchlichen Phänomene des aktuellen Lebens wie etwa stagnierende Reallöhne, Ungleichheit oder Umweltzerstörung regelmäßig dem „Neoliberalismus“ angekreidet, als sei das ausreichend, um diese Entwicklungen und zugleich den Neoliberalismus zu verdammen.
Der Ursprung wird meist in der Chicagoer Schule der Wirtschaftswissenschaften sowie bei Ronald Reagan und Margaret Thatcher gesehen. Aber sein wissenschaftlich-intellektueller Ursprung ist eher zentraleuropäisch als anglo-amerikanisch.
Sicher, der Neoliberalismus war nie nur eine ökonomische Lehre, sondern auch (oder gar in erster Linie, wie der Autor meint) ein politisches Projekt. Teilweise hervorgegangen aus der Kritik sich später neoliberal nennender europäischer Ökonomen an den sich ausbreitenden Nationalstaaten, die aus der Auflösung der Imperien nach dem Ersten Weltkriegs hervorgingen. Als Alternative bzw. als Ergänzung zur Nation sahen sie eine Mischung von „Weltregierung“ und „individueller Freiheit des Konsumenten“.So waren viele der Gründer der 1947 gegründeten ... Mont-Pélerin-Gesellschaft, darunter nicht zuletzt von Mises und Hayek, im Kaiserreich aufgewachsen, um der nun untergegangenen österreichisch-ungarischen Monarchie zu dienen. Sie waren unglücklich über ihre Auflösung und begannen, das alte Reich und eine weitere untergegangene Institution, den Völkerbund, als gute Modelle für eine internationale Föderation zu preisen. Solche Nationalstaatsgrenzen überschreitende Organisationen waren ihrer Ansicht nach geeignet, wirtschaftliche Einheit zwischen den Ländern herzustellen und die Vorteile einer größeren Arbeitsteilung sicherzustellen.
Folgerichtig waren die Neoliberalen vor dem zweiten Weltkrieg für die supranationale staatliche Intervention - allerdings, um die kapitalistische Ordnung und das private Eigentum zu erhalten. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wollte von Mises sogar den Völkerbund in eine internationale Regierung umwandeln. Ziel - die freie Bewegung von Waren, Diensten, Geld und Menschen sichern. Damit nahm er
die „vier Freiheiten“ des Binnenmarkts der Europäischen Union voraus. Zweifellos glaubte von Mises an die „unsichtbare Hand“ des Markts. Aber er glaubte auch, der freie Markt benötige die „eiserne Hand“ – .... – eines supranationalen Staats, um ihn zu schützen.
Viele Neoliberale (u.a. von Mises, Hayek und Robbins) schlugen eine Art „Doppelregierung“ aus nationale und supranationalen Staaten vor.
Was sie als „kulturelle“ Angelegenheiten bezeichneten könnte nach wie vor auf nationaler Ebene geregelt werden, aber die Führung der Wirtschaft würde von der Nation getrennt und auf Weltebene verfolgt. Dieses System der „Doppelregierung“ galt ihnen als Möglichkeit, ihr Ziel zu realisieren: die Trennung der Politik von der Ökonomie.
Man versteht das Denken und Handeln der ökonomischen Strömungen nicht ohne Bezug auf die fürchterlichen Folgen der Weltwirtschaftskrise. Es ging darum, eine Staatsstruktur zu finden, die es ermöglicht, solche totalen Zusammenbrüche von Märkten zu verhindern. Also keinen Minimalstaat, sondern einen neuen Typ von Staaten im globalen Rahmen. Wichtige Weichen zum Denken der Neoliberalen war das Walter Lippmann Colloquium 1938 in Paris. Wo auch der Begriff "Neoliberalismus" geprägt wurde.
Das Ziel war nicht nur, den Staat zu begrenzen, sondern die Art Staat zu entwickeln, der notwendig war, um den Zusammenbruch des Markts zu verhindern. Zahlreiche Teilnehmer der Konferenz waren sich einig, dass der sich selbst regulierende Markt ein Mythos sei, und wussten aus bitterer Erfahrung, dass ein sich selbst korrigierender Markt nicht funktionierte. Die Wirtschaft brauchte daher die Unterstützung des Staats. Schon von Beginn an war die Idee einer wirtschaftlichen Rolle des Staats über die Funktion des „Nachtwächters“ hinaus, ein prägender Bestandteil des neoliberalen Denkens.
Der Autor meint, dass man das Vorurteil, der globalistische Neoliberalismus sei „gegen“ den Staat, zwar selektiv aus den Protokollen des Kolloquiums herauslesen könne. Teilnehmer polemisierten heftig gegen die „Illusion der Kontrolle“ durch Staaten und gegen staatssozialistische Konzepte. Nur entspricht das weder der Realität noch der Komplexität neoliberalen Denkens.
Quelle: Phil Mullan www.novo-argumente.com
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Ja, sie haben den "Faschismus sehr unmittelbar" erlebt. Aber anders als im Artikel beschrieben.
Ludwig von Mises: "Es kann nicht geleugnet werden, daß der Faszismus und alle ähnlichen Diktaturbestrebungen voll von den besten Absichten sind und daß ihr Eingreifen für den Augenblick die europäische Gesittung gerettet hat. Das Verdienst, das sich der Faszismus damit erworben hat, wird in der Geschichte ewig fortleben."
Zum ersten Mal wurden ihren Theorie praktisch nach dem Militärputsch in Chile. Wachten sie dann auf?
Im Juli und August 1978 machte Hayek seine Unterstützung für das Regime Pinochets in vier Leserbriefen an die britische Zeitung The Times publik. Dort schrieb er: „I have not been able to find a single person even in much maligned Chile who did not agree that personal freedom was much greater under Pinochet than under Allende.“ Hayek traf im Rahmen seiner Reise nach Santiago den Diktator Augusto Pinochet, den er als „honorable general“ und mehrere Regierungsmitglieder die er als “educated, reasonable and insightful men” charakterisierte.