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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Wir scheinen uns langsam an den Ukrainekrieg zu gewöhnen – er wird zum Alltagsereignis. Auch der Konflikt mit China, die Ereignisse im Iran, beunruhigen nur noch begrenzt. Man sieht diese Ereignisse gewöhnlich nicht als bedrohliche Gesamtstrategie. Unsere moralisierende Außenpolitik (und nicht nur die) folgt ihrem gewohnten Lauf. Richard Herzinger zeichnet nun in der NZZ ein sehr bedrohliches, leider auch realistisches Szenario – eine potenzielle Weltkriegsallianz der Diktatoren unserer Welt gegen den Westen.
Das blitzt auf, wenn sich etwa Wladimir Putin mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un trifft. Oder wenn der Iran Drohnen und mehr nach Moskau liefert. Auch China agiert gegenüber Russland und seinem Krieg in der Ukraine eher undurchsichtig. Seine Absicht gegenüber Taiwan allerdings formuliert es auch gegenüber dem Westen knallhart. Selbst Serbien träumt wohl im Windschatten von Russlands Krieg von einer Revanche gegenüber Kosovo und Bosnien-Herzegowina. Die Diktatoren in Syrien und Weißrussland sind ebenfalls an Bord. Die kleinen Despoten wittern Morgenluft. Und Russland ist offensichtlich dabei, systematisch eine weltweite Kriegsfront gegen westliche Demokratien aufzubauen.
Doch im Westen wird das Ausmass der Bedrohung, die ihm durch das Entstehen einer gegen ihn gerichteten potenziellen Weltkriegsallianz erwächst, längst noch nicht ausreichend erkannt. Weiterhin hängt man in westlichen Hauptstädten der illusionären Vorstellung an, Moskau werde sich über kurz oder lang zu «Verhandlungen» über einen «gerechten Frieden» (Olaf Scholz) für die Ukraine bereitfinden. In Wahrheit rüstet sich Russland massiv für eine jahrelange Fortsetzung seines genozidalen Feldzugs gegen die ukrainische Nation.
Und wer genau hinhört, bemerkt, dass die russische Führung den Überfall auf die Ukraine
nur als ersten Akt des viel grösseren Kriegs gegen die Nato betrachtet, durch den die weltpolitische Dominanz des demokratischen Westens ein für alle Mal beseitigt werden soll. Das Ziel des kriminellen Regimes in Moskau ist nicht weniger, als die gesamte auf universellen Werten und Normen gegründete internationale Ordnung zum Einsturz zu bringen und sie durch das Recht des Stärkeren zu ersetzen.
Wiederholt sich jetzt die Autosuggestion des Westens, die ihn am Tag des Überfalles auf Kiew so unvorbereitet dastehen ließ, gerade im globalen Maßstab? Was ist aus der Zeitenwende geworden, die unser Kanzler ausgerufen hat? Klammert sich der Westen nicht immer noch an die Hoffnung,
die Widersprüche zwischen den Kräften innerhalb der autokratischen Phalanx seien zu gross, als dass diese dauerhaft zusammengehalten werden könnte. Tatsächlich aber kennen Iran, dessen theokratisches Regime von der apokalyptischen Erwartung einer anbrechenden Weltherrschaft des Islam angetrieben wird, Russland, das sich als Beschützer und Retter des von liberaler «Dekadenz» bedrohten «christlichen Abendlands» aufspielt, und die streng atheistische Diktatur Nordkoreas (die den Glauben an ein höheres Wesen freilich durch die Vergottung ihres weltlichen Führers ersetzt hat) keinerlei weltanschauliche Berührungsängste, wenn es gegen den verhassten Westen geht.
In den USA sehen wir derweil Spielchen zwischen Republikanern und Demokraten, die die Unterstützung der Ukraine bis hin zum Zusammenhalt des Westens überhaupt massiv gefährden. Bundeskanzler Scholz weigert sich beharrlich, militärisch dringend notwendige Marschflugkörper zu liefern und von einer gemeinsamen europäischen Verteidigungsinitiative hört man auch nichts. Man möchte ausrufen – Völker hört die Signale:
Der Kollaps der regelbasierten internationalen Ordnung könnte schneller eintreten, als man es im Westen zumeist wahrhaben will.
Quelle: Richard Herzinger Bild: NZZ www.nzz.ch
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Der brutale Überfall der Hamas, das sadistische Ausleben von Haß wirkt wie eine Bestätigung: Der Kollaps der regelbasierten Ordnung, die Verhöhnung der wichtigsten Menschenrechte - der Sicherheit an Leib und Leben - nimmt Fahrt auf.
Danke den Herren Engelberg und Wahl für ihre aufschlussreiche und m. E. wichtigen Aspekte in ihrem Austausch!
»Its all about the economy, stupid,« ist doch der Merksatz, der von Clinton übrig geblieben ist. Der gilt auch heute. Die Abgrenzung des Ostblocks, wie man ihn auch immer definiert, bringt eine neue Nomenklatura hervor, das heißt jede Menge wirkmächtige Posten und unendliche Opportunitäten, Vermögenswerte umzuverteilen und eine Günstlingskaste zu formen.
Und dann sind da noch die Alpha-Männchen in den Machtzentralen der Länder der Welt. Da gehts zu, wie bei »House of Cards«. Klar, dass die NZZ davon eine riesige Verschwörungstheorie macht.
Trotzdem Danke für die Aufbereitung des Artikels!
Wo hat es in der bisherigen Geschichte seit dem Peloponnesischen Krieg eine wirkmächtige Allianz von Diktaturen gegeben?
Die bislang größte und wirkmächtigste der bisherigen Geschichte war die antifaschistische Koalition von Demokraten und Diktatoren (!) Anfang bis Mitte der 1940er Jahre gegen den Faschismus im weitesten Sinn. Oder gibt es ein Gegenbeispiel?
Alles deutet auf eine multipolare Welt hin, wie sie Herfried Münkler hier skizziert:
https://www.piqd.de/ze...
und in seinem neuen, bald herauskommenden Buch, das ich gerade vorab lese, ausführt:
https://www.rowohlt.de...